DOX
DOX ist eine dänische Zeitschrift und im Netz gibt es sie im Grunde nicht. Sie widmet sich, ganz und gar, mit Haut und Haar, dem Dokumentarfilm. Es gibt sechs Ausgaben im Jahr, vor mir liegt die für Mai/Juni. Darin wird kurz berichtet, dass Suzette Glendel als Direktorin des Pariser Dokumentarfilmfestivals "Cinéma du Réel" nach einem Eklat zurückgetreten ist. Die zweite Vorstellung des sehr israelkritischen Films "Route 181 - Fragments of a Journey" von Michel Khleifi und Eyal Sivan wurde von den Organisatoren (u.a. das Kulturministerium, das Centre Pompidou) abgesagt - aus Angst, dass der Film dem Antisemitismus Vorschub leisten könnte. Glendel betrachtet dies als Eingriff in ihre Kuratorenfreiheit und gibt ihren Posten nach 17 Jahren ab.
Im Bericht aus Paris wird der Film von Anette Olsen so beschrieben:
More moderate views are also expressed, but the main issue of the film seems to be to zoom in on the most radical views that separate the two sides of the conflict, and that describe the kind of reality that exists in Israel today.
Gezeigt wurde der Film "Clean Thursday" des Russen Aleksandr Rastorguev - "a reflection on the Chechnya wrapped in lyrical images", und deshalb in Russland verboten.
Auch in seiner Heimat von der Zensur unterdrückt: "Dream of Silk" der iranischen Filmemacherin Nahid Rezaei, die ihr altes Gymnasium besucht hat - und die Klagen der jungen Frauen über die unwürdigen Lebensbedingungen für Frauen im Iran dokumentiert.
Es gibt ein Interview mit dem chilenischen Dokumentarfilmer Patricio Guzmán, das dem Buch "The Documentary Makers" von David A. Goldsmith entnommen ist. Darin berichtet Guzmán unter anderem, wie ihm im Jahr des Sturzes von Salvador Allende Chris Marker mit Filmmaterial aushalf, ohne das der Polit-Doku-Klassiker "The Battle of Chile" nicht hätte entstehen können.
Barbara Lorey de Lacharrière berichtet (als Jurorin) aus Mumbai von großem Streit um das renommierte MIFF (Mumbai International Film Festival), das in diesem Jahr erstmalig nur von der Zensur genehmigte Filme zeigte. Einige renitente Filmemacher haben spornstreichs ein Gegenfestival gegründet, VIKALP. Dem MIFF hat die Maßnahme geschadet:
The sad fact that filmic quality was certainly not the major criterion of the selection committee became abundantly clear as the festival programme unfolded. [Der Vorsitzende der internationalen Jury, der Australier Tom Zubricki meinte bei der Abschlussveranstaltung]: "We felt that many of the films included were simply not documentaries. Instead, they appeared to be sponsored and promotional programs.
Lobend erwähnte werden dennoch: "Surpryio Sen's poignant, personal documentary about the largely unknown horrors of the partition of India, Way Back Home", der alle drei Hauptpreise gewann. Außerdem der bulgarische Balkan-Film "Whose is the Song?" von Adela Peeva.
Rezensionen: Sehr gelobt wird der iranische Film Kurzfilm (27 min) "Siyamo: The Black-Haired Girl" von Mahmoud Reza Sani, der den Rezensenten Jerry White in der Verwischung der Grenze zwischen Realität und Fiktion an Kiarostamis "Close Up" erinnert:
This film is, then, part of the next step for Iranian cinema. It takes the formal and thematic elements that have made Iran such a hotbed of exciting work in film, and mixes them with the digital technology that is transforming image-making all over the world."
Cecilia Lidin ist fasziniert von Sonja herman Dolz' "The Master and his Pupil", der eine Meisterklasse des Dirigenten Valerie Gergiev beobachtet.
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