Chrestien de Troyes: Yvain
Roman (1170)
Im Kern nicht eine, sondern mehrere Geschichten des Verfehlens und Verkennens. Schon in der Dopplung des Namens des Helden wird es ersichtlich: Yvain / Der Löwenritter. Im Laufe der aventiure spaltet er sich: nach außen, in ein unpsychologisch Auswendiges gebrachte Zweiteilung.
Urszene: Eine Quelle im Wald, ein Unwetter, das ausgelöst wird, ein Mann, der auftaucht. Yvain siegt, tötet den Mann und bekommt die Frau, die zunächst vor Schmerz um den Toten ganz wahnsinnig ist. Eine solche Frau, denkt Yvain, könnte selbst Gott nicht noch einmal schaffen. Es nahen jedoch die Ritter der Tafelrunde, das Land zu erobern, den Mann, den heimlich Yvain - der Ritter auf der Suche nach Ruhm - schon besiegt, zu besiegen. Die Herrin, Landine de Landuc, braucht einen Verteidiger und ehelicht darum Yvain. Der demütigt im Kampf Keu, den Unverschämten. Gauvain aber fordert Yvain, der sich eigentlich glücklich wähnt mit der schönsten Frau der Welt, auf, nicht zu verweichlichen im Eheglück und mit ihm auszuziehen, aventiuren zu bestehen. Landine stimmt zu, mit einem Ultimatum: Kehrst du nach einem Jahr nicht zurück, ist es aus.
Hier rafft der Erzähler ungemein: das Jahr geht vorüber, Yvain achtet, im Eifer der Gefechte, nicht darauf. Lunete, die Zofe der Herrin, eine mächtige Mittlerin, die zentrale Zwischen-Heldin des Romans - tätig, kuppelnd, rettend, später deshalb auch als zu Rettende, zwischen den Helden -, findet ihn, überbringt das Verdammungsurteil der Gemahlin: Kehre niemals zurück! Yvain fällt dem Wahnsinn anheim, zottig und nackt treibt er sich als Wilder Mann herum bis ihn drei Frauen finden, eine von ihnen salbt ihn - überreichlich - mit Anti-Wahnsinns-Salbe. Yvain kann, genesen, weiter kämpfen, tötet eine Schlange, die einen Löwen zu besiegen droht. Der weicht fortan, dankbar, Yvain nicht mehr von der Seite. Hier nun die Namensspaltung: Yvain gewinnt Ruhm und einen ihm weithin voraus eilenden Namen als Löwenritter.
Kämpfe, noch mehr Kämpfe. Den Riesen Harpin vom Berge besiegen. Lunete, jetzt gefangen, schon auf dem Scheiterhaufen, retten. Alles gelingt, aber nur mit Hilfe des Löwen, der stets rechtzeitig beispringt und die Gegner buchstäblich zerfetzt. Verkennungen: Die Herrin, der er zur Hilfe eilt, erkennt ihn nicht. "Herrin! Ihr tragt den Schlüssel bei Euch und habt das Schloß und den Schrein, in dem meine Freude ist, und wißt es nicht." Letzte Großepisode, Zuspitzung des Nicht-Erkennens: Zwei Schwestern, die Ungerechte ruft - mit Zustimmung von König Artur - Gauvain um Hilfe, die Gerechte, in letzter Minute: den Löwenritter, der zuvor noch eine aventiure auf dem "Chastel de pesme avanture" zu bestehen hat und 30 Jungfrauen rettet, wieder mit Hilfe des Löwen.
Dann das Duell der Freunde Gauvain und Yvain, die nicht wissen, wer unter der Rüstung steckt. Der Erzähler hebt an zu einem langen Exkurs darüber, wie es sein kann, dass Liebe und Hass sich im selben Mann vereinen. Haus-Metapher: Die Liebe im einen Zimmer, der Hass im anderen, dazwischen eine Wand, die das Wissen trennt. Psychologie wird in die Metapher externalisiert. Im Kampf erweisen sie sich als einander gleichwertig. Erschöpft ruhen sie am Abend, es steht unentschieden. Endlich verrät Gauvain seinen Namen, Anagnorisis, Wiedererkennen. Aufgipfelung zur Anagnorisitis: Nicht ohne eine erneute List Lunetes erkennt auch Landine de Landuc ihren Ehemann, nicht ohne nur langsam verrauchende Wut verzeiht sie ihm und nimmt ihn zurück.
Im Kern nicht eine, sondern mehrere Geschichten des Verfehlens und Verkennens. Schon in der Dopplung des Namens des Helden wird es ersichtlich: Yvain / Der Löwenritter. Im Laufe der aventiure spaltet er sich: nach außen, in ein unpsychologisch Auswendiges gebrachte Zweiteilung.
Urszene: Eine Quelle im Wald, ein Unwetter, das ausgelöst wird, ein Mann, der auftaucht. Yvain siegt, tötet den Mann und bekommt die Frau, die zunächst vor Schmerz um den Toten ganz wahnsinnig ist. Eine solche Frau, denkt Yvain, könnte selbst Gott nicht noch einmal schaffen. Es nahen jedoch die Ritter der Tafelrunde, das Land zu erobern, den Mann, den heimlich Yvain - der Ritter auf der Suche nach Ruhm - schon besiegt, zu besiegen. Die Herrin, Landine de Landuc, braucht einen Verteidiger und ehelicht darum Yvain. Der demütigt im Kampf Keu, den Unverschämten. Gauvain aber fordert Yvain, der sich eigentlich glücklich wähnt mit der schönsten Frau der Welt, auf, nicht zu verweichlichen im Eheglück und mit ihm auszuziehen, aventiuren zu bestehen. Landine stimmt zu, mit einem Ultimatum: Kehrst du nach einem Jahr nicht zurück, ist es aus.
Hier rafft der Erzähler ungemein: das Jahr geht vorüber, Yvain achtet, im Eifer der Gefechte, nicht darauf. Lunete, die Zofe der Herrin, eine mächtige Mittlerin, die zentrale Zwischen-Heldin des Romans - tätig, kuppelnd, rettend, später deshalb auch als zu Rettende, zwischen den Helden -, findet ihn, überbringt das Verdammungsurteil der Gemahlin: Kehre niemals zurück! Yvain fällt dem Wahnsinn anheim, zottig und nackt treibt er sich als Wilder Mann herum bis ihn drei Frauen finden, eine von ihnen salbt ihn - überreichlich - mit Anti-Wahnsinns-Salbe. Yvain kann, genesen, weiter kämpfen, tötet eine Schlange, die einen Löwen zu besiegen droht. Der weicht fortan, dankbar, Yvain nicht mehr von der Seite. Hier nun die Namensspaltung: Yvain gewinnt Ruhm und einen ihm weithin voraus eilenden Namen als Löwenritter.
Kämpfe, noch mehr Kämpfe. Den Riesen Harpin vom Berge besiegen. Lunete, jetzt gefangen, schon auf dem Scheiterhaufen, retten. Alles gelingt, aber nur mit Hilfe des Löwen, der stets rechtzeitig beispringt und die Gegner buchstäblich zerfetzt. Verkennungen: Die Herrin, der er zur Hilfe eilt, erkennt ihn nicht. "Herrin! Ihr tragt den Schlüssel bei Euch und habt das Schloß und den Schrein, in dem meine Freude ist, und wißt es nicht." Letzte Großepisode, Zuspitzung des Nicht-Erkennens: Zwei Schwestern, die Ungerechte ruft - mit Zustimmung von König Artur - Gauvain um Hilfe, die Gerechte, in letzter Minute: den Löwenritter, der zuvor noch eine aventiure auf dem "Chastel de pesme avanture" zu bestehen hat und 30 Jungfrauen rettet, wieder mit Hilfe des Löwen.
Dann das Duell der Freunde Gauvain und Yvain, die nicht wissen, wer unter der Rüstung steckt. Der Erzähler hebt an zu einem langen Exkurs darüber, wie es sein kann, dass Liebe und Hass sich im selben Mann vereinen. Haus-Metapher: Die Liebe im einen Zimmer, der Hass im anderen, dazwischen eine Wand, die das Wissen trennt. Psychologie wird in die Metapher externalisiert. Im Kampf erweisen sie sich als einander gleichwertig. Erschöpft ruhen sie am Abend, es steht unentschieden. Endlich verrät Gauvain seinen Namen, Anagnorisis, Wiedererkennen. Aufgipfelung zur Anagnorisitis: Nicht ohne eine erneute List Lunetes erkennt auch Landine de Landuc ihren Ehemann, nicht ohne nur langsam verrauchende Wut verzeiht sie ihm und nimmt ihn zurück.
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