Monday, August 02, 2004

Pierre Corneille: Spiel der Illusionen (L'illusion comique)

Drama (1635)

Der Rahmen: Ein Zauberer (Alcandre), ein Vater (Pridamant), der das tyrannische Verhalten gegen seinen Sohn Clindor bereut, den er damit vertrieben hat. Vom Zauberer, der in einer finsteren Grotte lebt, wüsste er gern, wie es dem Sohn geht. Und es funktioniert, der Zauberer ist seiner Zeit medial weit voraus. Je tiefer man sich in die Grotte hineinbegibt, desto besser und illusionistischer ist der Bildempfang. Erst sieht der Vater, mit eigenen Augen, wie der Sohn gegen zwei Mitbewerber - darunter die komische, weil läppische Figur eines von sich über alle Maßen überzeugten, die fernsten Länder der Welt in seiner Fantasie ebenso wie die Frauen besiegenden Bramarbas (Matamor) - das Herz einer höher gestellten Frau (Isabell) gewinnt. Nachdem er den einen der Bewerber (Aldraste) - wohl in Notwehr - tötet, entkommt er, mit Hilfe der Frau und mit knapper Not, aus dem Gefängnis. Zeit für die Konversationsunterbrechung in der Zauberhöhle. Man geht weiter hinein in den Berg, immer finsterer wird's. Eins sagt der Zauberer zwei mal zum Vater: Du darfst die Höhle nicht vor mir verlassen, sonst bist du ein toter Mann. Interessanterweise folgt daraus nie etwas, kein Drama im Drama; eine Frage, scheint es, nur der Zuschauerbindung (d.h. heißt der medialen Bedingungen des Spiels, das hier im Spiel gespielt wird; man darf sich ja die Bühne, wie immer man sich das Bühnenbild vorstellen mag, nicht wegdenken - obwohl sie sich bei der Lektüre, auch dies ein alles andere als verwunderlicher Effekt dieses Spiels der komischen Illusion, wie von selbst wegdenkt). Dann folgt die Darstellung des Lebens des Sohnes ein paar Jahre später. Die Verhältnisse sind wundersam gewandelt. Von der Geliebten, nun seiner Ehefrau ist er entfremdet, an einem fremden Hofe unter falschem Namen aufgestiegen; mit der Frau seines Chefs hat er ein Verhältnis. Seine Frau monologisiert über ihr Schicksal und gestattet ihm zuletzt die Beziehung. Es naht jedoch Rache durch den Gehilfen des Gehörnten. Der tötet den Sohn, dessen Frau trifft der Schlag, der Vorhang fällt. Der Vater ist betroffen. Freilich hat er, klärt ihn der Zauberer als Illusionist (nichts anderes als die Allegorie des Theaterautors) auf, das Wesen des Spiels und so auch den Vorhang falsch verstanden, nämlich bildlich. Dabei war's der Vorhang eines Theaterstücks. Der Sohn und seine Frau sind, nach der Flucht, Darsteller geworden und nicht wirklich tot. Tot sind sie nur im Spiel im Spiel. Es folgt, auf die Zweifel des Vaters an der Berufswahl des Sohnes, eine Lobrede aufs Theater durch den Zauberer. Auch Geld kann man inzwischen gut damit verdienen, versichert er. Damit sind dann alle glücklich, zur intermedialen Vereinigung zwischen Vater und Sohn aber kommt es, wider Erwarten, muss ich zugeben, nicht.

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