Theodor Fontane: Effi Briest
Roman (1895)
Wie die „Marquise von O...“ eine Geschichte, die auf eine Ellipse zuläuft und von der Ellipse wegläuft. Hier aber eine lange Phase der Latenz, die – Effis Sündenfall der vermeintlichen Verjährung zutreibend – die Belanglosigkeit des Geschehens dann grundiert. In der Ausmalung des Bürgerlichen, mitsamt seiner Vorstellungen, auch solchen vom Aussprechlichen wie Unaussprechlichen, zum Verzweifeln genau, ja ausführlich. Der Spuk als Schrecken präfiguriert den Schrecken, der nicht beschrieben, nicht auszusprechen ist: Geschichte vom mutmaßlichen Ehebruch des Chinesen. Dem Roman steht die Mühe seiner Raffinesse ins Gesicht geschrieben: Heliotropen, Immortellen, Vorausdeutungen, motivische, literarische Anspielungen.
Das alles aber auf die bloße Oberfläche aufgetragen, ebenso wie die Ellipse und die Latenz: Wenn es das Unausgesprochene ohne Geheimnis gibt, dann ist es Fontane hier gelungen. Fast sollte man glauben, gäbe es nicht anderes, viel besseres von Fontane (Cecile, Stechlin), es müsse das Überlebte einer Gesellschaftsform nicht nur auf ihre Tragödien noch als kaum interessante Fadheit zurückschlagen, sondern auch – und halb vielleicht nur freiwillig – auf die Darstellung, so sie auf alle Übertreibung und allen Kommentar zu verzichten gewillt ist. Kaum zu glauben, dass Claríns unendlich moderner wirkender Roman Sein einziger Sohn im beinahe selben Jahr entstand, der geradezu jeder der ins Tiefste ihrer Langweiligkeit ausgeloteten Fontane-Figuren etwas Aufregendes entgegenzusetzen hat.
Ja, gerade die Konstruktion ist hier preußisch, noch im Willen zur akkuraten Subtilität. Man glaubt sofort, dass Thomas Mann hier nicht nur seinen Buddenbrook (der Innstettens Sekundant beim Duell ist), sondern auch alles, was ihn oft so unerträglich macht – Überkonstruktion, aufdringliche Symbolismen, Umständlichkeit -, geerbt hat.
Wunderbar freilich das Duell, dessen Sinnlosigkeit (wie die der ganzen Affäre) Fontane in der Eile, mit der er den dramatischen Ausgang schildert, dann doch sehr schön inszeniert.
Wie die „Marquise von O...“ eine Geschichte, die auf eine Ellipse zuläuft und von der Ellipse wegläuft. Hier aber eine lange Phase der Latenz, die – Effis Sündenfall der vermeintlichen Verjährung zutreibend – die Belanglosigkeit des Geschehens dann grundiert. In der Ausmalung des Bürgerlichen, mitsamt seiner Vorstellungen, auch solchen vom Aussprechlichen wie Unaussprechlichen, zum Verzweifeln genau, ja ausführlich. Der Spuk als Schrecken präfiguriert den Schrecken, der nicht beschrieben, nicht auszusprechen ist: Geschichte vom mutmaßlichen Ehebruch des Chinesen. Dem Roman steht die Mühe seiner Raffinesse ins Gesicht geschrieben: Heliotropen, Immortellen, Vorausdeutungen, motivische, literarische Anspielungen.
Das alles aber auf die bloße Oberfläche aufgetragen, ebenso wie die Ellipse und die Latenz: Wenn es das Unausgesprochene ohne Geheimnis gibt, dann ist es Fontane hier gelungen. Fast sollte man glauben, gäbe es nicht anderes, viel besseres von Fontane (Cecile, Stechlin), es müsse das Überlebte einer Gesellschaftsform nicht nur auf ihre Tragödien noch als kaum interessante Fadheit zurückschlagen, sondern auch – und halb vielleicht nur freiwillig – auf die Darstellung, so sie auf alle Übertreibung und allen Kommentar zu verzichten gewillt ist. Kaum zu glauben, dass Claríns unendlich moderner wirkender Roman Sein einziger Sohn im beinahe selben Jahr entstand, der geradezu jeder der ins Tiefste ihrer Langweiligkeit ausgeloteten Fontane-Figuren etwas Aufregendes entgegenzusetzen hat.
Ja, gerade die Konstruktion ist hier preußisch, noch im Willen zur akkuraten Subtilität. Man glaubt sofort, dass Thomas Mann hier nicht nur seinen Buddenbrook (der Innstettens Sekundant beim Duell ist), sondern auch alles, was ihn oft so unerträglich macht – Überkonstruktion, aufdringliche Symbolismen, Umständlichkeit -, geerbt hat.
Wunderbar freilich das Duell, dessen Sinnlosigkeit (wie die der ganzen Affäre) Fontane in der Eile, mit der er den dramatischen Ausgang schildert, dann doch sehr schön inszeniert.
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