Xenophon: Das Gastmahl
Dialog (ca. 385 v.Chr.)
Xenophon war in seiner Jugend ein Schüler des Sokrates, dann verdingte er sich als Söldner in die Perserkriege. Darüber schrieb er, der später auf Seiten Spartas kämpfte, in Sparta im Exil war, in seinem berühmten, zu weiten Teilen autobiografischen Geschichtswerk "Anabasis". Das Gastmahl dagegen ist ein Dialogwerk im von Platon im wesentlichen vertrauten Stil. Der Form nach wenigstens, denn dem philosophischen Ernst steht hier, nahe der Komödie, mancher schlechte, auch mancher gute Scherz entgegen. Kierkegaard hat den allzu schalkhaften, zu unernsten, und seiner Hässlichkeit wegen immer wieder aufgezogenen Sokrates des Xenophonschen "Gastmahls" gehasst.
Zehn Leute versammeln sich beim reichen Kallias, der seinem Geliebten Autolykos zu Ehren ein Gelage veranstaltet und, um die Tafel zu schmücken, ein paar Vertreter der athenischen Hautevolée und Intelligenz dazulädt. Berühmt ist Kallias - darauf wird auch angespielt - im übrigen eher als (faustdick finanzieller) Förderer der Sophisten, nicht des Sokrates. Fahrende Gesellen treten auf, veranstalten Jonglagen, Schwerttänze, eine Frau springt duch einen mit Messern bestückten Ring. Sokrates lobt darauf das weibliche Geschlecht: Wenn es vom Mann richtig geführt wird, dann ist es auch zu Heldentaten bereit. Er wird gefragt, warum er die furchtbare Xanthippe geheiratet hat (dieser Stelle neben einer anderen verdankt diese, sagen die Anmerkungen, ihren schlechten Ruf) und lobt den Trainingseffekt: Wer das Schlimmste zu Hause erträgt, den kann nichts mehr erschüttern.
Es wird getrunken und der Wein gelobt, nicht im Übermaß genossen. Sokrates preist den Tanz, der für eine gute Figur sorgt und einer der Beteiligten führt eine Art Schütteltanz auf: "... so hieß er die Flöenspielerin, das Tempo anzuziehen, und warf alles, Beine, Arme und Kopf zugleich umher." Es muss ein jeder, rundum, die Frage beantworten, "was er für seine wertvollste Fähigkeit hält". Einer der kein Geld hat, sagt: seinen Reichtum - und meint den der Seele. Einer der auch kein Geld hat, sagt: meine Armut - weil er nichts zu verlieren hat. Der Schöne lobt seine Schönheit. Einer kann Homer auswendig und muss sich anhören, dass das die Rhapsoden auch können - und deren Mangel an Intelligenz ist sprichtwörtlich. Sokrates, immer originell: Ich bin stolz auf meine Fähigkeiten als Kuppler. Recht gewendet geht es darum: Er kann dafür sorgen, dass Menschen unter seiner Führung sich angenehm entwicklen. So kuppelt er sie mit allen anderen. "So sprachen sie abwechselnd im Ernst und im Scherz."
Gegen Ende hin: Eine große Rede des Sokrates über Eros, die Liebe. Die zwei Arten der Liebe, die sinnliche und die geistige. An der sinnlichen bleibt kein gutes Haar: Schönheit vergeht, man bekommt sie über, sie ekelt den (jungen) Liebhaber: "Denn der Knapbe teilt - anders als die Frau - mit dem Mann nicht die Wonnen des Liebesgenusses, sondern sieht nüchternen Sinnes einen von Liebe Berauschten". Sie macht putzsüchtig, Zeus hat seine Geliebten nie unsterblich gemacht. Die geistige dagegen: Sie währt, sie macht, dass man dem Geliebten Gutes will und sich von der besten Seite zeigt. Zum Schluss, ein verblüffendes Ende, noch einmal die fahrenden Leute, die eine Art "lebendes Bild" vorführen: Die Hochzeit von Ariadne und Dionsyos. Es geschieht aber eine Art Transsubstantiation: Man sieht nicht das Schauspiel der Liebe, sondern wahre Liebe, keinen gespielten Kuss, sondern einen gefühlten Kuss: "Sie machten nämlich nicht den Eindruck, als hätte man ihnen die Gesten einstudiert, sondern Erlaubnis gegeben, das zu tun, wonach sie sich seit langem sehnten. Als die Gäste schließlich sahen, wie sie einander umschlungen hielten und gleichsam zur Hochzeitsnacht hinausgingen, schworen sich die Unvermählten zu heiraten, und die Verheirateten sprangen auf ihre Pferde und galoppierten zu ihren Frauen, um zu ihnen zu kommen." Auf dieser angenehmen Note endet das Gastmahl.
Xenophon war in seiner Jugend ein Schüler des Sokrates, dann verdingte er sich als Söldner in die Perserkriege. Darüber schrieb er, der später auf Seiten Spartas kämpfte, in Sparta im Exil war, in seinem berühmten, zu weiten Teilen autobiografischen Geschichtswerk "Anabasis". Das Gastmahl dagegen ist ein Dialogwerk im von Platon im wesentlichen vertrauten Stil. Der Form nach wenigstens, denn dem philosophischen Ernst steht hier, nahe der Komödie, mancher schlechte, auch mancher gute Scherz entgegen. Kierkegaard hat den allzu schalkhaften, zu unernsten, und seiner Hässlichkeit wegen immer wieder aufgezogenen Sokrates des Xenophonschen "Gastmahls" gehasst.
Zehn Leute versammeln sich beim reichen Kallias, der seinem Geliebten Autolykos zu Ehren ein Gelage veranstaltet und, um die Tafel zu schmücken, ein paar Vertreter der athenischen Hautevolée und Intelligenz dazulädt. Berühmt ist Kallias - darauf wird auch angespielt - im übrigen eher als (faustdick finanzieller) Förderer der Sophisten, nicht des Sokrates. Fahrende Gesellen treten auf, veranstalten Jonglagen, Schwerttänze, eine Frau springt duch einen mit Messern bestückten Ring. Sokrates lobt darauf das weibliche Geschlecht: Wenn es vom Mann richtig geführt wird, dann ist es auch zu Heldentaten bereit. Er wird gefragt, warum er die furchtbare Xanthippe geheiratet hat (dieser Stelle neben einer anderen verdankt diese, sagen die Anmerkungen, ihren schlechten Ruf) und lobt den Trainingseffekt: Wer das Schlimmste zu Hause erträgt, den kann nichts mehr erschüttern.
Es wird getrunken und der Wein gelobt, nicht im Übermaß genossen. Sokrates preist den Tanz, der für eine gute Figur sorgt und einer der Beteiligten führt eine Art Schütteltanz auf: "... so hieß er die Flöenspielerin, das Tempo anzuziehen, und warf alles, Beine, Arme und Kopf zugleich umher." Es muss ein jeder, rundum, die Frage beantworten, "was er für seine wertvollste Fähigkeit hält". Einer der kein Geld hat, sagt: seinen Reichtum - und meint den der Seele. Einer der auch kein Geld hat, sagt: meine Armut - weil er nichts zu verlieren hat. Der Schöne lobt seine Schönheit. Einer kann Homer auswendig und muss sich anhören, dass das die Rhapsoden auch können - und deren Mangel an Intelligenz ist sprichtwörtlich. Sokrates, immer originell: Ich bin stolz auf meine Fähigkeiten als Kuppler. Recht gewendet geht es darum: Er kann dafür sorgen, dass Menschen unter seiner Führung sich angenehm entwicklen. So kuppelt er sie mit allen anderen. "So sprachen sie abwechselnd im Ernst und im Scherz."
Gegen Ende hin: Eine große Rede des Sokrates über Eros, die Liebe. Die zwei Arten der Liebe, die sinnliche und die geistige. An der sinnlichen bleibt kein gutes Haar: Schönheit vergeht, man bekommt sie über, sie ekelt den (jungen) Liebhaber: "Denn der Knapbe teilt - anders als die Frau - mit dem Mann nicht die Wonnen des Liebesgenusses, sondern sieht nüchternen Sinnes einen von Liebe Berauschten". Sie macht putzsüchtig, Zeus hat seine Geliebten nie unsterblich gemacht. Die geistige dagegen: Sie währt, sie macht, dass man dem Geliebten Gutes will und sich von der besten Seite zeigt. Zum Schluss, ein verblüffendes Ende, noch einmal die fahrenden Leute, die eine Art "lebendes Bild" vorführen: Die Hochzeit von Ariadne und Dionsyos. Es geschieht aber eine Art Transsubstantiation: Man sieht nicht das Schauspiel der Liebe, sondern wahre Liebe, keinen gespielten Kuss, sondern einen gefühlten Kuss: "Sie machten nämlich nicht den Eindruck, als hätte man ihnen die Gesten einstudiert, sondern Erlaubnis gegeben, das zu tun, wonach sie sich seit langem sehnten. Als die Gäste schließlich sahen, wie sie einander umschlungen hielten und gleichsam zur Hochzeitsnacht hinausgingen, schworen sich die Unvermählten zu heiraten, und die Verheirateten sprangen auf ihre Pferde und galoppierten zu ihren Frauen, um zu ihnen zu kommen." Auf dieser angenehmen Note endet das Gastmahl.
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