Paul Auster: Oracle Night
Der Roman beginnt auf schwankendem Grund. Der Ich-Erzähler Sidney Orr ist mit knapper Not dem Tod entronnen, ein Kollaps, ein Sturz, die tatsächlichen Ereignisse verschwinden im Vagen. "Oracle Night" erzählt davon, wie er wieder zu sich kommt, wie er wieder zu schreiben beginnt, wie sich manches Rätsel klärt.
Der Operator Orr - wie or - begegnet dem Operator Chang - wie change - und diese Begegnung wird sein Leben verändern. Das blaue Notizbuch aus Portugal, das Orr bei Chang erwirbt, findet er auf dem Schreibtisch seines besten Freundes wieder. Chang verschwindet aus Brooklyn und Orr wird ihm noch zweimal begegnen. An seinen Zufällen grenzt der Roman ans Fantastische, mitten in Brooklyn. Dazu metafiction galore, eingeschoben ist eine Art Remake und Ausarbeitung der Flitcraft-Episode aus Dashiell Hammetts "Malteser Falken". Ein Mann verschwindet, von einem Tag auf den anderen. Diesen hier schickt Sidney Orr in einen Bunker: eingesperrt, Licht aus, die Geschichte wird am Ende zerfetzt. Orr wird sie als Prophetie verstehen.
Tatsächlich scheinen die vielen Plots, die hier zusammen kommen - in Fußnoten auch, als Vor- und Seitengeschichten -, eher ineinander geschoben als aneinander geknüpft, das ganze auch eine Art literarischer Resteverwertung. So hat etwa eine Hollywood-Umschrift von H.G. Wells' "The Time Machine" nur losen motivischen Kontakt zu den anderen Welten des Romans. Auster/Orr (der Operator slash ist einer der ungenannten Protagonisten des Werks) erzählt von Vergangenheit/Zukunft, Leben/Tod, Vertrauen/Verrat. Prophetie, Zufall, der gewaltsame Einbruch von außen in ein Innen, an dem vieles Illusion ist. Schwankend bewegt sich der Text auf dem Grund der Fußnoten, die Zusätze bieten, aber keine Sicherheit. Das bleibt auf jeder Ebene suspekt. Und behält darin seine Faszination, bis zum Ende, das sein Heil in der gewalttätigen Reduktion des Vieldeutigen sucht.
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