Friday, October 21, 2005

Gotthold Ephraim Lessing: Die Juden

Da wird schlicht, ergreifend, in aller didaktischen Klarheit, die angemessen ist, im Lehrstück vor Augen geführt, welch Unding die Vorurteile gegen die Juden sind. Also ist der Jude des Stücks, als der er ganz zuletzt er sich erst offenbart, ein ausnehmend feinsinniger Mann, der dem Mann, dem er das Leben gerettet hat, die Mühe nicht machen will, sich dankbar erweisen zu müssen. Der aber, gegen die Juden als solche vorurteilsvoll feindselig eingenommen, möchte die Tochter an diesen edlen Mann bringen. Zwischen dem Personal, das um zwei nicht minder stereotype Halunken ergänzt ist, zirkuliert eine gestohlene Dose, die von Mann zu Frau zu Mann und zuletzt an den rechtmäßigen Besitzer gelangend, die Dinge an den rechten Platz rücken wird. Den granitnen Kern der Vorbehalte aber pulverisiert Lessing hier nicht: Die Heirat zwischen der Christin und dem Juden ist, gerettetes Leben hin, gerettetes Leben her, ein Ding der Unmöglichkeit. Ein wenig zwischen Andeutung eines Charakterdramas und mit frischem Witz aufgetakelter Didaxe schlingernd hält das Stück insgesamt doch die Balance und führt dem Publikum am Muster eines Juden vor, was es von seinen eigenen Vorurteilen zu halten haben sollte.

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