Die Parallelen, der Konstrast, der Übergang zwischen
Zivilisation und Wüste: reine Setzung. Die Kamera verharrt auf einer
roten Ziegelmauer, fährt nach rechts, in den Blick kommt die Stadt,
die Straße. Kurz darauf: dieselbe Mauer, dieselbe Fahrt, in den Blick
kommt die Wüste. Darin der Volkswagen, der Vater, die Kinder. Out of
nowhere beginnt er zu schießen, auf die Kinder, die fliehen. Er setzt
das Auto in Brand, er liegt auf dem Boden, er stirbt. Später hängt
er, übel zugerichtet in einem Baum.
Wir sehen das, sehr viel später, wie gesagt, als Montagebild, das in
ein Verhältnis gesetzt wird zum toten Aborigine. Auch er hängt
im Baum. Dazwischen liegt die Durchwanderung der Wüste. Angesiedelt
ist diese Wüste für den Schein vieler Einstellungen in der Nähe
des Realen, den Verschiebungen jedoch sind das Entscheidende. Selten geschieht
das Naheliegende. Der Schnitt dezentriert immer aufs Neue jede Gewissheit
über Richtung, Ziel und Motiv des Ganzen. So drängt sich auch die
gängige Lesart, es handle sich um schlichte Zivilsationskritik, keineswegs
auf.
Die Wüste ist zutiefst belebt. Echsen, Schlangen, Tiere sonder Zahl,
Roeg stellt sie in Großaufnahmen in den Raum, gegen Wüstentotalen,
gegen die auch vorhandene Lust am Grafischen der Wüstenaufnahmen. Aber
was ist das für ein Blick: Ein touristischer, ein ästhetisierender?
Geht es um Bilder der Gefahr oder um Bilder, die im Schnitt auf die
Großaufnahme die Autarkie der "Natur" betonen? Welches Verhältnis
stellt sich her, als Suggestion? Im Töten der Tiere, das Ausnehmen des
Känguruhs in der Montage mit dem Hackebeil des Metzgers. Das Schwimmen
im Wasser, nackt. Das Radio, das plärrt. Das verlassene Anwesen. Die
Rückkehr in eine kaum belebte Zivilisation, der alte Mann, der die Kinder
verscheucht.
Und dann, kommentarlos, der harte Schnitt in die Zukunft. Das Eingerichtetsein
in der Kleinfamilie. Stellt die Kontrastmontage Sehnsüchte her? Was
behauptet sie, was suggeriert sie? Man könnte sagen, es schließt
sich ein Kreis. Was aber liegt auf dem Weg, wie ist dieser Weg zu lesen,
für den Betrachter, für die Figuren. Etwas schließt sich,
ohne sich zu erschließen.
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