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Berlinale 2006

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Pen-ek Ratanaruang: Invisible Waves (Thailand 2006)

Von Ekkehard Knörer

Das Verhängnis des asiatischen Kinos trägt den Namen Christopher Doyle. Der aus Australien stammende Kameramann ist nach erträglichen Anfängen als Handkamera-Experte inzwischen berühmt für seine schönen Bilder. "Schön" allerdings wie in "alles so schön grün hier" oder "warum nicht mit dem Kran über das Mäuerchen schwenken und die Figur kriegen wir auch noch unter im Bild"-schön. Oder "schön" wie in "dann noch eine Kamerafahrt hin zur Wand" oder "dann ist das Aquarium gut im Bild"-schön. Oder "schön" wie in "diese Fahrt durchs Dunkle kommt sicher sehr gut" oder "die Umrisse im Gegenlicht, das macht Effekt"-schön.

Mit "2046" hat Doyle den einst interessanten Regisseur Wong Kar-wei dazu gebracht, einen unerträglich prätentiösen Film zu drehen. Was passiert, wenn er dann mit einem wie Pen-ek Ratanaruang zusammenarbeitet, der immer schon in "Last Life in the Universe" nichts zu erzählen hatte, das aber bedeutungsschwer, mag man sich ausmalen. Nur dass es, wenn man gefühlte drei Stunden lang davorsitzt, einfach noch schlimmer ist, als man sich vorstellen konnte.

Der Plot, der Form halber, denn er interessiert hier keinen: Koji, der Koch ist und Killer und ein Japaner in Hongkong, tötet die Frau seines Chefs. Er macht mit dem Schiff eine Reise nach Thailand und begegnet dabei einer Frau mit einem Baby, die ihm am Ende als Freundin des Chefs, den er nun töten will, begegnen wird. Auf der Reise nach Thailand wird er von irgendjemandem verfolgt. In Phuket stirbt Koji, aber auch wieder nicht. Er kehrt zurück und es geht irgendwie aus, nur viel zu spät. Einer der letzten Sätze des Helden, übersetzt aus dem gebrochenen Englisch, das alle hier sprechen: "Es muss irgendwie enden, nicht wahr." Als hätte Selbstironie auch nur ein Machwerk der Filmgeschichte je retten können.

Nichts zu sagen zu haben, das ist das eine. Das kommt vor. Sich aber in die Sinnlosigkeit des eigenen Tuns zu verlieben, das, was ins Bild soll, möglichst hübsch zu drapieren einzig des dekorativen Effekts wegen, Dinge geschehen zu lassen, nur weil man sie irgendwie lustig findet, darunter Ambient-Musik zu legen und das was man sieht, in immerwährenden Schummer zu rücken, weil es dann schön "atmosphärisch" ist - all das erfüllt den Tatbestand des Unverzeihlichen.

Christopher Doyles Kamera geht es niemals darum, eine Szene aufzulösen im Sinne der Herstellung einer Beziehung von Raum und Figur, im Sinne eines Interesses an möglichen Wirklichkeiten. Er will nur totgeborene "schöne" Bilder, in denen sich Vorder- und Hintergründe als Muster zueinander verhalten, nichts sonst. An die Stelle des Denkens in Bewegungs-Kadern tritt der Einfall, den man halt hat, der Schwenk, der nichts bedeutet. An die Stelle des filmischen Raums tritt das Unterwasserfarbige eines Bildkonzepts, das mit der Geschichte, den Figuren in rein beliebiger Verbindung steht. Kurz gesagt: Es gibt auf der Seite keines Beteiligten auch nur das mindeste Erkenntnisinteresse an der Wirklichkeit der Welt oder an Möglichkeiten des Films.

"Invisible Waves" ist deshalb nicht nur geradezu betäubend langweilig, es handelt sich hier schlicht um Kino in seiner verabscheuungswürdigsten Form.

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