DVD-Informationen bei Jump Cut

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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Werner Herzog:Cobra Verde (D 1988)

 

Anbieter: Kinowelt Arthaus
VÖ: 09.03.2004
Regie: Werner Herzog
Darsteller: Klaus Kinski, José Lewgoy, Nana Fedu Abodo, King Ampaw, Salvatore Basile, Peter Berling, u.a.

 

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DVD-Informationen
Cobra Verde (Deutschland 1988)

In seinem letzten Film mit Klaus Kinski in der Hauptrolle schildert Werner Herzog die Abenteuer des obsessiven Banditen Francisco Manoel da Silva (Kinski), genannt "Cobra Verde", im Brasilien und Afrika des 19. Jahrhunderts. Nachdem er drei Töchter des Zuckerrohrhändlers und Verwalters Don Octavio Coutinho (José Lewgoy), der ihn zum Aufseher seiner Sklaven ernannt hatte, geschwängert hat, versetzt dieser ihn auf den Schwarzen Kontinent, wo er ihm neue Sklaven besorgen soll, in der stillen Hoffnung aber, dass die dortigen Stämme dem Emporkömmling und Gesetzeslosen den Garaus machen. Doch da Silva beweist auch dort Instinkt und Durchsetzungsvermögen. Binnen kurzer Zeit steigt er zum Vizekönig auf und setzt sich selbst an die Spitze eines Amazonenheers, mit dem er schließlich die Revolution wagt.

Werner Herzog beginnt seinen bildstarken Film beinahe schon wie einen Genrefilm. Unweigerlich werden Erinnerungen an klassische Abenteuerfilme oder Italowestern geweckt. Doch diese Systeme dienen ihm lediglich als Sprungbrett für einen starken, bisweilen surreal flirrenden Film über Obsession, Welthunger und Größenwahn. Ein typischer Stoff also für ihn, wie auch für Kinski, der hier einmal mehr zu manischen Höchstleistungen auffährt und den Film Cobra Verde ganz für sich beansprucht. Nicht zuletzt deshalb wird Herzog nicht müde darauf hinzuweisen - beispielsweise in seiner Dokumentation Mein liebster Feind oder aber im Audiokommentar dieser DVD -, dass ihm sein letzter gemeinsamer Film mit Klaus Kinski bis heute fremd geblieben sei. Die (beinahe) letzten Bilder des Films, die mit Kinski im Kampf mit den Fluten des Meeres einmal mehr den typischen, also gescheiterten Herzog-Helden zeigen, gereichten Herzog schließlich in Mein liebster Feind als metaphorische Ankündigung von Kinskis Tod wenige Jahre später, wie auch als Sinnbild für das Ende der gemeinsamen Arbeit. Aber auch in Herzogs nicht-dokumentarischem Filmschaffen nimmt Cobra Verde eine zentrale Rolle ein: Gerade mal zwei weitere Spielfilme hat Herzog seitdem neben seinen zahlreichen dokumentarischen Arbeiten geschaffen, die zudem beide bei Kritik und Freunden seines Werkes nur wenig Begeisterung fanden.

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Mit der DVD von Cobra Verde liegt eine weitere schöne Veröffentlichung der nunmehr beschlossenen Herzog/Kinski-Reihe vor, die in den kommenden Monaten durch weitere Veröffentlichungen aus Herzogs Filmografie zu einer regelrechten Werner Herzog Kollektion ergänzt wird. Der Film erstrahlt in satten Farben und mit einem angenehmen Kontrast. Einzig bei Szenen mit weitem Himmel fällt gelegentlich ein leichtes Bildrauschen auf, ansonsten aber fällt das Bild sehr gut aus. Beide Tonspuren geben keinen Grund zur Klage. Wie schon auf der Woyzeck DVD haben sich die Audiokommentatoren Laurens Straub und Werner Herzog auch hier dazu entschlossen, den Film nicht synchron zu kommentieren, sondern ein gesondert abrufbares, knapp 1stündiges Gespräch beizusteuern. Eine nicht uninteressante Lösung, die es unabhängig von den Vorgaben des Films ermöglicht, Gedanken zu vertiefen, allerdings in dieser Umsetzung auch etwas unbefriedigend bleibt: Als bloße Tonspur erscheint das zwar intensive und interessante Gespräch schnell als Hörbuch, eine Illustration beispielsweise mit Stills aus dem Film aus gerade angesprochenen Sequenzen wäre - wie auch schon bei Woyzeck - nicht nur nützlich, sondern bestimmt auch mit nur wenig Aufwand zu realisieren gewesen. Ebenfalls sehr interessant ist die Dokumentation "Herzog in Afrika. Filmtagebuch zu Cobra Verde" des Schweizer Filmemachers Steff Gruber, die in einer Dreiviertel Stunde Eindrücke von den, wie stets bei Herzog, strapaziösen und riskanten Dreharbeiten in Afrika vermittelt. Auch die obligatorischen Extras sind wie immer gelungen: Neben Biografien von Herzog und Kinski finden noch sich einige sehr schöne und bildschirmfüllende Fotogalerien von den Dreharbeiten. Erneut also eine klare Empfehlung und ein kleiner Dank an dieser Stelle auch an Kinowelt, die mit den Titeln der Herzog/Kinski-Reihe eine bislang deutlich spürbare Lücke des hiesigen DVD-Markts geschlossen haben, mit Veröffentlichungen zudem, die den bisherigen internationalen Releases der Filme ohne weiteres das Wasser reichen können.

Für den April ist eine Box mit allen Kinski-Filmen aus Herzogs Filmografie und der DVD von Mein liebster Feind als Bonus angekündigt. Die darin enthaltenen DVDs entsprechen den einzeln erhältlichen Veröffentlichungen der Filme.

Technische Details

Bild: 1,78:1, 16:9 anamorph
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Stereo 2.0)
Untertitel: keine
Regionalcode: 2 / PAL

Zusatzmaterial

Trailer, Fotogalerien, Biografien, Gespräch mit Laurens Straub und Werner Herzog ("Audiokommentar"), "Herzog in Afrika" - Dokumentation von Steff Gruber

(Thomas Groh)