Michael Verhoeven: Das schreckliche Mädchen
(D 1974) |
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Anbieter:
Kinowelt
VÖ: 09.03.2004
Regie: Michael Verhoeven
Darsteller: Lena Stolze, Hans-Reinhard Müller, Monika Baumgartner, Elisabeth
Bertram, Michael Gahr, Robert Giggenbach, Fred Stillkrauth, Barbara Gallauner,
u.a. |
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DVD-Informationen |
Das schreckliche Mädchen (Deutschland 1990)
Basierend auf den realen Forschungsarbeiten der Studentin Anja Rosmus
im Passau der frühen 80er Jahre und deren Umstände schildert Michael
Verhoeven in seiner Satire "Das schreckliche Mädchen" die Geschichte
der Schülerin Sonja, die nach einem gewonnenen Aufsatzwettbewerb in
einer fiktiven bayerischen Stadt die Nazi-Vergangenheit ihres Heimatortes
aufarbeiten möchte und dabei von einem gnadenlosen Schulterschluss von
Stammtisch-Mob und Stadtverwaltung torpediert wird.
Verhoeven inszeniert seinen Film unter Rekurs auf zahlreiche, verfremdende
Stilmittel wie man sie auch aus dem Brecht'schen Theater kennt, um nicht
den Eindruck entstehen zu lassen, es handele sich hierbei um einen
Erzählfilm oder aber, im Umkehrschluss, um eine Dokumentation. Dazu
gehört beispielsweise Sonjas direkte Ansprache des Publikums ebenso
wie der verfremdende Effekt, wenn etwa das Archiv der Stadtverwaltung ganz
offensichtlich als rückprojizierte Leinwand visualisiert wird, vor der
auf einer Bühne um einen Bürotisch die agierenden Personen zu sehen
sind. Bemerkenswert ist zudem die Konsequenz mit der Verhoeven seinen Film
im Jahr 1990, wo solcherlei kritische Töne zur Lage der Nation gewiss
nicht sonderlich gefragt waren, zuspitzt und bis zum Ende keine Versöhnung
mit dem um Stillschweigen bemühten Filz aus Mob, gehobenem Bürgertum
und Verwaltung in Aussicht stellt. |
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Hier findet die Akribie, mit der auch die historische Anja Rosmus
in den 80er Jahren vorging, die ihr Studium auf diesen Forschungsarbeiten
aufbaute und beispielsweise sich auch nicht scheute, die verweigerte
Übergabe relevanter Akten der Stadt Passau einzuklagen, eine passende
Entsprechung. Eine gelungene Satire also, die den Finger auf die Stellen
legt, die - nach wie vor - weh tun. Etwas Bedauern schleicht sich in die
Begeisterung dennoch ein: Ein solcher Film, ein solches Engagement - filmisch,
wie sozial - wird in den heutigen Tagen, wo sich Deutsche selbst zunehmend
(wieder) als Opfer historischer Umstände wähnen, schwer vermisst.
Der Jury der Berlinale 1990 war der Film ein Silberner Bär wert.
Die DVD aus der arte Edition von Kinowelt ist sehr gelungen. Bild
und Ton erfüllen alle Standards, um ein angenehmes Filmerlebnis zu
garantieren, auch wenn die Möglichkeiten des Mediums natürlich
nicht ausgereizt werden. Vor allem das Zusatzmaterial ist sehr interessant:
In einem Interview erläutert der Regisseur, wie er auf Anja Rosmus und
die Umstände ihrer Forschungsarbeit aufmerksam wurde. Sehr erhellend
ist dann die Dokumentation "Das Mädchen und die Stadt - wie es wirklich
war", ebenfalls von Michael Verhoeven gedreht, in der die historischen Personen,
die im Film verfremdet und zum Teil überspitzt dargestellt werden, zu
Wort kommen. Nicht erschreckend, eher schon ernüchternd ist hierbei,
wie offensichtlich wenig Verhoeven in seiner Satire eigentlich übetreibt.
Ein wichtiger Film, der in den letzten Jahren offensichtlich etwas in
Vergessenheit geraten ist - eine begrüßenswerte Neuauflage also.
Der Film ist einzeln, aber auch in einer Box mit weiteren Titeln
Verhoevens erhältlich. |
Technische Details
Bildformat: 1,66:1 anamorph
Sprachen: Deutsch (Mono Dolby Digital)
Untertitel: -
Regionalcode: 2 / PAL
Zusatzmaterial
"Das Mädchen und die Stadt - wie es wirklich war" (Dokumentation
von Michael Verhoeven), Interview mit Michael Verhoeven, Biografie Michael
Verhoeven
(Thomas Groh) |
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