Paul Wegener: Der Golem, wie er in die
Welt kam (D
1920) |
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Anbieter:
Transit Film
VÖ: 09.03.2004
Regie: Paul Wegener, Carl Boese
Darsteller: Paul Wegener, Albert Steinrück , Lyda Salmonova, Ernst Deutsch,
Hans Stürm, Max Kronert, Otto Gebühr,u.a. |
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DVD-Informationen |
Der Golem, wie er in die Welt kam (Deutschland
1920)
Vor oft bizarr, nie aber - wie etwa beim Caligari - vollends
entrückt dekorierter Kulisse erzählt der Film die Geschichte vom
Rabbi Löw im Prager Judenghetto des 16. Jahrhunderts. Weil dieser in
den Sternen großes Unheil für sein Volk herannahen sieht, erschafft
er nach uralten Aufzeichnungen den Golem, ein Wesen aus Lehm, das er mit
aufgesetzten, magischen Stern zum Leben erweckt. Dieses Wesen, so wird es
prophezeit, wird eines Tages das jüdische Volk vor Fährnissen bewahren
und retten. Doch die ungelenke Kreatur entwickelt bald Emotionen und
Selbstbewusstsein und verweigert sich der Abschaltung durch Herabnahme des
umgehängten Sterns. Nachdem der Golem von Löws Famulus angestiftet
dessen Nebenbuhler Florian ermordet hat, wird er zur Bedrohung für die
ganze Stadt. Erst einem kleinen Mädchen, das der Golem erstaunt und
liebevoll auf den Arm nimmt, gelingt es, den Stern abzunehmen und dem Schrecken
ein Ende zu bereiten.
Paul Wegeners 1920 entstandener "Der Golem, wie er in die Welt" -
Wegeners bereits dritte Auseinandersetzung mit dem literarischen Stoff in
nur 5 Jahren, die vorhergehenden Filme gelten als verschollen - gehört
zu den großen Klassikern des deutschen Expressionismus und gilt motivisch
wie ästhetisch als einer der Wegbereiter des Grusel- und Horrorkinos
neben Murnaus Nosferatu und Wienes Caligari.
Die bisherige Reihe von aufwändig gestalteten und sorgfältig
aufbereiteten Editionen deutscher Stummfilmklassiker aus dem Hause Transit
Film wird mit dieser Veröffentlichung leider nur bedingt fortgeschrieben.
Die freudige Erwartung einer ähnlich herausragenden Edition von Wegeners
Golem wie die von Metropolis oder Der letzte Mann wird
kaum erfüllt. Leider wurde nämlich keine eigene Fassung hergestellt,
sondern lediglich die in Großbritannien (und hierzulande via Import)
bereits seit einigen Jahren erhältliche DVD des Anbieters Eureka für
den deutschen Markt lizenziert. Verbesserungen, bzw. Ergänzungen zu
dieser Edition fanden nur im Detail statt. |
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Beispielsweise wurde die an sich zwar recht schöne, aber
nur wenig neue Erkenntnisse bringende Dokumentation "Das Königreich
der Geister - Paul Wegeners Golem und die expressionistische Tradition" des
Kunsthistorikers R. Dixon Smith deutsch synchronisiert und es wurden deutsche
Zwischentitel und Inserts, die den überlieferten Originalen nachempfunden
sind, eingefügt. Mittels seamless branching lässt sich der
Film zudem auch in der englischen Version ansehen. Am Film selbst sollen
zudem noch optische Verbesserungen durchgeführt worden sein, doch wollen
diese kaum auffallen: Die zugrunde liegende Restauration liegt, wie gesagt,
bereits einige Jahre zurück und fällt somit auch weit weniger
atemberaubend aus als die der beiden bisherigen Titel der Classics Reihe.
Im Gegenteil, man sieht dem Film das Alter anhand zahlreicher Laufstreifen
und einiger Bildinstabilitäten durchaus an. Auch sind in manchen Szenen,
die in der Totalen gefilmt wurden, die Gesichtszüge der Darsteller kaum
mehr zu erkennen. Der Transfer ist dabei, wie zu erwarten, sehr gut ausgefallen,
allein das zugrunde liegende Master war nicht für Ergebnisse geeignet,
die der bislang von der Reihe verwöhnte Freund des stummen Films erwartet
hatte: Der hat sich, ganz ehrlich gesagt, von dieser Veröffentlichung
ein bisschen mehr versprochen. Sehr schön aber ist immerhin wieder die
Covergestaltung gelungen: Auch hier gibt es wieder einen Digipack im
schönen und stabilen Pappschuber, sowie ein Beiheft mit weiteren
Informationen zum Film - neben den beiden ersten Filmen der Reihe macht das
im DVD-Regal doch schon einen recht guten Eindruck.
Eine Empfehlung auszusprechen ist da nun eine schwierige Sache. Wer
den Film bereits als britische DVD von Eureka im Regal hat, kann den Geldbeutel
wohl wieder einstecken. Es sei denn, man legt auf einen einheitlichen Look
der DVDs im Regal und deutsche Zwischentitel im Film wert. Wer sich bislang
in Geduld geübt und auf diese Veröffentlichung gefreut hat, wird
ohnehin zugreifen müssen, wenn vielleicht auch schweren Herzens: Eine
bessere Restauration des Films wird man wohl die nächsten Jahre eh kaum
bekommen können, gesetzt den Fall natürlich, diese ist technisch
möglich.
Ein kleiner Grund zum Aufatmen noch: Eine solche Adaption einer bereits
seit langem im Ausland erhältlichen DVD scheint nur ein einmaliges
Zwischenspiel gewesen zu sein. Die bereits für Ende März
angekündigte Edition von Fritz Langs Mabuse, der Spieler wird wieder
rundherum eine Transit-Produktion sein und, hoffentlich, wieder von gewohntem
Niveau sein. Des weiteren sind für 2004 noch eigene Bearbeitungen von
Nosferatu und Die Nibelungen angekündigt. |
Technische Details
Bild: 4:3 Vollbild, viragiert
Ton: stumm (Musik: Dolby Digital 2.0)
Untertitel: deutsche/englische Inserts und Zwischentitel (per seamless branching
anwählbar)
Laufzeit: 88 Minuten
Regionalcode: 2 / PAL
Zusatzmaterial:
Dokumentation, Fotos und Werbematerialien, Booklet
(Thomas Groh) |
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