Schwerpunkt Japan: Kazushi Watanabe: 19 (Japan 2000)

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Kazushi Watanabe: 19 (Japan 2000)

Regie: Kazushi Watanabe

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Kazushi Watanabe: 19 (Japan 2000)
Kritik von Thomas Groh

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Versuch, eine Kritik zu 19 zu schreiben, ohne "Dead Man" zu erwähnen

Ausgewaschene Farben, ein grobkörniges Bild, Details und Konturen, die sich in der glatten Textur der überbelichteten Fläche verlieren. Schon allein mit diesen Stilmitteln weist uns der Film darauf hin, dass er keine Geschichte aus dem Alltag erzählt, dass seine Bilderwelten keinen Anspruch erheben, Realität wiederzugeben oder deren Reglements zu beachten. Gesellschaftliche Realität schon gar nicht, denn diese findet in 19 nur am Rande statt: ein paar übereifrige Angestellte einer Tankstelle etwa, oder ein plaudernder Polizist während einer Verkehrskontrolle, hier und da dann wieder andere Gestalten am Wegesrand der ziellos durchs Japan der Jetzt-Zeit Reisenden. Und dennnoch: auch in der Ausblendung gesellschaftlicher Umstände und Konventioen erfahren wir so einiges darüber, wie in diesem Leben leben so ist.

Einiges wurde geschrieben, viel wurde gerätselt, warum der Film denn nun 19 hieße und nicht etwa anders. Die Geschichte basiere lose auf einer wahren Begebenheit und der im echten Leben aus heiterem Himmel von einigen Jugendlichen im Auto Entführte und nach einigen Tagen wortlos Freigelassene, ein Bekannter des Regisseurs Kazushi Watanabe, könnte 19 Jahre alt gewesen sein, vielleicht ist aber auch der Entführte im Film 19 oder sogar seine Entführer, drei rätselhafte Twenty-somethings, mal verschweigen, mal lakonisch philosophierend. Vielleicht wollte Watanabe - selbst gerade mal Mitte 20 - auch nur jenes Lebensgefühl, 19 Jahre alt zu sein, mit seinen dreckig-schönen Bildern illustrieren. Jene Zeit also, jener Scheidepunkt zwischen jugendlichem Übermut und dem sich bald im Leben zurechtfinden müssen. Feuilletons und Kinogänger bei der teutonischsten aller Tugenden: Sinn suchen, koste es was es wolle. Dabei verfehlt solch brechstangenbewehrte Sinnsucherei gänzlich die Intentionen dieses wunderbar offenen, unbekümmerten Films, der doch gerade die Leere des Seins, die Sinnlosigkeit des Sinnsuchens, die Melancholie einer durchaus optimistischen Lakonie als sein eigentliches Thema präsentiert.

Die Lösung ist, wie so oft, eine einfache: in 19 Bildern, oder auch: Kapiteln, erzählt dieser Film seine Geschichte. 18 mal wird der Lauf der Erzählung abrupt durch eine schwarze Leinwand, eine stumme Tonspur unterbrochen, um eine Sekunde später an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit - wer weiß schon, wie viel erzählte Zeit dieser Film für sich in Anspruch nimmt, es ist auch gar nicht weiter wichtig - fortzufahren. Auch hier also die Geste, eine leere, reduzierte, ohne nähere Referenz,, die sich allein aus ihrem Dasein und nicht aus einem "dahinter" speist - "just be" würde Calvin Klein sagen und 19 nimmt das beim Wort.

Der Scheitelpunkt, das 10. Bild, zeigt dann die 4 Protagonisten - der Entführte scheint nun mehr ein Mitreisender denn ein Opfer eines Verbrechens - in einem Ramschladen, auf der Tonspur allein von Musik unterlegt, mit doppelter Geschwindigkeit abgespielt, umherspringen, um sie herum dutzende Ikonen der Pop- und Jugendkultur. Sie spielen damit, machen Faxen, finden sich zurecht in einem Universum zwischen "Krieg der Sterne", bunter Coca Cola Reklame, Popmusik und Zeichentrickfiguren. Und dann verlassen sie wissend in die Kamera lachend diesen bunten Laden, treten hinaus ins Freie, in der Ästhetik des Filmes heißt das: in eine diffuse, überbelichtete, nicht deutbare Welt, ein Nirvana aus grellem Licht und Konturlosigkeit. Raus ins reine Sein, der Letzte macht die Tür zu.

Der Kritiker ist begeistert und liebt diesen Film schon jetzt abgöttisch.

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