Irgendwie weckt der amerikanische Verleihtitel falsche
Vorstellungen: Es geht nicht um eine tödliche Fracht in Cámara
oscura (so der spanische Originaltitel von Pau Freixas Hochsee-Thriller).
Im Gegenteil: Die Fracht des Containerschiffs ist es, die vom
Tode bedroht ist. Denn als die sechs Hobby-Taucher auf dem offenen Meer
Schiffbruch erleiden und sich auf ein vorbeiziehendes Containerschiff retten,
ist ihnen bereits klar, dass es an Bord von Mördern wimmelt. Vom Wasser
aus haben sie nämlich dabei zusehen müssen, wie zwei Passagiere
(der Kapitän verdingt sich nebenher als Menschenschleuser) mit dem Messer
ermordet und über Bord geworfen wurden.
Die Ereignisse in Deadly Cargo überschlagen sich also schon
von Beginn an und der Film gönnt seinen Zuschauern wirklich keinen Moment
der Besinnung. In brachialem Tempo werden die beiden Gruppen in den Konflikt
gegeneinander geschickt, wird die Anzahl der lebenden Figuren Zug um Zug
reduziert - und zwar jedes Tabu missachtend! Die Mörder bleiben dabei
zu keiner Zeit anonyme Figuren. Im Gegenteil: Der Konflikt, der zwischen
der Besatzung und dem psychisch recht derangierten Kapitän herrscht,
eröffnet recht bald eine zweite Front. Man könnte also meinen,
Freixas Film sei eine echte Bereicherung und Ergänzung des Meeres-Thrillers
und macht solche Fehltritte wie den letztjährigen Open Water
wieder wett.
Doch auch Deadly Cargo hat gravierende Makel. Die zeigen sich
vor allem im Verhalten der sechs Schiffbrüchigen, die vom Drehbuch mit
geradezu fataler Blindheit geschlagen von einem Handlungsfehler zum
nächsten gezwungen werden. Unrealistisches Verhalten wechselt sich mit
wenig nachvollziehbaren Motiven ab: Die sechs schicken einen von ihnen los,
um sich der Schiffsbesatzung zu stellen, weil diese den Verdacht hegt, jemand
sei an Bord. Sie geben ihm ein Funkgerät mit, damit sie über seinen
Status auf dem Laufenden bleiben - ganz so, als wäre es
nicht an einem Finger abzählbar, dass die Entdeckung des Funkgerätes
die Mörder zu dem Verdacht verleiten könnte, dass es noch ein zweites
Funkgerät und damit noch mehr blinde Passagiere gibt. Von derartigen
Patzern wimmelt die Erzählung des Films - und wären es nicht gerade
solche Momente, die die Thriller-Handlung voran treiben, könnte man
das fast verzeihen.
So bleibt Deadly Cargo aber leider nicht mehr als zwar sehr
spannendes und trickreich inszeniertes aber gerade wegen seines schlecht
ausgefeilten Plots ärgerliches Thriller-Kino. Die zentrale Idee schien
der motivierende Faktor für die Produktion gewesen zu sein. Von der
war man wohl derartig eingenommen, dass man glaubte, den übrigen Details
nur noch untergeordnete Beachtung schenken zu müssen. Wirklich Schade,
denn Deadly Cargo hätte das Zeug zu einem sehr guten Film
gehabt.
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