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Dominik Graf: Eine Stadt wird erpresst (D 2007)
Von Ekkehard Knörer
Nur die eine Geste, als Beispiel. Der Kommissar verfolgt, was bei der Verfolgung
auf dem Bildschirm geschieht und gibt, nebenbei, dem Kollegen Feuer. Aber
er sieht nicht hin, das Feuerzeug ist aus, ehe die Zigarette brennt, ein
kurzer Blick zur Seite, weg vom Bildschirm, eine ungeduldige Geste des Kollegen,
noch einmal das Feuerzeug, jetzt brennt die Zigarette, kein Wort fällt,
alles in wenigen Sekunden. Das führt nirgendwo hin, aber noch in dieser
kaum unterstrichenen Minimalcharakteristik setzt der Film das Grundthema
gegenseitige Hilfe, Solidarität, und zwar als Selbstverständlichkeit,
ins Bild.
Der Kontrollraum, in die Tiefe gestaffelt Polizisten bei der Arbeit, wuselnd
erst, ermüdend dann, als stundenlang das Auto vor der Übergabe
der Diamanten im Kreis fährt. Der schräge Gesang des Kommissars
beim Fahren. Der komische Typ, der die Kommissarin Rogalla in der
Mädler-Passage verfolgt. Der Schweiß unter den Achseln des
Telefon-Mannes in der letzten Reihe des in die Tiefe gestaffelten Raums.
Und was sich immerzu in den Hintergründen der Bilder tut. Da wird gegraben,
getuschelt, gearbeitet. Nebenbei, alles nebenbei, hinten, ununterstrichen,
das ist die Grundfigur von "Eine Stadt wird erpresst": Etwas geschieht im
Hintergrund.
Zuletzt hat Dominik Graf viel über italienische Genre-Film der 70er-
und 80er geschrieben, in der FAZ. Daran scheint er hier anschließen
zu wollen. Ich kenne mich da nicht gut aus, aber ich vermute das mal. Die
herrlich trashigen Credits, die mit billigster Elektrotechnik in blauer Schrift
ins Vorspann-Bild drängen. Die vielen Zooms, meist nicht so jäh,
dass sie einen aus dem Vorgang reißen, aber doch quick and dirty
auf Augen, den Einzelnen unter Verdacht. Später, als die Täter
genannt werden, die zwischen den Dialog geschnittenen Bilder der Jungs im
Fußball-T-Shirt. Die atemberaubenden Flüge über die vom
Kohleabbau geschundene Landschaft. Weitere Zwischenschnitte, ganz schnell:
die Rehe im Dunkeln, der Hund, der Schuss der Oberförsterin, deren Gesicht
man nicht zu sehen bekommt.
Was für ein Rhythmus, nicht zu rund und nicht zu eckig, es geht voran
und doch keine Zeit für Hektik. Die Musik, dieses Geschlage-Geticke,
ist auch toll. Dabei ist alle Spannung redlich erarbeitet, nichts erschlichen,
Dominik Graf will und gibt nichts geschenkt. Nur dass die Arbeit - des Regisseurs
und seiner Leute - nicht nach Arbeit aussieht, sondern Schnitt für Schnitt,
Gesicht für Gesicht, Geste für Geste, aus einem Guss wirkt, aber
ohne Glättung von Fugen, aus dem Handgelenk geschüttelt, aber so,
dass alles sitzt. Grafs letzte Kinoarbeit "Der rote Kakadu" hat mich
enttäuscht. "Eine Stadt wird erpresst" ist atemberaubend gut. Ich kam
aus dem Staunen nicht mehr raus.
Info: Der Film wird am Sonntag, den 25.2. um 15 Uhr 50 auf Arte wiederholt
- und läuft dann bald mal auch im ZDF.
Kritiken zu Dominik-Graf-Filmen bei Jump Cut:
Der rote Kakadu
Hotte im Paradies
Polizeiruf 110 - Der
scharlachrote Engel
Kalter Frühling
Der Felsen
Die Freunde der
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Deine besten Jahre
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