Melvin van Peebles' "Sweet Sweetback Bad Baadassss Song" war 1971
nicht weniger als eine Revolution. Ein Film von einem schwarzen Regisseur
mit einem schwarzen Hauptdarsteller (dem Regisseur), in dem Weiße die
Hucke voll bekommen, ohne dass die Schwarzen dafür büßen
müssen. Eine wilde Mischung aus Sex, Crime und Black Power. Keiner aus
dem Establishment - mit der rühmlichen Ausnahme Bill Cosbys - wollte
sich damit die Finger schmutzig machen, entsprechend heroisch die Leistung
von Melvin van Peebles, der für seinen Film durch die Hölle gegangen
ist; jetzt ist er übrigens in der "New Hollywood"-Retrospektive der
Berlinale zu sehen.
Dass der Film mit Hollywood wenig zu tun hat, alt hin, neu her, zeigt
die Rekonstruktion der Entstehungsumstände des Films, die kein anderer
als Melvin van Peebles' Sohn Mario in "Gettin' the Man's Foot Outta Your
Baadassss" unternommen hat. Und nicht nur weil der Sohn darin den Vater
darstellt, ist das ganze ein seltsamer Genre-Bastard. Ein Spielfilm, der
sich immer wieder den Anschein einer Dokumentation gibt, etwa wenn die
Beteiligten aus ihren Rollen treten und das Geschehen kommentieren. Jedoch
sind nicht etwa die wirklichen Beteiligten von einst zu sehen, sondern die
Darsteller des Spielfilms, die noch die Rolle der Doku-Talking-Heads selbst
spielen. Erst ganz am Ende treten die tatsächlichen Beteiligten von
einst an ihre Stelle (und ganz zum Schluss, ohne dass er etwas sagt, Melvin
van Peebles).
Mario van Peebles, selbst ein halbwegs erfolgreicher Hollywood-Regisseur,
hat eine Hommage an seinen Vater gedreht. Liebevoll ist der Versuch, die
Umstände zu Beginn der 70er Jahre heraufzubeschwören, keine
Kuriosität und Anekdote, die Melvin van Peebles in seinen Erinnerungen
berichtet, wird ausgelassen, von abwinkenden und lüsternen
Hollywoodproduzenten über das Segeln unter falscher Flagge als
Pornoproduktion bis hin zum letzten Hemd, das der Regisseur verwettet, um
die Weltpremiere zu retten. Und doch: Etwas stimmt nicht mit diesem Film.
Er bleibt leblos, zu clean, nichts vermittelt sich von der Stimmung der Zeit.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass er genau jene Form von routinierter
Professionalität besitzt, die unter den damaligen Umständen
unmöglich bleiben musste. So stimmt, wenn es denn stimmt, jedes Detail
und doch hat das Ganze einen falschen Tonfall. Das ist schade, wenn auch
kein großer Schaden: Zweimal ist schließlich noch Gelegenheit,
das Original zu sehen, mit dem Titel, dessentwegen keine Zeitung eine Werbung
drucken wollte: ""Sweet Sweetback Bad Baadassss Song".
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