Mike Figgis: Hotel  (GB 2001)

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum

 
 


.

Mike Figgis: Hotel  (GB 2001)

Mit Rhys Ifans, David Schwimmer, Safran Burrows, John Malkovich, Chiara Mastroianni, Burt Reynolds
 

Schwesterseiten

Auteur.de - Lexikon der Regisseure
Comix-Corner - die Comic-Website
Crime-Corner - die Krimi-Website
Literatur-Corner - die Seite für Literaturkritik
SciFi-Corner - die Science-Fiction- Website

Theater-Corner - die Theater-Seite
.

Archiv

Filmkritik
Filmbuchkritik
Filmklassiker
Alle alten Kritiken in der Übersicht
.

Interaktiv

Forum
Diskutieren Sie über Filme und/oder unsere Kritiken!

Mail
Was immer Ihnen an uns passt oder nicht passt.

.Anzeige.

Suchen bei Amazon:

[Image]Hotel von Mike Figgis als Import-DVD bei Blackstar

 

Mike Figgis: Hotel  (GB 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

"Timecode" war das Experiment als rigide Versuchsanordnung: die Vierteilung der Leinwand aufs Engste gekoppelt mit der Realzeit und dem Zusammenführen der Schauplätze wie des Plots. "Hotel" dagegen ist das Experiment als Improvisation, eine Vervielfachung der Bilder bei beinahe totaler Freiheit in ihrer Anordnung. Eine einzige längere Passage greift auf den Doppel-Split von "Timecode" zurück und konterkariert, übermalt, variiert ihn in spielerischer Manier. In den Vordergrund gerückt des noch ungeteilten Bilds ist die Zentralfigur des Regisseurs, der im "Hotel" - dem "Hungario" auf dem Lido von Venedig - ein Team um sich versammelt hat, eine moderne Version von John Websters "Duchess of Malfi" zu drehen. Der Film-im-Film ist die eine Schicht der Geschichte, zu der weitere hinzugefügt werden. Zur Vierteilung der Leinwand aber, den Regisseur im Vordergrund, kommt es, nachdem ein Mordanschlag auf ihn verübt worden ist. Die Szenen fächern sich auf, verschiedene Zimmer des Hotels, verschiedene Beziehungen zwischen den Personen im Umfeld des Films. Der Regisseur ist ins Wachkoma gefallen: eine Metapher, auf die der Film verfällt als eine mögliche für sich selbst, für das Wabern und Gleiten seiner Bilder und Erzählstränge. Geisterhaft aber werden in dieser einen Szene, die in sich vereint, was sonst in Variationen zerstreut ist, immer wieder die vier geteilten Bilder digital übermalt und heimgesucht von Figuren, die aus dem Einzelbild in die Leinwand hinübertreten und wieder zurück. In "Hotel" wird das Bild, wird der Kader instabil, fächern sich die Bildsorten wie die Perspektiven und die von ihnen angezeigten Wahrnehmungsweisen auf, ohne noch auf einen archimedischen Punkt - sei es des Erzählens, sei es der Sinnstiftung - zurückzukommen. Gespensterhaft aber sind nicht nur die Bilder, gespenstergleich hausen Untote im Keller des Hotels, ein Zwischenreich, in das zuletzt auch Jonathan, der Produzent, der Regisseur werden will, eingehen wird.

Dies aber wird sich nach der Auferstehung des Regisseurs ereignen, der christusgleich am Abendmahlstisch sitzt, seinen Judas verstößt. Übereinander geblendet werden der Regieneid eines Produzenten und das christologische Muster. Darüber liegt die "Duchess of Malfi" und als weitere Schicht die Dokumentation der Dreharbeiten. Als Bildsorten treten auf, aus- und ineinander: das die ganze Leinwand füllende DV-Bild; als schmalerer Kader die Bilder aus dem Film-im-Film; Nachtsichtbilder, mit rotem Strrich gerahmt; körnige, klare, im Schwenk verschwimmende Farben; schwarz-weiß und bunt; einmal, die vielleicht schönste Passage, die Rorschachdoppelung einer venezianischen Kanalbewegung ins Schwarz-Weiße zu sakraler Musik. Zusammengehalten, wenn man so will, wird alles nicht im Bild oder als Bild und nicht durch eine zugrunde liegende Ordnung oder Struktur, sondern durch die Tonspur, die zwischen Klaviermusik und Jazz-Improvisationen wechselt. Sie führt ein Eigenleben, oder mehr als das: es scheint, als seien die Bilder zur Musik komponiert und nicht umgekehrt. Die Musik gibt hier Freiheit, Spielraum jedenfalls für Bedeutungen, die durch den gespenstischen Raum flottieren als Geister, die sich selbst nicht recht Ernst nehmen wollen. Technisch möglich wird die Freiheit durch Avid-Schnitt und digitale Übermalungen; der Geist, in dem dies geschieht, ist aber nicht die an der abendländischen Geistesgeschichte ihr Ziel und ihren Gegenstand findende hochkulturelle Digitalisierungswut des Peter Greenaway; "Hotel" ist eine digitale Jazz-Improvisation in Bildern, von einem sehr viel luftigeren Geist beseelt als dem Ariel von "Prosperos Bücher". Ein Gegenentwurf auch darin, wie hier völlig frei mit der Vorlage - des Shakespeare-Zeitgenossen John Webster - verfahren wird. So lehrt einen das lustvolle, seine trashigen Seiten eher herauskehrende als verbergende Experiment "Hotel" auch dies: warum Peter Greenaway von Anfang an auf dem Holzweg gewesen ist.

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:



In Partnerschaft mit Amazon.de

.

Jump Cut Partner

www.BlackStar.co.uk - The UK's Biggest Video Store
.

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com