Hans-Christian Schmid: Lichter (D 2003)

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Hans-Christian Schmid: Lichter (D 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

 Berlinale-Kritik

Bisher hat Hans-Christian Schmid - der Regisseur von "Nach fünf im Urwald", "23" und "Crazy" - vor allem Geschichten vom Erwachsenwerden erzählt, und dabei, ganz nebenbei, ein Porträt der Bundesrepublik in drei sehr unterschiedlichen, auch unterschiedlich heiteren Teilen entworfen. Mit seinem jüngsten Werk, "Lichter", ist er nun selbst erwachsen geworden, oder hat sich jedenfalls das Erwachsenwerden verordnet. Ein schwieriger Prozess, davon kündet nun, leider, auch der Film. Vor drei Jahren zog Schmid, der in Bayern aufgewachsen ist und lange Jahre in München lebte, nach Berlin. An der deutsch-polnischen Grenze hat er den Schauplatz seines neuen Films entdeckt. Eine Stunde, nicht mehr, liegt Polen von Berlin entfernt. Angesiedelt ist Schmids Episoden-Drama in der geteilten Grenzstadt Frankfurt (Oder)/Slubice, deren deutsche Seite dem internationalen Publikum bereits aus Andreas Dresens letztjährigem Berlinale-Erfolg "Halbe Treppe" vertraut ist.

Zwar hat Schmid auch in seinem neuen Film nicht auf jugendliche Darsteller verzichtet. Und dass er so famos wie kaum ein anderer deutscher Regisseur mit ihnen umgehen kann, zeigt sich erneut. Jedoch bleibt den jugendlichen Zigarettenschmugglern, von denen er erzählt, einfach zu wenig Luft zum Atmen, zu wenig Raum, in dem sie sich ohne Knebelung durch die Geschichte entfalten könnten. Das wiederum liegt daran, dass ihnen nur eine von fünf bis sechs Episoden gewidmet ist, die in "Lichter" lose miteinander verknüpft werden, zeitlich auf zwei Tage und räumlich (beinahe) auf Frankfurt (Oder), Slubice und Umgebung beschränkt. In weiteren Episoden geht es unter anderem um einen Trupp ukrainischer Flüchtlinge, die nicht, wie gehofft, in Berlin, sondern auf der polnischen Seite der Grenze aus dem Wagen geworfen werden, außerdem um einen deutschen Matratzenhändler im geschäftlichen Unglück und um einen jungen deutschen Architekten, der entdeckt, dass seine polnische Ex-Freundin jetzt anschaffen geht.

Solche ineinander verschachtelten Episodenfilme sind immer eine höchst heikle Angelegenheit, da sie ebenso nach Rhythmusgefühl verlangen wie nach einem Gespür für den Zusammenhalt im Ton und einem geschärften Sinn für Kontraste. An allem mangelt es Schmids Film. Allzu hektisch schneidet er von einer Geschichte zur anderen. Die ständig wackelnde Handkamera des polnischen Kameramanns bleibt zwar nah an den Figuren, verhindert aber jeden Moment der Konzentration. Das eigentliche Problem von "Lichter" liegt jedoch in den einzelnen Episoden selbst. Es ist ihnen deutlich anzumerken, wie viel gefeilt und getüftelt wurde - solange bis die bisher bei Schmid so wunderbare Beiläufigkeit sich ins Illustrative gewendet hat. Zu viel Arbeit am Drehbuch ist hier der Figuren Tod. Es hilft auch nichts, dass die Geschichten und die Charaktere um die zwei Leitmotive "Geld" und "Grenze" gruppiert werden. Deutlich wird dadurch nur, wie fest Schmid plötzlich an die Möglichkeit von Wirklichkeitsbeschreibung in Form gerundeter Geschichten glaubt. Da war er schon mal weiter.

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