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Opera

I 1987


Regie: Dario Argento


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Dario Argento Opera

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Eine Kritik von Ekkehard Knörer

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Dario Argento: Opera

Wenn es je Sinn machte, von einer entfesselten Kamera zu sprechen, und wenn diese Entfesselung im Film selbst je Sinn machte, dann im Kino Dario Argentos. Die Kamera wird in Opera zum eigentlichen Subjekt des Films, aber zum Subjekt eigener Art: sie wechselt im Raum spielerisch genauso wie bedrohlich ihre Position, ist proteisch bis zur Desorientierung des Zuschauers innerhalb der filmischen Bezugssysteme. Wessen Blick blicken wir mit der Kamera? Den des Mörders, den des Opfers, den des Neutralen Niemand der gewöhnlichen Kamera? Neben der Standpunkt-Verunsicherung ist auch das Objekt de-zentriert. Die Kamera, als Rabe etwa, kreist und wird ihr Opfer finden, das der Täter ist. Aber in diesen Momenten des Kreisens ist sie ortlos und ziellos. Sie ermöglicht weder die Identifikation mit dem Ich, an dessen Stelle sie sich befindet (der Rabe), noch einen Standpunkt außerhalb des nie abschließbaren Raumes.

Die Kamera erzeugt die Struktur des Film: Die namenlose Bedrohung aus dem Nichts. Jederzeit können die mordenden Hände mit Handschuhen ins Bild ragen, latent sind sie stets vorhanden. Der Kino-Raum ist nicht in den Blick zu bekommen; das wird zu einer im Hollywood-Kino nie gesehenen Konsequenz getrieben (einzig Phillip Noyce weiß, wie man so etwas macht).

Höhepunkt des Films ist die Szene in der Wohnung, die durch große Brennweiten zum Labyrinth geworden ist. Die Identifikationsübernahme erfolgt zu Beginn durch die subjektive Perspektive der Linsentrübung; der Zuschauer wird für den Rest der Sequenz mitgefangen. Ein Spiel um Nähe/Ferne/Berührung beginnt. Das Telefon, das am Kabel gezogen wird. Der Schuss ins Auge als Verbindung von Blendungs-Wiederholung (ungezählte Blendungsszenen im ganzen Film; die thematische Korrespondenz zur unzuverlässig gewordenen Kamera) und dem fern-wirkenden Kontrast zu den bisher verwendeten, an Kontakt gebundenen Waffen: Messer, Handschuh/Hand, Seil. Es ist allerdings, als würde der Täter sich mit der Fern-Waffe einem für ihn tödlichen Gesetz der Korrespondenz aussetzen: wie abgefeuerte Kugeln treffen nun die Raben (ihn blendend) ins Ziel.

So wunderbar Argento in bewegten Bildern denken kann, so desinteressiert scheint er an Plot und Dialog. Spannung bezieht der Film aus dem geraden Gegenteil von Suspense: der Zuschauer weiß gerade nie, was passieren wird - oder besser: er weiß, dass das Schlimmste passieren wird, aber nicht, weil er besser informiert ist als die Helden. Er wird im gleichen Maße im Dunkeln, im Uneindeutigen der Kameraperspektive, gelassen. Die Bedrohlichkeit, die aus dem im Unklaren-Gelassen-Werden entsteht, ist nicht auf Plot-Konstruktion gestützt. Was an OPERA die Handlung vorantreiben soll, macht eher den Eindruck ohne Engagement eingefügten Füllmaterials. Die Dialogteile, auch die Figurenpsychologie (am Lächerlichsten die Motivation des Mörders) sind Rezitationsstrecken, die keine andere Funktion haben, als die grandios inszenierten Arien zu ermöglichen.

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