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Pradeep Sarkar: Parineeta (Indien 2005)

Von Ekkehard Knörer 

Der Film verlegt die Handlung des Romans, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, in eine jüngere Vergangenheit, nämlich, in der Gegenwart, mit der es beginnt, das Jahr 1962. Dazu kommt, ausführlich, eine Vorgeschichte der Liebe von Lolita (Vidya Balan) und Shekhar (Saif Ali Khan), die manches Hindernis zu überwinden hat. Die eigene Blindheit, denn lange genug ahnen sie beide nicht, dass sie lieben, bzw. natürlich wissen sie es, aber sie können sich nicht eingestehen, dass sie es dürfen. Lolita ist eine Waise, von den nicht armen Nachbarn des übermäßig reichen Vaters von Shekhar adoptiert. Dieser Vater führt Übles im Schilde, auch wenn keiner es ahnt: er will nämlich rücksichtslos Lolitas Pflegeeltern das Haus abknöpfen, in dem sie leben, mit einer Hypothek, die sie ahnungslos aufgenommen haben, aber nicht zurückzahlen können.

Auftritt Girish (Sanjay Dutt) aus London, erfolgreicher Unternehmer, kundiger Reparateur von Sicherungen. Ein Blick auf Lolita und es ist um ihn geschehen. Nicht besser wird alles dadurch, dass Shekhar, ein Komponist süßlicher Liebeslieder, später ein Elvis-Epigone, sich nach besten Kräften bemüht, alles immerzu zu Lolitas Ungunsten eifersüchtig misszuverstehen. Leider gibt dieser Wille zum Unverstand der ganzen Tragödie die Struktur. Glaubwürdig ist die nicht, Kraft entwickelt sie nie und die Zurückhaltung im Melodramatischen scheint weniger dem Wunsch nach Subtilität gedankt als der Einsicht in die mangelnde Haltbarkeit des schleppend und umständlich entfalteten Unglücksszenarios.

Der Film ist hinreißend gefilmt, durchaus zu seinem Schaden. Die Erfahrung des Regisseurs als Werbehandwerker steckt in jedem Bild. Mitunter trifft diese Erlesenheit auf einen anderen als bloßen Selbstzweck (die Wunschfantasien in einem Duett zu Beginn), meist aber nicht. "Parineeta" ist ein Qualitätsfilm – gewiss nicht billig -, der jede seiner Regungen in Watte packt. Es ist irgendwann nur noch die Watte zu sehen und zu spüren. Das Ende will dann mit dem Springbrunnen durch die Wand. Allzu rasch und mit einer plötzlichen Kraft, die aus einem Film stammt, der mit dem zuvor gesehenen wenig zu tun hat.

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