Der Film verlegt die Handlung des Romans, der zu Beginn des
20. Jahrhunderts spielt, in eine jüngere Vergangenheit, nämlich,
in der Gegenwart, mit der es beginnt, das Jahr 1962. Dazu kommt,
ausführlich, eine Vorgeschichte der Liebe von Lolita (Vidya Balan) und
Shekhar (Saif Ali Khan), die manches Hindernis zu überwinden hat. Die
eigene Blindheit, denn lange genug ahnen sie beide nicht, dass sie lieben,
bzw. natürlich wissen sie es, aber sie können sich nicht eingestehen,
dass sie es dürfen. Lolita ist eine Waise, von den nicht armen Nachbarn
des übermäßig reichen Vaters von Shekhar adoptiert. Dieser
Vater führt Übles im Schilde, auch wenn keiner es ahnt: er will
nämlich rücksichtslos Lolitas Pflegeeltern das Haus abknöpfen,
in dem sie leben, mit einer Hypothek, die sie ahnungslos aufgenommen haben,
aber nicht zurückzahlen können.
Auftritt Girish (Sanjay Dutt) aus London, erfolgreicher Unternehmer, kundiger
Reparateur von Sicherungen. Ein Blick auf Lolita und es ist um ihn geschehen.
Nicht besser wird alles dadurch, dass Shekhar, ein Komponist
süßlicher Liebeslieder, später ein Elvis-Epigone, sich nach
besten Kräften bemüht, alles immerzu zu Lolitas Ungunsten
eifersüchtig misszuverstehen. Leider gibt dieser Wille zum Unverstand
der ganzen Tragödie die Struktur. Glaubwürdig ist die nicht, Kraft
entwickelt sie nie und die Zurückhaltung im Melodramatischen scheint
weniger dem Wunsch nach Subtilität gedankt als der Einsicht in die mangelnde
Haltbarkeit des schleppend und umständlich entfalteten
Unglücksszenarios.
Der Film ist hinreißend gefilmt, durchaus zu seinem Schaden. Die Erfahrung
des Regisseurs als Werbehandwerker steckt in jedem Bild. Mitunter trifft
diese Erlesenheit auf einen anderen als bloßen Selbstzweck (die
Wunschfantasien in einem Duett zu Beginn), meist aber nicht. "Parineeta"
ist ein Qualitätsfilm gewiss nicht billig -, der jede seiner
Regungen in Watte packt. Es ist irgendwann nur noch die Watte zu sehen und
zu spüren. Das Ende will dann mit dem Springbrunnen durch die Wand.
Allzu rasch und mit einer plötzlichen Kraft, die aus einem Film stammt,
der mit dem zuvor gesehenen wenig zu tun hat.
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