The Stratosphere Girl (Deutschland 2003, M.X.Oberg)

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Berlinale 2004: The Stratosphere Girl (Deutschland 2003, M.X.Oberg)

 

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Panorama: The Stratosphere Girl (Deutschland 2003, M.X.Oberg)
Kritik von Thomas Reuthebuch

 

Die süße 18-jährige Angela liebt Manga-Comics und sie verliert sich gerne beim Zeichnen in ihre Phantasien. Die stilistischen Mittel des Films lassen von Anfang an keinen Zweifel an der imaginierten Realität, in der sich das Mädchen lustvoll verliert. Aus dem Off klingt ihre Stimme, den Beginn eines Abenteuers kommentierend, und kurz nachdem Angela an einem lauen Abend vom japanischen DJ-Touristen Yamamoto nach Tokyo eingeladen wird um ihn zu besuchen, sitzt sie auch schon im Flugzeug. Über die Leinwand läuft die Projektion eines Pferderennens, ein feister Japaner lacht dreckig als die Tiere reihenweise an den Hindernissen scheitern und Angela fragt sich was wohl aus all den Menschen wird, die kein Ziel im Leben haben, die sich treiben lassen, bis sie irgendwann aufgesogen werden, von der bösen Welt, und verschwinden, vermutlich.

Schnitt und wir befinden uns im nächtlichen Tokio, pulsierendes Leben wo man hinsieht, immer wieder im Zeitraffer beschleunigte, sich durch die Häuserschluchten katapultierende Fahrtaufnahmen. Angela ist in einer Hostessen-WG gelandet, zur fünft auf engstem Raum. Sie krabbelt im Klo auf ein kleines Podest, verliert die Balance, fällt mit der Wand ins Haus, hier: in die Nachbarwohnung der verständnislosen japanischen Familie. Sie heuert nach anfänglichen Schwierigkeiten in der edlen Animierbar an, die quasi als Verlängerung der WG dient. Die Mädels sind zickig, haben Angst, dass die Neue ihnen die Kunden wegschnappt und wir sehen uns kein Stück veranlasst daran zu zweifeln. Viel zu deutlich wird uns Chloé Winkel in der Rolle der Angela als Lolita präsentiert, wird sie in ihren hautengen, figurbetonten Klamotten regelrecht vorgeführt. Zu spitz der einladende Mund, zu knackig die Brüste, immer vorteilhaft ins Licht gerückt, versteht sich. Ich befürchte, man erwies ihr damit einen Bärendienst.

Weder Chloés schauspielerisches Können noch M.X.Obergs Inszenierung vermögen diesem Ansatz zu folgen - folgerichtig deshalb vielleicht nur, dass es auch dem Drehbuch an Mut mangelt. Anstatt die sexuell aufgeladene Atmosphäre zu nutzen und tiefer zu gehen, dem Tagtraum die dunkle Seite zu entlocken, verliert sich der Film in einem lächerlichen Thrillerplot, in einer idealisierten, naiven Teenagerphantasie (wer hat im übrigen behauptet, dass Teenagerphantasien idealisiert und naiv sein müssen?) - und selbst der traut man dann nicht über den Weg. Der Yakuza-Boss mit dem fehlenden kleinen Finger ist eine Karikatur, von Filip Peeters als Knallcharge dargestellt, die Suche nach der vermissten Larissa, die locker die zweite Hälfte des Films in Anspruch nimmt, verliert sich zunehmend in geschwätzigen dialoglastigen Szenen, mit anderen Worten: der Film läuft auf Grundeis.

Vielversprechend waren die sorgfältig austarierten Szenen im ersten Drittel, die uns im Schwebezustand hielten, unser Interesse am großen Abenteuer anfachten; bemerkenswert ist die Kameraarbeit von Michael Mieke, sind die wunderschön ausgeleuchteten, stilisierten Sets, wenn der Film zurückwill, auf die Ebene der assoziationsgesteuerten Imagination seiner Hauptfigur. Aber es fehlt an Entschiedenheit, das alles zusammenzuhalten; es fehlt auch, fürchte ich, an inszenatorischem Handwerk. Gerade gegen Ende misslingen kleine Momente, wenn ein vielsagender Blick ins Nichts läuft oder die Schauspieler "verkehrt" durchs Bild laufen. Immer sind das natürlich auch Fragen des Geschmacks und der Intention. Mir schien es jedoch als summierten sich diese "Kleinigkeiten" zur Ursache für das Umkippen des Films.

Die letzte Szene, in der Angela zeichnend in ihrem Reihenhaus gezeigt wird, in der Blickachse die Protagonisten der Geschichte, als Interieur einer Gartenlandschaft entlarvt, wirkt unter diesem Eindruck beinahe wie eine Entschuldigung.

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