Apichatpong Weerasethakul, Michael Shaowanasai: The Adventure of Iron Pussy (Thailand 2003)

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Apichatpong Weerasethakul, Michael Shaowanasai: The Adventure of Iron Pussy (Thailand 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

  

Mit nur zwei Filmen hat sich der 1970 geborene thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul schon einen beträchtlichen Ruf in der internationalen Filmszene erarbeitet. Sein Debüt Mysterious Object at Noon" (2000) zeigt, zwischen Dokument und Experiment, die Verfertigung einer Geschichte beim Filmen nach der Art des Fortsetzungsromans mit verschiedenen Autoren. "Blissfully Yours" (2002) riss die "Cahiers du Cinéma", aber auch den New Yorker "Film Comment" zu hymnischen Kritiken hin: Erzählt wird in klaren Bildern eine Liebesgeschichte, in der sich die Verortung in der thailändischen Gegenwart und die Offenheit auf metaphorische Auslegungen hin nicht ausschließen. Nach diesen zwei Filmen glaubte man, so etwas wie die Handschrift Weerasethakuls zu kennen und Ähnliches von ihm erwarten zu dürfen.

Der im Forum gezeigte Film "The Adventure of Iron Pussy" hat jedoch mit dem bisherigen Werk Weerasethakuls nichts zu tun. Was man hier vors Auge geknallt bekommt, ist eine wilde Travestie auf einen Spionagethriller. Agent "Iron Pussy" ist - da fungieren eher amerikanische Superheldencomics als Vorbild - ein kleiner Verkäufer, der sich für seine Agenten-Einsätze in Schale wirft und grell geschminkt und in Frauenkleidern die Schurken der Welt bekämpft. Sein Geliebter Pew ist, auf dem Motorrad, stets dabei und notfalls auch lebensrettend zur Stelle. Hier geht es nun gegen einen Schurken, der eine Droge entwickelt, die Menschen gefügig macht, mehr erfährt man nicht und es ist auch sowas von egal. Mehr als einen grellbunten Jux nämlich mit der Verulkung des Genres, durch Einarbeitung des schwulen Element, durch Umarbeitung ins Musical-Genre will der Film sich nicht machen.

Die technischen Mittel sind dürftig, gedreht hat man mit Digital Video und zu sagen, dass man das auch sieht, wäre noch untertrieben. Es findet sich darüber hinaus kein einziger Originalton auf der Tonspur, die dafür mit heftiger Musik und den synchronisierten Stimmen vollgeknallt ist. Selten nur gibt es dabei so etwas wie Lippensynchronität - und offenkundig hatte auch niemand den Ehrgeiz dazu. Die Wendungen des Plots sind obskur, die Scherze mal gelungen, mal nur dem Thai-Publikum (das der Film seines schwulen Agenten wegen vermutlich nie haben wird) so recht verständlich, mal auch einfach doof und viel zu lang. Hübsch vor allem das Ende, als, am seidenen Faden hängend, Agent Iron Pussy und der Verbrecher Tang, in den er sich verliebt, der sich in ihn - als Frau - verliebt hat, in Gesang ausbrechen.

Das ganze also ein Spaß, nichts weiter, und nichts, was man von Weerasethakul auch nur im entferntesten erwartet hätte. Es gibt dafür einen einfachen Grund: "The Adventure of Iron Pussy" ist weniger sein Projekt als das des Künstlers und Darstellers des Titelhelden Michael Shaowanasai, der drei selbstgedrehten und in Galerien und Ausstellungen der westlichen mehr als der thailändischen Welt gezeigten Iron-Pussy-Kurzfilmen nun als Ko-Regisseur diesen Langfilm folgen ließ. Weerasethakuls originäre Idee war die Verwandlung ins Musical. Anwesend nach der Vorführung war nur der auch live einige Entertainer-Qualitäten zeigende Star von "Iron Pussy". Weerasethakul hat gerade seinen nächsten Film abgedreht, "Tropical Malady", dies hier wird in seinem Werk ein eher unerhebliches Nebenprojekt bleiben.

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