Filmkritik Chuck Parello: The Hillside Strangler (USA 2004)

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Chuck Parello: The Hillside Strangler (USA 2004)

 

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Chuck Parello: The Hillside Strangler (USA 2004)
Kritik v
on Stefan Höltgen

[Image]

The Hillside Strangler/s

Zwischen 1977 und 1979 ermorden Kenneth Bianchi und sein Cousin Angelo Buono insgesamt 10 Frauen in Hollywood. Die nackten Leichen werden - teilweise in extrem verhöhnenden Stellungen an Straßenrändern und in den Hügeln von Los Angeles abgelegt. Nachdem Bianchi sich in Los Angeles zusehends unsicher fühlte (die Polizei hatte ihn bereits einmal im Zusammenhang mit den Morden verhört, weil eines seiner Opfer entkommen konnte und seinen Wagen identifizierte), siedelte er Ende 1978 in einen Vorort von Washington über. Nachdem er dort zwei junge Frauen ermordet und dabei zu offensichtliche Spuren hinterlassen hatte, fasste man ihn. In seiner Wohnung fand man Schmuck, den er seinen Opfern nach deren Tod gestohlen hatte. In einem Kronzeugenabkommen mit dem Staatsanwalt belastete er seinen Cousin, um auf diese Weise der Todesstrafe zu entgehen.

Chuck Parellos Film "The Hillside Strangler" hält sich nahezu detailgenau an die Fakten. Hier, wie in etlichen Serienmörderfilmen der letzten Jahre, ist eine augenscheinliche Abkehr vom Spekulativen hin zum Authentischen zu beobachten. Doch die dokumentarische Erzählung des Films ist natürlich nur oberflächlich neutral. In seiner Auswahl an Fakten, die Parello im Film präsentiert, belegt er einerseits subtil, worauf es ihm ankommt und stiftet andererseits, wie auch alle anderen Beiträge des Genres, "Sinn". Dieser Sinn soll dem Zuschauer die Stringenz und Notwendigkeit, mit der die beiden Männer zu Tätern werden, plausibel machen.

So konzentriert sich Parello vor allem auf die "Karrieren" der beiden Protagonisten. Bianchi wird als stets scheiternder Ordnungshüter-Typ präsentiert. In der Tat hatte er sich bei verschiedenen Polizeistationen in Los Angeles als Officer beworben, war jedoch stets abgelehnt worden. Der Film zeigt in Folge dieser Ablehnung, wie sich Bianchi als selbsternannter Psychotherapeut verdingt. Auch Buonos Karriere wird vom Film als "konsequent" erzählt. Der in der Realität mehrfach wegen Vergewaltigung vorbestrafte Hispano-Amerikaner versucht in Los Angeles mit seinem Cousin einen Prostituierten-Ring hochzuziehen. Dies gelingt zunächst auch dadurch, dass die beiden Männer Frauen entführen, vergewaltigen, foltern und mit Gewalt zur Prostitution zwingen. Doch als ihnen die Mafia einen Strich durch die Rechnung macht, sieht Buono seine Möglichkeit zur Rache in der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung der Prostituierten dieser Mafia-Gruppe.

In seinem Versuch, die Biografie der beiden Männer zwangsläufig auf ihre Mörderkarriere zulaufen zu lassen, verspielt Parello die Chance, einen Beitrag zum Genre zu leisten, der mehr als nur "Mimese" zu leisten vermag. Nicht nur fügt er durch diese "biografische Zwangsläufigkeit" eigene Hypothesen in die Fallgeschichte ein (dass Buono den Beginn der Mordserie mit dem Zusammenbruch seines Prostitutionsringes zusammenlegt, ist eine zeitliche, aber noch keine kausale Folge und dass Bianchi als Therapeut Veronica Compton kennen lernt, die ihn später zu befreien versucht, entstammt ebenfalls den Kausalitätsansprüchen Parellos). Er lässt den vielleicht interessantesten Aspekt der Fallgeschichte völlig unberücksichtigt.

Dass die Morde nämlich in der Filmmetropole Amerikas - in Los Angeles - stattgefunden haben und die Fallgeschichte darüber hinaus etliche Schnittstellen zum System "Film" enthält, hätte die Basis für einen interessanten Beitrag zur Verknüpfung von "Film" und "Serienmord" werden können. So war etwa das Opfer, das den beiden entkommen konnte und die Polizei auf Bianchis Spur geführt hat, die Tochter Peter Lorres - ein Zufall, der angesichts der Rolle als Serienmörder, die Lorres Karriere begründet hat, eine skurrile Fußnote des Falls bildet. Dass aber Bianchi ein sehr reflektierender Filmfan gewesen ist, hätte einige interessante selbstreflexive Momente in den Film einfügen können. Bianchi hatte nämlich nicht nur seine Therapie-Ausbildung in Filmen wie "The Three Faces of Eve" bekommen, sondern sogar seine eigene "multiple Persönlichkeitsstörung", die er zu seiner Verteidigung vor Gericht nutzte, aus dem kurz zuvor gesehenen Film "Sybil" entlehnt, wie er später zugab. Parello verzichtet jedoch ganz auf solche Aspekte und nutzt die "Multipel"-Diagnose einzig als Kausal-Verbindung zwischen Bianchi und Veronica. Auch die Tatsache, dass Veronica ein Buch über eine Serienmörderin schreibt, wird von "The Hillside Strangler" zwar erwähnt, nicht aber, dass sie Bianchis Fall verwendet, um ihr Drama authentisch zu gestalten.

Parello erzählt seine Geschichte anstelle dessen auf ästhetisch ausgetretenen Pfaden: In typisierten "70er-Jahre-Bildern", wie sie bereits in Genre-Beiträgen wie "Summer of Sam" etabliert wurden und mit einer Montagepraxis, die schon in "Night Strangler" genutzt wurde, gerät Parellos "The Hillside Strangler" zu einem "coolen Film", der sich jede Subtilität verkneift. Unterstrichen wird dieser Eindruck vor allem vom Einsatz des Soundtracks: In nicht wenigen Szenen werden die Morde der beiden Täter clipartig zu Rock-Musik zusammen geschnitten.

Damit macht Parello einen Schritt zurück hinter den eigenen Anspruch und den "modus operandi" seiner Serienmörder-Filmografie, die mit "Ed Gein" etwas wirklich Originelles zutage gefördert hat. Seltsam "hohl" kommt einem "The Hillside Strangler" im Vergleich zu dem Mythen-kritischen Ed-Gein-Film vor. Weder der ruhige und bedächtige Rhythmus, der "Ed Gein" auszeichnet, noch dessen psychologische Tiefe finden sich in "The Hillside Strangler" wieder. Anstelle der letzteren setzt Parello voll auf den Effekt und beruft sich auf die mit Filmen wie "Ted Bundy" oder "Gacy" seit kurzem etablierte "Tradition der Grausamkeit". An Folterbilder spart der Film daher auch nicht - wohl aber an kritischer Distanz zu seinem Gegenstand. Diese Distanz hätte sich gerade in Anbetracht eines derart "filmischen" Stoffes wie dem "Hillside Strangler"-Fall gelohnt, dessen Geschichte etliche Schnittstellen zur ästhetischen Reflexionen über "Serienmord und Film" geboten hätte.

The Hillside Stranglers

USA 2004

Regie: Chuck Parello

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