RING - das Telefon klingelt - und nichts ist mehr so wie es war.
Eine Stimme verkündet, dass es nur noch sieben Tage sind - sieben Tage
bis zum Tod. Eine Geschichte, die unter Jugendlichen kursiert,
erzählt von diesem Anruf und von einem Videotape. Und alle, die sich
das Video mit seinen mysteriösen Aufnahmen ansehen, erhalten diesen
Anruf. Und alle haben danach nur noch sieben Tage zu leben.
Eine scheinbar unglaubliche Geschichte, die Becca (Rachael Bella)
ihrer Freundin Katie (Amber Tamblyn) da erzählt. Doch Katie erblasst.
Denn vor genau sieben Tagen hat sie mit drei Freunden zusammen solch ein
Video gesehen. Bei einem gemeinsamen Ausflug. In einer einsam gelegenen
Hütte. Es war ein unbeschriftetes Tape, das einfach so herumlag. Und
nachdem sie sich das Band mit seinen mysteriösen, verschwommenen Bildern
angeschaut hatten, klingelte das Telefon. Eine Stimme flüsterte: Nur
noch sieben Tage. Die Teenager glaubten an einen Scherz. Aber alle
werden in der Nacht, in der Becca Katie diese Geschichte erzählt - auf
die Minute genau sieben Tage nach dem Anruf - den Tod finden.
Rachel Keller (Naomi Watts), Beruf Reporterin und Katies Tante, macht
sich auf die Suche nach den Gründen für den rätselhaften Tod
ihrer Nichte. Bei ihrer Recherche kehrt sie in die abgelegene Berghütte
ein, findet das Video, erhält den Anruf - und ein Wettrennen um Leben
und Tod nimmt seinen Anfang. Nur sieben Tage hat sie Zeit, dem Geheimnis
auf die Spur zu kommen, nur sieben Tage, um ihr Leben zu retten - und nicht
nur ihr Leben
Regisseur Gore Verbinski (The Mexican, Mäusejagd) hat diese
Horrorgeschichte verfilmt. Doch ist RING kein Original sondern ein
Hollywood-Remake des 1998 gedrehten japanischen Films
Ringu von Hideo Nakata.
In Japan wurde der Film ein Kassenschlager, in Deutschland ein Erfolg auf
dem Berliner Fantasyfilmfestival 1999, um dann aber in den Videotheken zu
landen.
Bei der Umsetzung hat sich Verbinski ziemlich an die japanische Vorlage
gehalten. Nur einiger Effekte wegen hat er einzelne Handlungsstränge
abgewandelt, wie zum Beispiel die hervorragend in Szene gesetzte Episode
von einem wahnsinnigen Pferd bei einer Schiffsüberfahrt. Naomi Watts
als recherchierende Journalistin Rachel Keller, konnte zwar in David Lynchs
Mulholland Drive(2001) als karriereversessene Betty mit ihrer Coolness
überzeugen - wirkt in diesem Horrorfilm jedoch - gerade wegen dieser
Coolness - nicht überzeugend in ihrer Rolle als Frau, deren Tage
gezählt sind. Wie spannend könnte die Geschichte dieser Frau sein,
die mit dem Tod um die Wette läuft - hätte der Regisseur ihr tief
greifendere Emotionen erlaubt. Doch Naomi Watts agiert distanziert zu ihren
Gefühlen und weiß immer und in allen Lagen was zu tun ist - furchtlos
bis zur letzten Minute.
Unterstützt wird Rachel bei ihrer Suche von ihrem Ex-Mann Noah
(Martin Henderson), der zuletzt in Windtalkers (2002) zu sehen war. Noah
steht anfangs skeptisch den vermeintlichen Phantastereien seiner Ex
gegenüber, hilft ihr erst halbherzig und schließlich restlos
überzeugt - scheint das Schicksal ihn doch auch nicht verschonen zu
wollen. Doch gegen seine starke Begleiterin kann Henderson sich nicht behaupten
und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck.
Auch ihr gemeinsamer Sohn Aidan (David Dorfman), der in einer schlaflosen
Nacht heimlich das Video schaut und nun ebenfalls vom Tod bedroht ist, spielt
seine Rolle hölzern und wenig überzeugend. Zu deutlich ist die
Anlehnung an die Figur des kleinen Cole aus The Sixth Sense(1999)
- für diese grandiose Darstellung war Haley Joel Osmond (Cole) für
den Oscar nominiert - , doch David Dorfman wirkt nur wie ein altkluger kleiner
Junge, der zu früh seine Kindheit verloren hat.
Ist die japanische Version atmosphärisch dicht und schafft Spannung
durch gespannte Ruhe - trumpft die Hollywoodversion mit plakativen Effekten
auf. Effekte, die teilweise nichts mit der Handlung zu tun haben und
offensichtlich nur eingesetzt wurden, um beim Zuschauer Spannung zu erzeugen:
Grässlich verunstaltete Leichen, die einem eher ein Lachen als Entsetzen
entlocken, aus Nasen und Telefonhörern tropfendes Blut - das Warum bleibt
verborgen -, laute knallende Geräusche, die aus dem Nichts kommen und
genau so wenig zu bedeuten haben -, diese Aufzählung ließe sich
endlos fortsetzen. Für einen Splatterfilm zu harmlos für einen
Psychothriller zu emotionslos, bleibt die US-Version an der
Oberfläche.
Das Original jedoch verzichtet ganz auf Effekthascherei und setzt
allein auf die Spannung, die die Geschichte in sich schon birgt. Das kommt
sowohl dem Film als auch dem Sehvergnügen zu Gute. RING zeigt einmal
mehr, dass Hollywoodproduktionen mit Staraufgebot nicht per se für spannende
Handlung garantieren. Oft sind kleinere Produktionen, die mangels Budget
die Kraft aus sich selber schöpfen müssen, wirkungsvoller und
sehenswerter.
Doch in diesem Fall hat Hollywood der japanischen Produktion einen
Gefallen getan - der Run auf die Videotheken ist losgegangen. Wollen doch
viele das Original sehen - und nicht nur die Version aus der
Blockbustermaschinerie.
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