Eternal Sunshine of the Spotless Mind erzählt eine
kohärente Geschichte, präzise, kurz, die Geschichte zweier Liebender,
die zueinander finden. Joel Barrish, von dem wir nie erfahren, was er arbeitet,
spricht, von sich, verliebt sich in eine Frau namens Clementine Kruczynski,
die bei Barnes and Noble arbeitet, auf Long Island. Sie begegnen sich, von
einem seltsamen Impuls dorthin getrieben, in Montauk, es ist kalt, fast nichts
los, er ist schüchtern bis zur Verklemmtheit, sie impulsiv, der Beginn,
denkt man, einer wunderbaren Liebe, dann kommt der Vorspann, der die
Vorgeschichte trennt von dem, was danach geschah.
Es wird niemals wieder so einfach sein, ja es wird auch das,
was wir gesehen haben, sich als viel komplizierter erweisen als es schien.
Der Anfang ist ein Neuanfang, einzig einer Löschung gedankt, vorgenommen
von der Firma Lacuna Inc., die Erinnerungen zu eliminieren vermag. Man bekommt
einen Helm auf den Kopf, der Computer lokalisiert Erinnerungsfragmente im
Hirn und löscht sie, auf Knopfdruck. Ein etwas langwieriger Prozess,
man macht Hausbesuche. Was märchenhaft klingt, ist traumatisch für
die Mitwelt. Joel Barrish muss erleben, dass ihn Clementine gelöscht
hat, die Freunde bekommen Zettel, in denen sie gebeten werden, die
künstlich vergessene Person nicht mehr zu erwähnen. Joel schreitet
zur Gegenlöschung
Was so vorgeschlagen wird, ist eine technisch saubere Lösung
für den Kummer der Liebe, aber auch, a fortiori, des Erinnerns. Wovon
die Grundidee des Films träumt, ist eine schöne neue Welt der
Identitätsmanipulation (natürlich ist es ein Alptraum). Ob einer
derselbe sein kann, wenn er nicht mehr weiß, wie ihm geschehen ist,
obwohl er nach dem, was ihm geschehen ist, nicht mehr derselbe war. Die
Reaktionsszenarien, die Eternal Sunshine of the Spotless Mind (das
übrigens ist ein Alexander-Pope-Zitat) vorschlägt, verneinen das.
Es sind dies unwillkürliches Erinnern, halbbewusster Widerstand gegen
Löschung und vor allem: Wiederholungszwang.
Diese drei Szenarien werden narrativiert. Im unwillkürlichen
Erinnern erkennen sich die Liebenden wieder und wissen nicht wie; das ist
also beinahe wie in der Liebe sonst auch. Der halb bewusste Widerstand ergibt
den schönsten Teil des Films Joel Barrish liegt im Bett, sediert,
das Löschungsteam (Kirsten Dunst, Elijah Wood und Mark Ruffalo) tanzt
auf dem Grab seiner Erinnerungen und agiert dabei seine eigenen
Wiederholungszwänge aus.
Der Film aber psycholgisiert den Löschungsvorgang in ein
surreales Abschiedsdrama. Joel, der jetzt, hilflos, nicht loslassen will,
kämpft um Clementine, um seine Erinnerungen an sie. Für diesen
Kampf findet Michel Gondry erstaunliche Bilder: sich auflösende Räume,
der Angriff des künstlichen Vergessens auf die gemeinsame Zeit als
Verfolgungsszenario, Versuche, Clementine in unauslöschlichen Erinnerungen
unterzubringen. Strategien der Vergessensvermeidung, einer ars memoriae
unter höchstem Zeitdruck.
Die Erschließung dieses Raums, in dem rasch alles aufs
Komischste durcheinander geht (Komik und Tragik nicht zuletzt), ist die grosse
Leistung des Films. Hier erweist sich Gondry, über den üblichen
Kaufmanschen Gimmick weit hinaus, als Virtuose des Gebens von Bildern, die
widersprüchliches Erleben auf den Punkt bringen. Die rasante Folge der
gefundenen Bilder ist in ihrem von einem Moment auf den anderen
überzeugenden Durcheinander ein Strom des Unbewussten, der seinesgleichen
sucht. Nur konsequent ist die Vermischung von Infantilem und Begehren, das
Ganze somit auch eine Paraphrase auf das infantile Moment allen Begehrens:
der Wunsch, es möge perfekt sein, unzerstörbar, der Wunsch, der
schöne Augenblick möge nicht vergehen.
Nichts ist perfekt, alles vergeht, dazu bedarf es keiner
künstlichen Löschungen. Dies die nüchterne Botschaft des Films,
die er in bitteren Szenen einer Liebe zwischen die verzweifelten Wunschszenarien
mischt. Aber auch, dies die romantische Botschaft, die künstliche
Löschung ist nicht perfekt. An die Stelle des Vollkommenen tritt der
Wiederholungszwang, eine Sache unserer Neurosen, nicht unserer Vollkommenheit.
Als romantische Komödie, die zu sein der auf Messers Schneide tanzende
Film sich zuletzt entscheidet, geht Eternal Sunshine of the Spotless
Mind gut aus, wie man so sagt. Er ist, mit Stanley Cavell gesprochen,
eine Komödie der Wiederverheiratung, wenngleich die verdrehteste ihrer
Art. Die neurotische Regung, die Begehren heisst, lernen wir, ist keine
eindeutige Sache. Der Vorschlag zur Güte, das Gegenteil einer technischen
Löschung: Schwamm drüber, der Erinnerung zum Trotz.
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