Georg Seeßlen
Ein Eintrag ins Lexikon von Ekkehard Knörer
Georg Seeßlen ist 1948 geboren, hat in München Malerei,
Kunstgeschichte und Semiologie studiert. Es schreibt nicht nur Kritiken und
Aufsätze und Bücher, sondern dreht bei Gelegenheit auch Dokumentarfilme
fürs Fernsehen.
Georg Seeßlen sollte man korrekterweise weniger als Film- denn
als Bilderkritiker bezeichnen - und noch dann würde man seiner Bandbreite
nicht gerecht. Als gelernter Semiologe ist er - und in seinem Fall nicht
nur selbst ernannter, sondern wirklicher - Experte für
Zeichenverhältnisse schlechthin. Er hat über den pornografischen
Film wie über televisionäre Dummheiten, über Rechtsextremismus
und Christoph Schlingensief, Steven Spielberg und Klaus Kinski, Clint Eastwood
und David Lynch geschrieben - und das meiste davon ist klüger als das
ganze Restrauschen im Blätterwald. Geradezu unfassbar ist dabei seine
Produktivität: Artikel in den verschiedensten Zeitungen und Zeitschriften
(von epd film bis konkret, von der taz und
Freitag bis zur Zeit; einen Kurzauftritt in den Anfangszeiten
von Focus gab es übrigens auch), daneben mehr oder weniger jedes
Jahr ein neues Buch: man kommt nicht nach.
Seeßlen hat es geschafft, allgegenwärtig zu werden trotz
oder vielleicht gerade durch Abwesenheit auf den Tummelplätzen der
Kulturbetriebsprominenz. Er wohnt im Allgäu, lehrt gelegentlich an der
Uni, ist aber kaum einmal im Fernsehen zu sehen. Von Hause aus zweifellos
links, ohne Berührungsängste mit bürgerlichen Publikationsorganen
(interessant freilich, dass er in der FAZ, zu der er vom intellektuellen
Anspruch passen würde, nie geschrieben hat) einerseits, andererseits
aber ohne Scheu vor der Veröffentlichung in Blättern, die der
Mainstream links liegen lässt.
Die Zahl der Links vermittelt nicht annähernd einen treffenden
Eindruck von Seeßlens Produktivität. Hinweise auf weitere, verstreut
veröffentlichte und im Netz zugängliche Texte, sind jederzeit
willkommen.
Kritiken
(Stand: 14.9.2001)
Blues Brother 2000
epd
film 6/1998
Godzilla
epd
film 9/1998
Das Leben ist schön
epd film
11/1998
Truman Show
epd film
11/1998
Late Show
epd film
3/1999
Star Wars: The Phantom Menace
Freitag,
27.8.1999
Eyes Wide Shut
epd film
9/1999
Gladiator
epd film
6/2000
O Brother, Where Art Thou
epd film
10/2000
Süßes Gift
Die
Zeit 3/2001
Hannibal
epd film
2/2001
Lecters Lektionen
Wollen wir das wirklich sehen? Einen Film wie »Hannibal«, der zeigt,
wie der Kannibale seine Opfer isst? Einige Überlegungen zu Gewalt und
Grausamkeit, die Sie lesen sollten, bevor Sie ins Kino gehen
Die
Zeit, 14.2.2001
Aufsätze
Klaus Kinski - Ein deutsches Grauen (1992)
Dogma und Pornographie
TYRANNEI DER INTIMITÄT
Warum ich Lars von Triers »Die Idioten«, die Idee vom Dogma 95
und das neue Kino der Transgression nicht sonderlich mag
Freitag,
19.3.1999
Schließ die Augen und mach dir ein Bild
DER MANN MIT DEN POSAUNENBACKEN
Hundert Jahre Alfred Hitchcock
Freitag,
13.8.1999
Nachruf auf George C. Scott
epd film
11/1999
Teletubbies im Kosovo
Drei Fragmente zum nicht zu Ende erklärten Krieg
Jungle World 22./29.12.1999
Über
die Filme, Theater und die Talkshow
(Aufsatz über Christoph Schlingensief und Chance 2000)
Nachruf auf Roger Vadim
epd film
4/2000
Das Kino der europäischen Immigranten
epd film
10/2000
Lustvolle Mischung
SLOW FOOD
Die Subversion des Geschmacks - oder warum es notwendig wurde, die Welt essbar
zu machen, um sie zu retten
Freitag,
15.12.2000
Der Kleinbürger entdeckt sein Ich
MALEREI DER TRAUER
Zu den Edvard-Munch-Ausstellungen in Stockholm und Kopenhagen
Freitag,
16.3.2001
Noch Revolte oder schon Mainstream
WHITE TRASH IN FARBE
Marshall Mathers rappt den großen weißen Offenbarungseid zwischen
den Rassen und Klassen
Freitag,
30.3.2001
Die süße Keimzelle der Gier
ANKER IN EINER IMAGINÄREN KINDHEIT
Das Überraschungsei in Theorie und Praxis
Freitag
13.4.2001
Sohn und Liebhaber
Tom Cruise: Das Herz eines Karrieristen
epd
film 5/2001
Inschrift des Rausches, Passion oder Kreuzzug
Anmerkungen zu Drogen und Film
epd film
8/2001
Fetisch und Schlafmünze
Warum uns der Abschied von der D-Mark so überraschend leicht fällt.
Jungle World 12.9.2001
Die Blendung
Vom Alptraum zur Propaganda in drei Tagen Bildersturm
Jungle World 19.9.2001
Das Kino und die Katastrophe
Filmische Schreckensphantasien und die mediale Wirklichkeit
epd
film November 2001
John McTiernan
oder wie sich Antonin Artaud, Bert Brecht und Wile E. Coyote in den Filmen
eines scheiternden Handwerkers des späten amerikanischen Aktionsbildes
miteinander unterhalten
epdfilm April
2002
Sonstiges
Interview
im Subway-Magazin (1997)
Online-Konferenz (1999)
Auszug aus "David Lynch": Kapitel
Wüstenplanet
Eintrag im Artechock-Forum
Interview
bei F.lm (2002) |