Comix Corner : Comics & Graphic Novels. Ed Brubaker: A Complete Lowlife (2001)
 
 
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Autor

Ed Brubaker

Wertung


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Ed Brubaker: A Complete Lowlife (2001)

Eine Kritik von Ekkehard Knörer

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The Compete Lowlife von Ed Brubaker versammelt autobiografische Comic-Kurzgeschichten von um 1990. Sie sind eine Begegnung mit einem Zeitgeist, der als nunmehr vergangener rasant gealtert scheint. Geschildert werden Episoden aus dem Slacker-Leben von Thomas Booker, der sich mit Jobs durchschlägt, sehr genretypisch etwa im Plattenladen, der ungute Erfahrungen mit Drogen macht und mit seinem Chef. Erzählt wird aus einer zu Nostalgie neigenden rückblickenden Haltung heraus, immer sentimental, in einer Mischung aus hipper Selbstverachtung und einem endlosen Kreisen um die eigenen Alltagsprobleme, das nicht ohne die pseudo-philosophischen Üblichkeiten weltschmerzgeplagter Reflexionen abgeht.

Im Zentrum der postpubertären Obsessionen: die Freundin, die Frau, die zur Projektionsfigur eines geordneteren Lebens wird, die, zuletzt, den Loser verlässt. Das erinnert stark an James Kochalka, kommt nur um einiges ungefilterter daher, auch stilistisch merkt man, dass es sich um Brubakers Anfänge handelt. Abgesehen von gelegentlichen, nicht besonders witzigen meta-narrativen Signalen und Kommentaren zum Zustand der Figur wirkt manches stilistisch noch recht unbeholfen. Interessant jedoch, zu beobachten, wie Brubaker sich im Laufe der Jahre entwickelt. So sind die letzten drei Stories die mit Abstand besten. Der Strich gewinnt deutlich an Präzision, und zwar, insbesondere in The Other Shoe, durch Reduktion, durch schärferes Abgrenzen ikonischer werdender Figuren von den Hintergrundflächen. Das Feststecken seines Helden setzt Brubaker nun auch formal um: mehrfach wiederholt er identische Panels mit unterschiedlichem Text, er verabschiedet im letzten Story-Panel der Geschichte seine Figuren durch eine weiße Tür vor nicht zuende getuschtem schwarzen Hintergrund. Es folgt eine letzte Seite, die fabelhaft ist: auf ein reines Text-Panel, das das Motiv der schmerzlichen Erinnerung an glückliche Zeiten einführt, folgt das Aufbruchs- und Hoffnungs-Symbol eines offenen Fensters, dann Alltagsansichten von Einrichtungsgegenständen, der leeren Wohnung, die Thomas verlassen hat, kommentiert aus dem Off der Textkästchen. Es zeigt sich hier, dass das Sentiment erträglich wird, wenn es einen passenden Ausdruck findet, schlüssige und zugleich ambivalent bleibende Bilder.

Was folgt, ist ein bitteres Schlusskapitel, der gerade in seiner Gewaltsamkeit und im Bruch zu Ton und Form der voran gehenden Stories interessante Abschluss der Geschichte, fünfzehn Jahre später, man sieht auf drei Seiten die Rückkehr eines kurz geschorenen, gealterten und vor allem auf ganzer Linie gescheiterten Thomas Booker in eine merkwürdig veränderte, ja in Anspielung auf Fahrenheit 451 fast buchlose Welt. Der einzige Trost, der ihm bleibt, sind die Lowlife-Comics, die seine Jugend darstellen, die Brubaker in mehreren Panels zitiert. Das ganze ist ein Kommentar aufs Verhältnis von Kunst und Leben, von der kompensatorischen Rettung des Lebens in die Kunst. Implizit betont diese letzte Geschichte den persönlichen, autobiografischen Charakter des Vorangegangenen: mag sein, dass Brubaker selbst sieht, dass einen die Geschichten um Thomas Booker, zumal historisch geworden, nicht so wahnsinnig viel angehen. Brubaker schreibt heute  (unter anderem) Batman-Szenarien: auch ein Kommentar.

Comix Corner:  Ed Brubaker: A Complete Lowlife (2001)

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