End of Days

USA 1999
Regie: Peter Hyams

Rezension von Ekkehard Knörer

Diesmal gibt Herr Schwarzenegger einen Engel. Genau genommen ist es allerdings eher so, dass im neuen Film End of Days erstmals ganz offensichtlich wird, was in der Star-Persona Schwarzeneggers seit Terminator II, zuletzt in Eraser unter dem Geballer kryptisch geblieben war: der angelische Charakter der Figur. Die muskelbepackte Tötungsmaschine als guardian angel. Daher das Asexuelle der Schwarzenegger-Charaktere (das diesmal so weit geht, dass an seinen begehrlichen Absichten der Teufel noch im Engel erkennbar wird), ihr Nicht-von-dieser-Welt-Sein. Der Himmel ist gut und gerne die Zukunft oder, in der selbstreferentiellen Variante, der Action-Film (Last Action Hero) selbst. Diesmal aber fliegt Schwarzenegger tatsächlich, ganz am Anfang, in einem Stunt, der hier die Figur einführt. Der atemberaubende Flug weist sich allerdings aus als ex machina des Theaters: die Fäden, an denen der Engel über die Bühne schwebt, sind stahlseildeutlich. Das ist dann schon die Entzauberung des Engels, zugleich des Action-Helden Schwarzenegger, der in End of Days soviel auf die Nase bekommt wie selten zuvor.

Mit dem Teufel in eigener Person hat er freilich einen mehr als ebenbürtigen Gegner, den skrupellosen Engel als Wiedergeburt des ja auch nicht so recht totzukriegenden Widerparts aus T2. Schwarzenegger ist darüber hinaus selbst ein Gefallener, ein ungepflegter Alkoholiker, dem mit seiner Frau und der Tochter auch der Glauben an Gott abhanden gekommen ist. Die Tightrope-Variante der Figur (vgl. Eastwood). Mit dieser Zusatzcharakterisierung geht es weniger um den Versuch, den Helden zu psychologisieren - was bei einem so ausgewiesenen Nicht-Schauspieler wie Schwarzenegger ohnehin ein vergebliches Unterfangen wäre und, in den Szenen, in denen es versucht wird, unfreiwillig komisch wirkt. Eher geht es um eine überdeutliche Markierung: der Engel ist menschlich; der Versucher hat hier sein Einfallstor, das ihm immer wieder, und unter größten Mühen, vor der Nase zuzuschlagen die eigentliche heroische Aufgabe sein wird. So wird End of Days zu einer ganz persönlichen Erlösungsgeschichte des Engels, der zuletzt in sein Reich zurückkehren darf. Die bedrohte Frau ist der McGuffin, der Action und Spannung, mehr schlecht als recht übrigens, aufrecht erhält.


Dass der Film, trotz gelegentlicher ironischer Einsprengsel, seine krude Geschichte recht ernst nimmt, zeugt von jenem schlechten Geschmack, der B-Movies auszeichnet. End of Days ist nicht weniger direkt, billig und unsubtil als etwa Peter Hyams letzter, auch nicht schlechter Film The Relic. Die Stärken des guten B-Movies zeichnen ihn aus: die Figuren wie die Schauplätze sind von einer geradezu fincheresken Düsternis, dunkle, verlassene, kulissenhafte Orte geben den atmosphärischen Ton an (ein geschlossenes Kino führt zum Stützpunkt des Teufels). End of Days ist ein schmutziger Film, aller Hochglanz, den das viele Geld, das in ihm steckt, für gewöhnlich erzeugt, ist in die Kulissenhaftigkeit der Sets hineingefahren wie Frost in die Glieder des Zuschauers, der des Zuschauens nicht froh wird. Die special effects wirken wie billiger Budenzauber, aber in Verbindung mit der Ernsthaftigkeit des ganzen bleibt kein Rest des Comic-haften, das viele der Vorgängerfilme kennzeichnete. In gewisser Weise ist dieser postironische Schwarzenegger eine Rückkehr zum B-Movie, das der erste Terminator noch war. Seither ist Schwarzenegger nicht mehr der Böse gewesen; er ist es auch in End of Days nicht, aber sein Status als Heros ist in dieser Figur des gefallenen Engels prekär wie selten zuvor.

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