Andrew Adamson, Victoria Jenson: Shrek
(USA 2001)
Rezension von Ekkehard Knörer
Lustvoller Synkretismus ist das Prinzip von Shrek. Munter
hineingerührt in die Geschichte werden alle Märchen, derer man
beim Verfassen des Drehbuchs habhaft werden konnte. Das Arsenal der Figuren
umfasst den bösen Rotkäppchenwolf, Schneewittchen und die sieben
Zwerge ebenso wie Pinocchio. Die Prinzessinnen-Eroberungsgeschichte folgt
dagegen, mit gewissen Modifikationen, einen bald liebeskranken Drachen betreffend
etwa, dem Dornröschen-Motiv. In den Topoi der Märchenstruktur hat
man fürs Publikum der Gegenwart so manche Verschiebung, Verzerrung
vorgenommen: ins Groteske mitunter, ins allzu Alberne leider auch: die
schlechtere Hälfte des heldischen Buddy-Paars von Oger und Esel erinnert
an keine Figur der jüngeren Mythologie so sehr wie an Jar-Jar
Binks.
.
Manchmal integriert der Film vorhandenes Material fast nur als Zitat
(Pinocchio etwa), anderes wird parodiert oder in neuere Darstellungsformen
komisch hinüberpersifliert (die Werbespots um die Prinzessinnen). Keines
der Motive aber gewinnt dabei ein zu starkes Eigengewicht, zur Klasse von
Shrek gehört das gute Gespür für Timing; keine kleine Kunst,
da im Zusammenführen von eigenständigen und von Materialbearbeitung
lebenden Pointen durchaus komplizierte Kalkulationen notwendig sein
dürften: der Film rechnet immer wieder mit der Intelligenz des Betrachters,
nur um in einer den Produktionsbedingungen geschuldeten Form von Double Speak
prompt darauf wieder die schlichteren Ansprüche an filmische Komik zu
bedienen.
.
Nicht nur wird nebenher eine erstaunlicherweise nie in ihre
Bestandteile zerfallende Geschichte erzählt, man leistet auch noch eifrige
Umbauarbeit an tradierter Märchenideologie. Die Sache mit der Prinzessin
und dem Frosch und dem Kuss (nicht alles ganz wörtlich genommen) macht
hier eigenwillige Metamorphosen durch, bis zum anders als erwartet
glücklichen Ende. Mit großer Freude nimmt Shrek - von der ersten,
ganz schön widerlichen Sekunde an - die ganze Disney-Welt auf die Schippe,
arbeitet damit und dagegen, zieht sein Gelingen aus der Veralberung der
Klischees, der Verschärfung des Knuddeligen ins beinahe Realistische
und rührt dann doch ein ums andere Mal in fremd-vertrauter Weise ans
Gemüt.
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