Kenji und Kenta Fukasaku: Battle Royale
2 (Japan 2003)
Im Jahr 2000 drehte Kenji Fukasaku mit Battle Royale einen Film, der
binnen kürzester Zeit internationalen Kultstatus erlangte und vielleicht
sogar seine Wiederentdeckung als Pulp-Regisseur der 60er und 70er Jahre
vorantrieb. Das Sequel konnte der alte Mann des japanischen Genrekinos nicht
mehr fertig stellen: Kenji Fukasaku erlag im Januar 2003 noch während
der Drehzeit seiner schweren Krankheit. Sein Sohn Kenta stellte den Film
fertig.
Auch in der Welt von Battle Royale sind drei Jahre vergangen:
Die Fronten zwischen Erwachsenen und Jugendlichen haben sich verschärft,
der Konflikt ist zugespitzt. Um den Überlebenden des ersten Teils Shuya
Nanahara (Tatsuya Fujiwara) hat sich eine Schar an Widerstandskämpfern
zu einer paramilitärischen Organisation zusammengeschlossen und den
Erwachsenen offen den Krieg erklärt: Von einer Insel aus werden massive
Terroranschläge geplant und umgesetzt. Unterdessen wird eine neue Gruppe
Jugendlicher in eine neue, verschärfte Runde des Spiels geworfen: "This
time it's war!", so die beim Wort genommene tagline des Films. Doch
die Jugendlichen fallen den Terroristen in die Hände und schließen
sich, nach viel Hin und Her, der Gruppe an. Unter den Battle-Royale-Jugendlichen:
Die Tochter von Kitano, der im ersten Teil sein Leben lassen musste. Sie
sinnt auf Rache ... |
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Battle Royale 2 findet auf technisch höchstem Niveau
statt, das Filme dieser Gattung derzeit wohl erreichen können. Der
betriebene Aufwand ist deutlich höher als beim ersten Teil, der sich
auf kleinere Scharmützel und Auseinandersetzungen konzentrierte. Hier
hingegen wird (zumindest zu Beginn) ein Szenario entworfen, das in
Auflösung und Intensität der Landung am Omaha Beach aus Spielbergs
Saving Private Ryan nachempfunden ist.
Damit allein lässt sich indes noch kein Film von immerhin zwei
Stunden Laufzeit bewältigen. Und leider verschwurbelt sich der Film
zusehends in ein unausgegorenes Gebräu aus Action, Drama und offen
politischem Pamphlet, ohne dabei aber auf irgendeiner Ebene überzeugen
zu können. Im Gegenteil: Seine zum Teil plakativen, zum Teil recht
wirrköpfigen Statements vermitteln ein undurchdachtes,
ressentiment-verhaftetes und naives Weltbild, das mit Antiamerikanismus der
schmierigen Sorte gut umschrieben ist: Unverhohlen werden da in einem Fort
zwischen den glorifizierten Film-Freiheitskämpfern Parallelen zu
islamistischen Gruppierungen entwickelt, auf ikonografischer Ebene wird der
Anschlag auf das World Trade Center wiederholt und zu einem notwendigen Schlag
gegen Unterdrückung und für Frieden und Freiheit umgedeutet - die
Toten verschwinden gnädigerweise in der alles überblickenden Totale,
die Menschenverachtung dahinter ihrerseits in einer pathostriefenden,
gutmenschelnden Rede. Nichts wird dabei gebrochen: Dem Film ist es mit seinem
Programm denkbar ernst.
Auch auf narrativer und dramaturgischer Ebene hat der Film mit einigen
Volten seiner Macher gegen ihn zu kämpfen: Viele Charakterentwicklungen
sind allenfalls zu erahnen, manches ist schlicht nicht mehr nachvollziehbar.
Gerade in Verbindung mit seinem ideologischen Projekt entwickelt sich hier
eine Penetranz, die den Zuschauer zum bloßen Anschauen und Abnicken
verdammt. Kurzum: Ein Ärgernis, und vor allem eine handfeste
Enttäuschung. Nach dem zwar auf ideologischer Ebene nur mäßig
durchdachten, zumindest aber als Actionfilm gut funktionierenden ersten Teil,
stellt BR2 allenfalls eine Demontage des weltweit eingeheimsten Ruhms und
ärgerlicherweise auch einen sehr schalen Schluss einer an aufregenden
und bemerkenswerten Filmen gewiss nicht armen Filmografie dar.
Die DVD ist immerhin rundum gelungen: Bild und Ton sind, wie von einem
Film dieses Datums zu erwarten, exzellent. Vor allem der wuchtige Ton sollte
die Hand stets in der Nähe des Verstärkers halten, ist man von
sensiblen Nachbarn umgeben. Das Zusatzmaterial wurde komplett auf eine zweite
DVD verteilt: Über Sinn und Zweck der Dreingaben - Aufnahmen von der
Premiere in Tokyo, unkommentierte Eindrücke von den Arbeiten und
ähnlich zum Teil motivationsloses mehr - mag man sicher streiten, doch
findet das reichhaltig vorhandene Material unter Freunden des Films sicher
viel Zuspruch.
Erfreulich ist, dass der Film, scheint's, ungeschnitten vorliegt:
Das ist nicht selbstverständlich, da hier über weite Strecken grafisch
wesentlich härter zuwerke gegangen wird als noch im Vorgänger,
der seinerzeit zunächst nur in einer geschnittenen Version auf den Markt
gebracht werden durfte und erst in jüngster Zeit von Marketing ungeschnitten
veröffentlicht werden konnte. |
Technische Details
Bild: 1,78:1, 16:9 anamorph
Ton: Deutsch (dts, Dolby Digital 5.1), Japanisch (Dolby Digital 5.1)Untertitel:
Deutsch
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 127 Minuten
Zusatzmaterial:
Bonus-DVD: Behind the Scenes, Eröffnungsfeier, Casting-Aufnahmen,
Interviews, Kamera-Test, Trailer
(Thomas Groh) |