F.W. Murnau: Der letzte
Mann (D 1924) |
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Anbieter: Transit Film / F.W.-Murnau-Stiftung / UFA
VÖ: 09.02.2004
Regie: F.W. Murnau
Drehbuch: Carl Mayer
Darsteller: Emil Jannings, Maly Delschaft, Max Hiller, Emilie Kurz, Hans
Unterkircher, Olaf Storm |
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DVD-Informationen |
Der letzte Mann (Deutschland 1924)
Beinahe völlig ohne Zwischentitel, bloß mit visuellen Mitteln
erzählt F.W. Murnau in Der Letzte Mann die als Militärsatire
intendierte Geschichte eines obersten Hotelportiers, der unter dem Vorwurf
der Altersschwäche seines Amtes enthoben wird und fortan die sanitären
Anlagen des Hotels zu pflegen hat. Die geliebte Uniform, die ihm zuhause,
in den ärmlichen Wohnkolonien der Hinterhöfe, bei Familie und
Nachbarschaft Respekt und Autorität verliehen hat, wird ihm entrissen.
Um zuhause sein Gesicht nicht zu verlieren, entwendet er die Uniform heimlich.
Doch der Schwindel fliegt auf: Nun ist er nicht nur entehrt, sondern auch
noch dem Hohn und Spott seiner Mitmenschen ausgesetzt. Am tiefsten Punkt
angelangt, kommt ihm der Autor des Films zu Hilfe, der sich selbst, zumindest
im Zwischentitel, in den Film schreibt und sowohl dem Portier als auch dem
Film selbst ein wahrlich überschäumendes Happy End
überstülpt, welches so nicht nur im wahren Leben "sich nicht zuzutragen
pflegt", sondern darüber hinaus auch noch augenzwinkernd den wahren
Motor jedweder Autorität beim Namen benennt: Das liebe Geld, welches
dem Portier in Form einer dubiosen Erbschaft letztendlich zukommt. |
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Man mag über den Erfolg des Films als Satire gewiss geteilter
Meinung sein. Siegfried Kracauer beispielsweise deutete die Aussage eher
gegenteilig als Affirmation. Die an und für sich grundsympathische Zeichnung
des alten Mannes, der mit seiner Degradation nicht umzugehen weiß,
mag dem eigentlichen Vorhaben sicher etwas im Wege stehen, andererseits offenbart
die Thematisierung des Uniformenfetischs nicht etwa als persönliche
Schwäche, sondern eher als gesamtgesellschaftliche Problematik, in der
der Einzelne nur wenig Souveränität aufweist, aber auch recht moderne
Ansatzpunkte. Wie auch immer: Murnaus Film nur durch die ideologische Brille
zu betrachten, wird ihm gewiss nicht gerecht. Denn die Qualitäten liegen
eindeutig im visuellen Bereich (was selbst Kracauer anerkennt, der den Film
auch und gerade deshalb als "bedeutend" bezeichnet): Die Vorgehensweise der
"entfesselten Kamera" Karl Freunds erweist sich nicht nur als Mutter der
Plansequenz, sie erschafft auch ganz wunderbare Bilder und
Erzählstrategien, die wohl wirklich nur in jener schmalen Epoche des
Films zwischen der technisch ausreichenden Entwicklung der Kamerakonstruktion
und dem Aufkommen des Tonfilms kurz darauf denkbar gewesen sind: Indem man
ihn durch Kamerafahrten und das stete Eindringen der Kamera in die Dekoration
simuliert, ist man dem Ton immer auf der Spur. Der geschickte Einsatz von
verzerrenden Linsen oder davor angebrachter eingefetteter Glasplatten folgt
zudem der noch jungen Tradition des deutschen expressionistischen Films (dessen
letztes Werk, Metropolis (D 1926), Freund wenig später ebenfalls
fotografieren sollte) und subjektiviert in schöner
Regelmäßigkeit das Geschehen auf radikale Weise. Gipfel dieser
Bemühungen ist wohl eine Traumsequenz des alten Portiers, in der sich
diese Verfremdungsmaßnamen in Verbindung mit der Vorwegnahme der Steadycam
- Freund band sich die Kamera mit Seilen vor den Bauch - zu einer visuell
vor allem vor dem historischen Hintergrund beeindruckenden Phantasmagorie
verdichten. Eher schon unbemerkt sorgen zudem allerlei Tricks mit
verfälschten Perspektiveverhältnissen zu einer ungewöhnlichen
Tiefe des Bildes, die die (vorgeblich) gigantomanischen Bauten von Metropolis
bereits leise und für den Zuschauer kaum ersichtlich andeuten.
Dies zu erkennen kommt einem die ausführliche und liebevoll
konzipierte Dokumentation zu Hilfe, die unter Verwendung vieler Quellmaterialien
diverser Archive Entstehung, Hintergründe und Geschichte des Films erhellt.
Besonders interessant ist hierbei die Schilderung der gewieften Special Effects,
mit der besagte räumliche Tiefe simuliert wurde, und natürlich
die Geschichte der Restauration selbst. Die nimmt sich so spannend wie eine
Detektivgeschichte aus, wenn verschiedene Negative verglichen werden und
das Originalnegativ wieder aus internationalen Beständen sorgfältig
rekonstruiert wird. Eine Detektivgeschichte mit Happy End im übrigen,
denn das Bild dieser DVD kann sich absolut sehen lassen. Zwar bleibt ein
zweites Restaurationswunder, wie Metropolis zuvor eines darstellte, aus,
doch erstrahlt Murnaus Film dennoch in bislang nicht gekanntem Glanz. Von
einigen wenigen Alterserscheinungen abgesehen, ist das Bild rundum perfekt,
da zudem auch der Transfer sorgfältig durchgeführt wurde. Die originale
Musik wurde um fehlende Stellen ergänzt und im satten, glasklaren Sound
neu eingespielt. Abgerundet wird diese rundum gelungene Edition dann noch
von einem schön gestalteten Digipack mit hübeschem Beiheft und
einem Pappschuber, der sich im Regal fürs Auge perfekt neben der
Metropolis-DVD einsortieren lässt. Einmal mehr hat die Transit Film
ganze Arbeit geleistet - auf die weiteren Veröffentlichungen
(angekündigt sind beispielsweise schon Wegners Golem, Wienes Caligari
und viele andere Schätze des deutschen Stummfilms) wird sich schon jetzt
gefreut. |
Technische Details:
Bildformat: 4:3 Vollbild
Sprachen: Stummfilm (Dolby Digital 5.1 / Dolby Digital 2.0)
Untertitel: -
Regionalcode: 2
Zusatzmaterial:
Dokumentation, Biografien der wichtigsten Beteiligten(Thomas
Groh) |
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