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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Die Killer-Meute (Mario Caiano, Italien 1977)

 

Anbieter: Koch Media
VÖ: 16.06.2004
Regie: Mario Caiano
Darsteller: Henry Silva, Leonard Mann, u.a.

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DVD-Informationen
Die Killer-Meute (Mario Caiano, Italien 1977)

Mit Die Killer-Meute öffnet Koch Media einmal mehr die Schatztruhe des europäischen Genrekinos und lädt zur Reise in die wunderbare Welt des italienischen Großstadtthrillers der 70er Jahre ein. Damals hatte sich das trendbewusste, kommerzielle Kino Italiens nach Ausflügen in den Sandalen-, Grusel- und Westernfilm für einige Jahre mit harten Cops, schnellen Autos und brutalen Gangstern beschäftigt. In den so genannten Polizieschi tummelten sich schnauzbärtige Kotelletencops mit Fliegerbrillen begleitet von fetziger Beat-Musik, die seit Mitte der 90er wieder verstärkt in den Lounge-Clubs zu hören ist, vor Metropolenkulisse mit mediterranem Flair, ohne dabei sonderlich auf die Gepflogenheiten der Dienstvorschriften zu achten. Der Zynismus, für den das italienische Genrekino viel und oft verschrieen wurde, brach sich hier, kurz bevor er mit den Splatterfilmen der späten 70er und frühen 80er vollends ins Groteske abbog, auf ganzer Linie Bahn.

Eine ganze Reihe namhafter Genre-Regisseure wie Umberto Lenzi, Enzo G. Castellari, aber auch Mario Bava, dessen Rabid Dogs sich lose an den Komplex anlehnen lässt, arbeitete unter anderem in diesem Subgenre. Mario Caiano, Regisseur des vorliegenden Films und eigentlich als Realisateur eher durchschnittlicher Genrekost bekannt, konnte einige stilbildende Arbeiten vorlegen. In seinem Die Killer-Meute etwa werden wir Zeuge der beinharten Ermittlungen des jungen Captain Beady (Leonard Mann, eigentlich Leonardo Manzella) gegen den Schwerverbrecher Santorro (ein Wiedersehen mit Henry Silva, den viele vielleicht noch aus der ersten Blütezeit von Home Video und Kabelfernsehen kennen), der sich mit spektakulären Raubüberfällen sein Casino-Budget aufbessert. Von den Bedingungen der Polizeiarbeit zunehmend eingeengt, sieht sich Beady schon bald dazu gezwungen, den vorschriftsmäßigen Weg zu verlassen ...

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Natürlich ist der Plot nur Vorgabe, um eine ganze Reihe zum Teil amüsanter, zum Teil in der Tat sehr versiert und wirkungsvoll inszenierter Actionsequenzen abzurollen. Diese gestalten sich weitgehend selbstzweckhaft und herzlich oft unmotiviert, was unter den Vorgaben dieses Produktions- und Rezeptionszusammenhangs indes nur abzusehen ist und somit Gültigkeit entwickelt. In der Tat ertappt man sich schon bald dabei, dem eigentlichen Handlungsverlauf, der ohnehin nur krude und sprunghaft skizziert ist, gar nicht mehr richtig folgen zu wollen, um die glücklicherweise reichlich vorhandenen Actionsequenzen abzuwarten. Der Reiz des Films besteht deshalb vor allem in einer souveränen Auseinandersetzung mit diesen Spitzen: Da diese zwischen sehr gelungen und unfreiwillig amüsant oszillieren, findet man sich schnell in der Position des überblickenden Connaisseurs wieder, der aufgrund mangelnder Spannung und Dramaturgie auf formale Eigenheiten und Auflösungen zu achten beginnt. Aufregend geraten ist zum Beispiel eine Sequenz auf einem fahrenden Benzintransporter, die, von der zum Mitschnippen animierenden und überhaupt sehr gut gelungenen Musik von Francesco De Masi unterlegt, gerade in ihrer inszenatorischen Unbehauenheit einiges an coolness zu entwickeln in der Lage ist. Ähnliches gilt für eine recht breit angelegte Verfolgungsjagd quer durch die Walachei in der Mitte des Films oder einige handfeste Auseinandersetzungen mit geballten Männerfäusten. Von der Eleganz der etwa zeitgleich produzierten, an Gewaltdarstellungen ebenso nicht armen Kung-Fu-Filme aus Hongkong fehlt hier zwar natürlich jede Spur, doch gereicht gerade diese spezifische, statisch-wuchtige Physis dem urbanen Stoff zum Vorteil.

Leider gestaltet sich die (Wieder-/Neu-)Entdeckung des Films auf der vorliegenden DVD nicht gerade zur Lust. Schade ist dies vor allem, weil mit Koch Media eigentlich ein für Qualitätsware bekannter Publisher hinter der Veröffentlichung steht. Zum einen ist es aufs Höchste ärgerlich, dass sich auf der DVD - entgegen aller Ankündigungen im Vorfeld - nur die geschnittene Fassung des Films findet, die inhaltlich mit der VHS-Fassung des Films aus dem Jahr 1986 identisch ist. Dass die Liner-Notes im Booklet in großen Tönen den Umstand zelebrieren, dass nun endlich, ja endlich die ungeschnittene Fassung auch in Deutschland vorläge, trägt zu diesem Ärgernis entsprechend bei. Hier wurde, was Jörg Bauer von Koch Media im firmeneigenen Forum bei dvdinside bereits selbst einräumte, schlicht schlampig gearbeitet.

Weiterhin fällt vor allem der Ton sehr negativ auf: Der bleibt, trotz beherztem Griff zu den Reglern am Verstärker, dumpf, manche Spitzen versagen gar völlig und der Ton bricht ins Übersteuerte mit entsprechend verzerrtem Effekt um. Zudem ist der Film über die ganze Laufzeit von einem leider Gottes sehr aufdringlichen Rascheln unterlegt, das an konstantes Regengeplätscher erinnert. Dies nagt nicht nur an der Konzentrationsfähigkeit des Zuschauers, sondern verwirrt zudem in Szenen, die offen unter strahlend blauem Himmel spielen.

Immerhin ist die Bildqualität recht ordentlich gelungen: Zwar war das Ausgangsmaterial nicht hervorragend, doch hat man sich sichtlich bemüht, mit einem sauberen Transfer das Beste draus zu machen. So tauchen zwar gelegentlich einige Altersspuren wie Lauflinien, Abnutzungen und die eine oder andere Verschmutzung auf, doch wird der Filmgenuss dadurch kaum gestört, im Gegenteil stehen solche Erscheinungen einem Film dieses Kalibers als Patina gut an. Weiterhin ist das Bild zwar nicht sonderlich scharf oder detailreich, dafür wissen die Farbwerte einigermaßen zu überzeugen, auch die Kontraste überzeugen. Kompressionserscheinungen waren nicht weiter auszumachen.

Bonusmaterial liegt leider, von ein paar Trailern zu anderen Filmen aus eigenem Programm abgesehen, keines vor. Wie bereits kurz angesprochen findet sich in der Hülle noch ein Faltblatt mit Liner-Notes eines namenlos bleibenden Autors, die viele biografische Informationen zu den Beteiligten beinhalten, dabei aber auch etwas unstrukturiert und konzeptlos aufgebaut erscheinen. Dass diese qualitativ kaum empfehlenswerte Veröffentlichung eine Ausnahme im ansonsten diesbezüglich stets überzeugenden Programm des Publishers bleibt, steht abschließend zu hoffen.

Technische Details

Bild: 1,85:1
Ton: Deutsch (Dolby Digital 1.0 Mono)
Untertitel: keine
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 85 Minuten (geschnittene Version)

Zusatzmaterial: Trailer zu bereits erschienen Filmen von Koch Media, Booklet mit Linernotes

(Thomas Groh)