John Hough: Draculas
Hexenjagd (GB 1971) |
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VÖ: 10.12.2003
Anbieter: KochMedia
Regie: John Hough
Darsteller: Peter Cushing, Dennis Price, Mary Collinson, Madeleine
Collinson, Isobel Black, u.a. |
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DVD-Informationen |
Draculas Hexenjagd (Twins of Evil, Großbritannien
1971)
Krisen machen erfinderisch: Obwohl (oder vielleicht: Gerade weil)
die legendären britischen Hammer Studios in den späten 50ern und
die gesamten 60er durch einen kaum überschaubaren Output an Remakes
und Variationen klassischer Universal-Horrorstoffe die Leinwände in
Beschlag nahmen, zeichneten sich zu Beginn der 70er Ermüdungserscheinungen
ab. Das Fernsehen gewann zunehmend an Popularität, das bislang
zahlungswillige Publikum wurde der andauernden Neuauflagen von Frankenstein,
Graf Dracula und der Mumie langsam aber sicher überdrüssig, die
obendrein auch noch aufgrund einer zunehmenden Lockerung der Sitten im Film
seltsam angestaubt zu wirken begannen. In Folge gerierten sich die einst
recht gediegenen Filme der Studios zunehmend spekulativer, zeigefreudiger,
absurder und wagemutiger. So entdeckte man die Reize des weiblichen Geschlechts
für sich und erfand kurzerhand den weiblich-dominanten Vampir, die weibliche
Frankensteinkreatur und stellte Dr. Jekyll eine Sister Hyde zur Seite. Auch
waren diverse Crossover-Manöver ein naheliegendes Mittel, um, da im
Ergebnis besser vermarktbar, das dahinbröckelnde Publikum wieder in
die Säle zu locken. Gipfel dieses Mischmaschs ist wohl der 1974 entstandene
Legend of the Seven Golden Vampires (dt. Die 7 Goldenen Vampire), eine reichlich
abstruse Kollaboration mit den Hongkonger Shaw Brothers, die Ikone Peter
Cushing als Van Helsing kurzerhand in die chinesische Provinz versetzt, um
dort gegen buddhistisch angehauchte Martial-Arts-Vampire anzutreten - für
Kenner und Genießer ein vortreffliches Stück Trash.
Ganz so wild geht es im drei Jahre zuvor entstandenen Draculas Hexenjagd
freilich noch nicht zu: Nachdem der jung verstorbene und als äußerst
obsessiv verschrieene Regisseur Matthew Hopkins 1968 mit dem Kultfilm The
Witchfinder General (in der Hauptrolle: Vincent Price als dämonischer
Hexenjäger) das Subgenre des Hexenjägerfilms ausgehoben hatte,
das in den internationalen Erfolgen von Filmen wie Hexen - Bis aufs Blut
gequält, Hexen - Geschändet und zu Tode gequält (D 1970/1972)
und einiger anderer ähnlich betitelter Räuberpistolen seine Fortsetzung
fand, war eine Verquickung von Dracula-Mythos und Hexenjäger-Film für
die Hammer Studios offenbar nur naheliegend: |
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Anfang des 19. Jahrhunderts werden die verwaisten Zwillingsschwestern
Maria und Frieda (Mary und Madleine Collinson) von ihrem Onkel Gustav Weil
(Peter Cushing) in Obhut genommen. Dieser ist Anführer einer fanatischen
Bruderschaft, die mit eiserner Hand auf Hexenjagd geht und mit allen Mitteln
versucht, den Vampir Graf Karnstein auszulöschen. Ausgerechnet in dessen
Hände fällt eine der Schwestern und wird zum Opfer des Blutsaugers.
Fortan treibt sie als seelenloser Vampir ihr Unwesen, doch Gustav ist der
Nichte bereits mit brennenden Holzscheiten auf den Fersen.
Mit den melancholischen und edlen frühen Horrorfilmen der Hammer
Studios hat Draculas Hexenjagd natürlich nur noch wenig gemein.
Nichtsdestotrotz stellt der Film eine kleine Wundertüte für Freunde
des absonderlichen Films dar: Von großartig schwülstiger Musik
mit Ohrwurmfaktor unterlegt, ist der in dieser Rolle natürlich
idealbesetzte, asketisch ausgemagerte Peter Cushing als verhärmter
Gottesfanatiker und Hexenjäger natürlich eine wahre Pracht für
Freunde des Camp. Vor allem in Verbindung mit dem Originalton - Cushing ist
ein hervorragender Sprecher - begeistert sein Spiel zwischen Understatement
und trockenster Ironie. Auch die Story weist in ihrem Bemühen, allzu
Altbekanntes aus der Hammerfilmografie zu vermeiden, zahlreiche Höhepunkte
auf - die einen gelungen, die anderen nur seltsam schräg - und erweist
sich mit ihren zahlreichen Motivanleihen (Doppelgänger, Spiegel, die
Verlockung des Bösen und dem schrittweise Anheimfallen dunkler
Gelüste) als wahre Fundgrube romantischer Topoi. Und natürlich
kommt auch der typisch unterschwellige, britische Humor in den zahlreichen
Gottes- und Satansanrufungen, wie auch in den sardonischen Textzeilen des
lüsternen Grafen nicht zu kurz. Kurzum: Kein Film wohl, der einen Neuling
auf dem Gebiet von den Qualitäten der B-Movies aus dem Hause Hammer
überzeugen wird können, für Freunde nostalgischer Gruselkost
und liebevoll inszenierter Genrekost aus den Bahnhofskinos vergangener Tage
aber stellt dieser Release mit Sicherheit ein kleines Fest dar.
Zumal sich auch die technischen Qualitäten der DVD sehen lassen
können: Material wie Transfer garantieren ein exzellentes Bild von
ausreichender Schärfe, guten Farben und - vor allem im expressionistischen
Spiel mit Licht und Dunkel auf dem Schloss des Vampirs besonders wichtig
- zufriedenstellenden Kontrastwerten. Auch die Tonspuren wissen zu
überzeugen, allerdings wirkt der Soundtrack auf der englischen Tonspur
im Vergleich leider ein wenig drucklos und somit dünn. Schade auch,
dass keine Untertitel vorhanden sind. Dafür sind die Extras wiederum
sehr sorgfältig ausgesucht worden: Neben einer umfangreichen Galerie
von Filmstills und so seltener wie schöner Aushangfotos, dankenswerterweise
alle bildschirmfüllend abrufbar, gibt es außerdem eine von dem
mitreißenden Soundtrack unterlegte Sammlung alter Plakate des Films
zu sehen, die, wie für dieses Genre üblich, einen ganz eigenen
ästhetischen Reiz entwickeln. Über den PC lässt sich dann
noch der Comic zum Film in hochauflösenden jpg-Bildern einsehen - eine
damals in diesen Produktionszusammenhängen übliche Zweitauswertung
des Filmstoffes und, im Original versteht sich, mittlerweile heißbegehrte
Sammlerstücke. Dann gibt's natürlich noch den Trailer zum Film,
wie auch zu dem verheißungsvoll angekündigten "Die Todeskarten
des Dr. Schreck". Gruseln mit KochMedia auf (zum Glück) technisch hohem
Niveau - wir berichten weiter! |
Technische Details
Bild: 1:1,66
Ton: Deutsch, Englisch (Mono 2.0)
Untertitel: keine
Laufzeit: 83 Minuten
Regionalcode: 2
Zusatzmaterial
Trailer, Aushangfotos, Plakatmotive, Comics
(Thomas Groh) |
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