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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Giulio Berruti: Geständnis einer Nonne (Italien 1978)

 

Anbieter: Koch Media
VÖ: 18.02.2004
Regie: Giulio Berruti
Darsteller: Anita Ekberg, Paola Marra, Joe Dallesandro, u.a.

 

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DVD-Informationen
Geständnis einer Nonne (Italien 1978)

"Nunsploitation" nennt man ein vor allem in den frühen 70er Jahren analog zum Hexenjägerfilm zeitweilig recht populäres Subgenre des Horror-, Thriller- oder eben Exploitationfilms. Repressive Systeme übten damals einen ungeheuren Reiz auf Schnellfilmer wie Jess Franco oder einer ganzen Schar von italienischen B-Regisseuren aus. Getreu nach Luis Bunuels These, dass nur dort Erotik zu finden sei, wo auch die Sünde im Raum steht, wurde in einer Vielzahl von Filmen mit Titeln wie etwa Die Nonnen von Clichy (Jess Franco, Fr./Port. 1972), Der Nonnenspiegel (Domenico Palella, Deu./It./Fr. 1974) oder Nonnen bis aufs Blut gequält (Gianfranco Mingozzi, It. 1974) der Blick spekulativ hinter dem ansonsten verschlossenen Klostermauern geworfen - mal mehr, mal weniger vordergründig engagiert oder mit Bezügen zur Literatur des Marquis de Sade versehen. In seinem Text "Hinter Klostermauern" hat der Film- und Kulturwissenschaftler Marcus Stiglegger eine überblicksartige Genealogie des Komplexes nachgezeichnet, zu finden in Ausgabe 37 der Zeitschrift Splatting Image.

Mit Geständnis einer Nonne (Giulio Berruti, It. 1978) hat die Münchner Koch Media jüngst einen späten, schon nachgereicht wirkenden Vertreter seiner Gattung veröffentlicht, der sich nur noch lose in die Reihe einfügt. Ort des Geschehens ist ein Sanatorium für psychisch Kranke. Hier sieht sich die morphiumsüchtige Schwester Gertrude (Anita Ekberg, man kennt sie aus Fellinis La Dolce Vita) nach einer an sich erfolgreichen Krebsoperation zusehends schizophrenen Anfällen und paranoiden Hysterien ausgesetzt. Den ihr anvertrauten Patienten begegnet sie zunehmend abweisend und offen aggressiv. Ihre Gesuche nach einer erneuten Operation werden von der Obrigkeit abgelehnt: Ihre Krise sei als Glaubensprobe zu verstehen. Allein in ihrer Zimmermitbewohnerin Schwester Mathilde (Paola Morra), die Gertrude alsbald auch ihre körperliche Zuneigung gesteht, findet sie eine Vertrauensperson, die ihr zur Seite steht. Als schließlich eine Serie unheimlicher Morde das Haus in Angst und Schrecken versetzt, reift in dem frisch ans Sanatorium versetzten Dr. Patrick Rowland (Joe Dallesandro) der Verdacht, dass die manische Gertrude für diese Gräueltaten verantwortlich ist. Gertrude selbst leidet derweil zunehmend unter Realitätsverlust ...

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Leider ist Geständnis einer Nonne eher unspektakulär in Inszenierung und Bilddrastik. Die nur sehr sporadisch aufblitzende nackte Haut und gelegentlichen Gewaltschilderungen wirken für 1978er Verhältnisse eigentlich schon fast verschämt und kokettieren letztendlich nur mit dem Skandal, ohne dabei aber wirkliches guilty pleasure entstehen zu lassen. Für einen Thriller im Nonnenmilieu ist der Film wiederum kriminologisch, atmosphärisch und dramaturgisch schlicht zu unausgereift, um, trotz der recht effektiven Wendungen der letzten Viertelstunde, wirklich bestehen zu können. Dies wäre noch leicht wegzustecken, wenn der Film auf inszenatorischer Ebene jene Qualitäten entwickeln würde, für die man das europäische B-Genrekino der 60er und 70er Jahre zurecht noch heute lieben kann, doch bis auf einige, zugegeben recht effektive surreale Subjektivierungen im Spiel von Bild- und Tonebene kommt auch hier nicht recht Stimmung auf.

Die DVD erweist sich immerhin als recht ordentlich mit Abstrichen. Auch hier lag wieder ein tadelloses Master zugrunde, das mittels eines exzellenten Transfers für ein gestochen scharfes Bild mit kräftigen Farben sorgt. Die beiden Tonspuren weisen hingegen ein leichtes Grundrauschen auf, das auf der deutschen Tonspur auch aufgrund des etwas dynamischeren Klangs von Dialog und Athmo etwas in den Hintergrund tritt, auf der englischen aber leider recht präsent ist. Das Zusatzmaterial gestaltet sich wie stets solide: Neben dem Originaltrailer und einer Slideshow, in der Stills aus dem Film alten Aushangbildern nachempfunden wurden, gibt es dort noch eine Sequenz aus dem Film zu sehen, die um einige Einstellungen länger ist und einen Mord etwas detaillierter schildert. Offenbar gehört diese Sequenz in dieser Form in den Film selbst, der sich somit als minimal gekürzt entpuppt. Ein etwas rätselhaftes Verhalten, da diese wenigen Einstellungen, trotz etwas niedrigerer Bildqualität, doch sicher ohne weiteres dem Film wieder hätten eingefügt werden können. Im wie stets schick gestalteten Faltblatt gibt dann wieder Uwe Huber in gewohnter Manier des Genrefreaks Hintergrundinformationen zum Film zum Besten. Ob der Film, was in Italien zu dieser Zeit durchaus gängiger Arbeitsweise entsprach, "stumm" gedreht und erst anschließend synchronisiert wurde, was den fehlenden italienischen Ton erklären würde, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

Technische Details:

Bildformat: 1,78:1
Sprachen: Deutsch, Englisch (Mono 2.0)
Untertitel: keine
Regionalcode: codefree

Zusatzmaterial:

Trailer, Fotogalerie, geschnittene Szene, 4seitiges Booklet

(Thomas Groh)