Werner Herzog: Herz aus Glas (Deutschland 1976)
"Eine Glashütte im finsteren Bayern des 19. Jahrhunderts: Der
wichtigste Arbeiter ist gestorben und hat das Geheimnis der Rubinglasherstellung
mit ins Grab genommen. Das kleine Dorf, einzig bekannt für seine rubinroten
Gläser, verfällt in eine tiefe Depression. Der Glashüttenbesitzer
weiß keinen anderen Rat und engagiert den legendären Hellseher
Mühlhias (Joseph Bierbichler). Er soll das Geheimnis enträtseln.
Doch Mühlhias' Prophezeiungen enthalten nicht das begehrte Rezept, sondern
sagen unabänderliche Katastrophen voraus. Die Hütte werde Feuer
fangen und der Besitzer dem Wahnsinn verfallen
" (Quelle:Kinowelt)
Die Werner-Herzog-Reihe von Kinowelt ist dem DVD-Freund in den letzten
Monaten zum lieben Begleiter geworden. Nachdem die klassischen Filme mit
Klaus Kinski alle erschienen sind, komplettiert sich nun nach und nach auch
das restliche filmische Schaffen Werner Herzogs. Da den DVD-Editionen zumeist
auch rare Werke aus Herzogs umfangreichem (und einzigartigem) dokumentarischen
Schaffen beigelegt werden, ergibt sich vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft
"der komplette Herzog" im heimischen Regal; nicht zuletzt diese "Beigaben"
machen den ungeheuren Reiz der Reihe aus. Herzogs Dokumentation sind in
Gegenstand und Auflösung nicht selten mindestens genauso aufregend wie
seine fiktiven Stoffe und nehmen im Werk eine zentrale Position ein: |
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So hat Herzog seit den 80er Jahren gerade mal zwei (von Publikum
und Kritik zudem eher wenig beachtete) Spielfilme zustande gebracht, für
Fernsehen und Kino aber eine große Menge an Dokumentarfilmen gedreht.
Und nicht zuletzt Herzog selbst - ein Gegner des so genannten cinema
verité - sieht sein bisheriges Schaffen, fiktives wie
dokumentarisches, als "einen großen Film", der aus stets wiederkehrenden
Motiven und Perspektiven seine Kraft bezieht. In Gasherbrum - Der leuchtende
Berg, einem Dokumentarfilm über eine Bergbesteigung Reinhold Messners,
der sich auf der DVD von Herz aus Glas als Bonusfilm befindet, wird
dies besonders deutlich: Hier verdichten sich zentrale Motive und
Überlegungen aus Herzogs anderen Film in für eine Doku zum Teil
ungewöhnlich ästhetisierten Bildern zu einer intensiven Filmerfahrung.
Eine Dokumentation, die über eine bloße Darstellung technischer
Aspekte einer Bergbesteigung weit hinaus reicht und vielleicht sogar als
Schlüssel zu Herzogs restlichem Werk angesehen werden darf. Schon allein
für diesen ansonsten kaum aufzutreibenden Film kann man die
Veröffentlichung eigentlich nicht hoch genug loben.
Da erfreut es natürlich obendrein, dass sich mit Herz aus
Glas nun einer der außergewöhnlichsten und sperrigsten Filme
aus Herzogs Filmografie nun einer digitalen Veröffentlichung erfreuen
kann. In meditativen, romantisch verklärenden Bildern schuf Herzog hier
mit ungewöhnlichen Mitteln - mit Ausnahme von Sepp Bierbichler agierten
alle Darsteller unter Hypnose, so Herzog - einen flirrenden, surrealistischen
Film, der Motive und Ästhetiken aus der Malerei ebenso aufgreift wie
biografische Erlebnisse aus Herzogs Kindheit im provinziellen Bayern verarbeitet.
Der Film bleibt dabei selbst verschlossen und kaum dechiffrierbar, vor allem
kaum mit Worten erläuterbar. Werner Herzog und Laurens Straub tragen
dem in einem der wohl seltsamsten Audiokommentare der bisherigen Reihe Rechnung:
Nachdem man etwa eine Stunde lang den Film kaum zu fassen kriegt - auch Herzog
räumt ein, vieles nur intuitiv zu verstehen, nicht aber begrifflich
- und sich vor allem auf Herzogs Biografie zurückzieht, bricht man den
Audiokommentar zum letzten Drittel hin schließlich ab und appelliert
an den Zuschauer, allein die traumhaften Bilder auf sich wirken zu lassen.
Eine erstaunliche und sympathische Konsequenz.
Auch diese DVD weiß wieder rundum qualitativ zu überzeugen.
Bild und Ton sind jeweils makellos und garantieren ein entspanntes Filmerlebnis.
Als Bonus befindet sich neben Gasherbrum noch der skurrile Film Werner Herzog
eats his Shoe von Les Blank auf der DVD, in dem Herzog den Titel nach einer
verlorenen Wette zum Programm macht. Auch dieser Film ist ansonsten kaum
verfügbar, entsprechend erfreulich ist diese Dreingabe. |
Technische Details
Bild: 1,66:1
Ton: Dolby Digital 1.0
Untertitel: keine
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 90 Min.
Zusatzmaterial:
Audiokommentar mit Werner Herzog und Laurens Straub, Dokumentationen
"Werner Herzog eats his Shoe" und "Gasherbrum - Der leuchtende Berg", Biografie
Werner Herzog, Fotogalerie, Trailer
(Thomas Groh) |