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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Sergio Corbucci: Keinen Cent für Ringos Kopf (Massacro al Grande Canyon, Italien 1965)

 

VÖ: 02.07.2004

Anbieter: Koch Media

Regie: Sergio Corbucci

Darsteller: James Mitchum, Jill Powers, George Ardisson, Giacomo Rossi-Stuar, u.a.

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DVD-Informationen
Sergio Corbucci: Keinen Cent für Ringos Kopf (Massacro al Grande Canyon, Italien 1965)

Mit Django (1966) und Leichen pflastern seinen Weg (1968) schuf der italienische Regisseur Sergio Corbucci unbestritten zwei Klassiker des düsteren, nihilistischen Italowesterns, die ganz zu Recht zur Grundbildung in dieser Gattung zählen. Mit Keinen Cent für Ringos Kopf (1965) legt Koch Media nun einen etwas früher, noch in den Kindertagen des Subgenres entstandenen Western des Filmemachers auf DVD auf, in dem es noch etwas anders zugeht als in seinen Meisterwerken.

Zunächst ein großes Hallo: Der Film beginnt, wie andere Western enden. Als der Revolverheld Wess (James Mitchum, Sohn von Robert, auf dem Backcovertext fälschlicherweise als "Ringo" bezeichnet) auf einer Farm ankommt, stellt er sich als Rächer seines Vaters heraus und richtet die beiden Farmer, die für den Tod seines alten Herrn verantwortlich sind. Aus dieser reizvollen Exposition schlägt der Film aber kaum Kapital, sie dient ihm eher nur als Anheizer. Es geht ihm eher um eine recht typische Geschichte der Verbrüderung des Helden mit einer Gruppe von Stadtbewohnern gegen eine Gruppe Banditen, mit entsprechendem Ausgang.

Zwar arbeitet Keinen Cent für Ringos Kopf sichtlich auf seinen Showdown voller Gewalt und Action hin - nicht umsonst heißt er im Original sinngemäß "Massaker im Grand Canyon" -, doch bestehen noch einige Unterschiede zu den späteren Western des Regisseurs. Die Landschaften sind saftig-grün, die meisten Szenen sind hell ausgeleuchtet, Cowboys tragen noch gestriegelte Hüte und Westen und ihre Gesichter sind nur selten unrasiert. Von der Lust am groben Textil, an Schmutz und Siff, wie sie für den Italowestern im Allgemeinen, für Corbucci im Besonderen typisch ist, fehlt hier noch jede Spur. Auch die Tragik späterer Filme wird kaum erreicht, Keinen Cent für Ringos Kopf ist somit klar als Realisation einzuschätzen, die heutzutage wohl eher nur von historischem Interesse ist. Interessant ist dieser frühe Gehversuch in "seinem" Genre für Verehrer von Sergio Corbucci sicher allemal, doch sollte man kein im Laufe der Zeit in Vergessenheit geratenes Meisterwerk erwarten.

Mit dieser DVD kehrt Koch Media, nach dem qualitativen Ausrutscher bei Die Killer-Meute zum alten Standard zurück und legt eine nahezu rundum gelungene Edition des Films vor, der man allein etwas mehr Bonusmaterial gewünscht hat. Vor allem das Bild erweist sich als fabelhaft: Das tadellose Ausgangsmaterial und ein sauberer Transfer lassen den Film gestochen scharf erstrahlen. Die Technicolorfarben sind satt und kräftig - ein wahrer Schmaus für Freunde des Materials. Gelegentlich wurde zwar Material aus einem anderen Master verwendet, das qualitativ etwas abfällt, doch ist dies selten genug der Fall, um nicht weiter zu stören oder gar den positiven Gesamteindruck zu mindern.

Als etwas unvorteilhaft gestaltet sich der deutsche Ton, was aber dem Publisher kaum anzulasten ist: Hier wurde der gesamte Ton ausgetauscht, was zuweilen etwas hermetisch klingt. Vor allem der komplett neu eingespielte Soundtrack zerrt zuweilen etwas an den Nerven: Eine verdächtig nach Keyboard klingende Trompete spielt zu passenden wie unpassenden Momenten gleichermaßen ein einfach gehaltenes, zwischen "triumphal" und "melancholisch" changierendes Thema, das eher zu einem Heimatfilm passen würde. Auch die gesamte Geräuschkulisse wurde offenbar durch Library-Sounds ausgetauscht und klingt entsprechend künstlich, wie auch die Sprecher ihren Text reichlich lieblos runterspulen. Hier ist auf jeden Fall die Originaltonspur vorzuziehen, die wesentlich authentischer klingt und zudem mit ungleich passenderer musikalischer Untermalung aufwartet, die sich allerdings, wie auch der Film selbst, eher an der Überlieferung us-amerikanischer Standards orientiert als an sich zu diesem Zeitpunkt bereits entwickelnden spezifisch italienischen. Das Bonusmaterial erweist sich als eher schlicht: In einer Bildergalerie gibt es einige historische Werbematerialien anzusehen, die erwartungsgemäß recht schick ausfallen, außerdem gibt es Fotos von den Drehorten zu begutachten. Die Angaben auf der Rückseite der DVD sind im übrigen irreführend: Die englische Tonspur wird dort nicht erwähnt, ist aber vorhanden. Auch das Bonusmaterial ist nicht komplett aufgeführt. Kein großes Ärgernis, aber dennoch vermeidbar gewesen: Die Funktion "Film Fortsetzen" führt im Bonusmenü nicht zurück zum Film, sondern spult erneut die Bildergalerie ab. Von diesem kleinen Fauxpas abgesehen aber eine rundum überzeugende DVD, die vor allem Fans des Subgenres, die an einer historischen Aufarbeitung desselben interessiert sind, ohne weiteres empfohlen werden kann.

Thomas Groh

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Technische Details

Bild: 1,66:1
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital Mono)
Untertitel: -
Regionalcode: 0/PAL
Laufzeit: ca. 86 Minuten

Zusatzmaterial

Bildergalerie, Trailer, Bilder vom Drehort