Lebenszeichen (Werner Herzog, Deutschland 1968)
Höchst erfreulich ist, dass Kinowelt im Rahmen der "Werner
Herzog Kollektion" auch bei den relativ unbekannten, kommerziell vermutlich
nur wenig verwertbaren Herzogfilmen das bisher an den Tag gelegte Engagement,
finale und rundum überzeugende Editionen auf den Markt zu bringen, in
keiner Weise missen lässt. So veröffentlicht man mit Lebenszeichen
Werner Herzogs sperrigen, auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin
ausgezeichneten Debütspielfilm aus dem Jahr 1968 in einer empfehlenswerten
Ausgabe und legt auch hier wieder rare und gesuchte Kurzfilme aus der
frühsten Schaffensphase des Regisseurs als Bonus bei.
Lebenszeichen schildert den drögen Alltag
dreier Wehrmachtssoldaten als Bewacher einer Festung auf einer besetzten
griechischen Insel. Um der Langeweile zu entfliehen unternimmt einer von
ihnen, Stroszek (Peter Brogle), Erkundungen auf der Insel und stößt
dabei auf ein Tal mit zahllosen Windmühlen. Der Anblick hinterlässt
den Soldaten paralysiert. Dem Wahnsinn verfallen, richtet er sich gegen seine
Kameraden, nimmt den Stützpunkt ein und versucht mit Feuerwerkskörpern
in einem letzten Aufbegehren schließlich die Sonne in Brand zu setzen.
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Herzogs intensives Debüt versammelt bereits einige Motive
seines filmischen Schaffens und gerät so zum Ausgangs- wie Fluchtpunkt
seiner späteren Werke. Der verständnislos bleibende Blick in und
das Aufbegehren gegen die Natur, der Größenwahn, der zum Scheitern
verurteilt ist, die eigene Verschwendung sind in Herzogs Filmografie stets
wiederkehrende Topoi. Dass Herzog später den Namen Stroszek als Filmtitel
wieder aufgreifen wird, dass der Anblick des Windmühlentals später
in Cobra Verde mit den Dutzenden von am Strand Windräder schlagenden
Ureinwohnern zitiert wird, scheint kein Zufall. Herzog selbst bezeichnet
sein Werk als ein großes zusammenhängendes, in dem auch die Trennung
von dokumentarischen und fiktionalen Arbeiten nicht aufrecht zu erhalten
ist. Gerade für diesen großen Zusammenhang ist
Lebenszeichen der beste Beweis.
Bild und Ton der Ausgabe sind unter den gegebenen Bedingungen, dass
es sich hierbei um einen alten und günstig produzierten Film handelt,
der zudem lange Zeit nicht in Konservenform verfügbar gewesen ist, tadellos,
wenngleich nicht herausragend. Zwar ist ein leichtes Rauschen in
größeren Farbflächen hier und da zu verzeichnen, doch stört
dies die Rezeption in keiner Weise. Ansonsten ist das Bild recht scharf,
der Kontrast ausgewogen. Besonders interessant sind wieder die Extras geraten:
Wie erwähnt finden sich hier einige Kurzfilme aus Herzogs frühstem
Schaffen vereint, die zwar altersbedingt nicht in optimaler Qualität
vorliegen, doch muss man froh sein, dass diese Arbeiten überhaupt einmal
verfügbar gemacht wurden. Für den Audiokommentar haben sich erneut
Werner Herzog und Laurens Straub eingefunden: Herzog gibt hier vor allem
biografischen Einblick in seine jüngsten Jahre als Filmemacher. |
Technische Details
Bild: 1,33:1 (4:3)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 1.0 Mono)
Untertitel: Deutsch
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 86 Minuten
Zusatzmaterial:
Audiokommentar mit Werner Herzog und Laurens Straub, Fotogalerie,
Trailer, Biografie Werner Herzog, Kurzfilme: Maßnahmen gegen Fanatiker,
Letzte Worte, Die beispiellose Verteidigung der Festung Deutschkreuz
(Thomas Groh) |