Lucky McKee: May - Die
Schneiderin des Todes (USA 2002) |
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VÖ: 23.09.2003
Anbieter: mc one
Buch & Regie: Lucky McKee
Darsteller: Angela Bettis, Jeremy Sisto, Anna Faris, James Duval |
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DVD-Informationen |
May - Die Schneiderin des Todes (USA 2002)
Bereits in ihrer Schulzeit wurde die kleine May Cannady (Angela Bettis)
aufgrund eines schielenden Auges von ihren Mitschülern ausgegrenzt.
Die zum Geburtstag von der Mutter mit den Worten "Wenn Du keine Freunde findest,
mach Dir welche!" überreichte Puppe wird ihr zum Schicksal: Auch Jahre
später noch ist die zwar noch immer schielende, aber dennoch attraktiv
gewordene und etwas verhuschte May vom sozialen Leben weitgehend ausgeschlossen
und auch in Sachen Liebe so unerfahren wie anlehnungsbedürftig. Ihre
ausgesprochen morbide Ader steht ihr zusätzlich im Weg. In ihren freien
Stunden flüchtet sie sich in die Schneiderei, um, nach einigen
Enttäuschungen und Verletzungen mehr, einen blutig-melancholischen Plan
in die Tat umzusetzen: "Wenn Du keine Freunde findest, mach Dir
welche!"
May - Die Schneiderin des Todes ist weit weniger Horrorkino
in dem Sinne, das man sich gruseln möge, sondern am ehesten noch ein
Film über Horrorfilme (was auch in der Spielhandlung selbst zum Tragen
kommt: Adam, in den sie sich verliebt, gibt sich als Fan von Dario Argentos
Filmen zu erkennen). Mehrere Topoi des Genres werden aufgegriffen und miteinander
verquickt oder aber einer Inversion unterzogen: Ein Wesen wird gebaut, aus
Leichenteilen obendrein, Liebe und Zuneigung wird gesucht wie verweigert
- das ist natürlich der klassische Frankenstein-Stoff. Interessant hierbei
aber vor allem die clevere Umkehrung: Der "Doktor" ist es nunmehr selbst,
dem die Gesellschaft die Eingliederung und Zuneigung verwehrt, die Kreatur
- nur zum Ende bekommt man sie kurz zu sehen - fungiert beinahe schon nur
noch als das, was die Filmtheoretikerin Judith Halberstam gerne den "lesbian
dildo" im Horrorfilm nennt. Die Leichenteile wollen zunächst beschafft
werden: Indem sich May vor allem bei denen bedient, die ihr Sexleben allzu
unbekümmert ausleben (können) und sie zuvor aus diesem Kreislauf
der Zuneigung und Sexualität ausgegrenzt haben, adaptiert der Film Motive
des Serialkillermovies, in dem vor allem promiskuitive Teens um ihr Leben
bangen müssen. |
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Der diesem Subgenre meist anhaftende reaktionäre Beigeschmack
wird in May indes recht clever vermieden: Das Verhältnis zwischen den
Opfern und ihrer (in diesem Falle) Mörderin entwickelt sich keineswegs
unter puritanischen Vorzeichen, eher noch geht es um die Offenlegung sexueller
Ökonomien, um das Verhältnis der sozialen Peripherie zu ihrem Zentrum.
Wenn May also mordet, dann ist das ebenso sehr Folge ihrer permanenten
Ausgrenzung wie Carrie Whites Amoklauf in Brian de Palmas Carrie (USA 1976)
und entsprechend kein Akt der Aggression, sondern eher noch der verzweifelte
Aufschrei einer beschädigten Seele. So ist dies denn die wahre Stärke
dieses so intelligent wie einfühlsam inszenierten Films: Zu keinem Moment
verbirgt er die Tatsache, dass die eigentliche Erzählung des Horrorfilms
hinter allen Schauwerten und Effekten sich meist doch als das Drama menschlicher
Tragödien darstellt. So entpuppt sich May - Die Schneiderin des Todes
nicht nur wegen des Soundtracks, der ausgeglichen zwischen gothisch-gruseligen
Kindersängen und melancholischem Gitarrenpop hin und her pendelt, auch
als ein melancholisch-morbides Märchen des Post-Grunge-Zeitalters.
Nicht umsonst stellt der Film somit einen der Konsensfilme des Fantasy
Filmfests 2003 dar und geisterte bereits im Vorfeld seiner Veröffentlichung
als Kultfilm in spe durch diverse Internetforen und -kanäle. Umso
erfreulicher ist es, dass dem Film von der Media Corporation One (mc one)
eine angemessene und entsprechend überzeugende DVD-Edition gegönnt
wurde. Eine für das Label beinahe schon obligatorisch stimmungsvolle
und ästhetisch ansprechende Menugestaltung bereitet ideal auf das
makaber-melancholische Vergnügen vor. Das Bild des Films ist exzellent
und überzeugt durch exzellente Schärfe, geringes Rauschen und
sorgfältig ausgepegelte Kontrast- und Farbwerte. Ähnliche Sorgfalt
wurde auch dem Ton entgegengebracht. Sogar die deutsche Synchronisation -
für Filme dieses Produktions- und Vermarktungshintergrunds eher untypisch
- ist gelungen und überzeugt mit klangfarblich passenden, vor allem
aber kompetenten Sprechern. Da auf der DVD auch der Originalton zu finden
ist, bleibt die Synchronisation für Filmfreunde aber eh bloß zweite
Wahl für den Zweifelsfall. Auch die Zusatzausstattung kann sich ohne
weiteres sehen lassen: Neben gleich zwei (leider nicht untertitelbaren)
Audiokommentaren mit jeweils unterschiedlichen Zusammensetzungen aus dem
Produktionsteam gibt es die obligatorischen Trailer und mehrere Texttafeln
zu den Bio- und Filmografien der wichtigsten Beteiligten. Alles in allem
ist der mc one mit dieser DVD eine rundum gelungene Edition eines bemerkenswerten
Films gelungen, die man gerne in die private Mediathek aufnimmt. Außerdem
beweist sie erneut ihr glückliches Händchen für interessante
Independentproduktionen aus Übersee. Angesichts der regelmäßig
hohen Qualität der Releases kann einem das nur recht sein. |
Technische Details:
o Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 2.0)
o Bildformat: 1.85:1 anamorph
o Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
o Regionalcode 2
Zusatzmaterial:
o Audiokommentare von Regisseur Lucky McKee, von Angela Bettis u.a.
o Trailer Deutsch und Englisch
o Biografien
o Production Notes
(Thomas Groh) |
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