DVD-Informationen bei Jump Cut

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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
David Lean: Oliver Twist (GB 1948)

 

VÖ: 10.12.2003

Regie: David Lean

Darsteller: Robert Newton, Alec Guinness, Kay Walsh, Francis L. Sullivan, John Howard Davies, Henry Stephenson

Anbieter: KochMedia

 

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DVD-Informationen
Oliver Twist (Großbritannien 1948)

Oliver Twist erzählt vom Leidensweg eines dem Londoner Armenhaus entlaufenen Waisenjungen, der als Zehnjähriger in die Netze des Trödlers Fagin und dessen Bande von Kindertaschendieben gerät. Mit David Leans Adaption von Charles Dickens' Roman beginnt die KochMedia ihre Classic Movie Collection. Und wie bei den vorherigen Veröffentlichungen der Thriller und Horror Collection hat man sich auch hier rundum Mühe gegeben, um eine endgültige Version für nostalgische Filmfreunde und Cineasten auf den Markt zu bringen. Dies fängt schon bei den Äußerlichkeiten an: Das 2er-DVD-Set befindet sich in einer stabilen und hübsch gestalteten Pappschachtel zum Aufklappen, die man sich natürlich gerne ins Regal stellt. Neben den beiden Silberlingen liegt der Schachtel noch ein kleines Booklet bei, in dem ausführlich die Geschichte der literarischen Vorlage und der Dreharbeiten, vor allem aber die den Film begleitenden internationalen Kontroversen um die Darstellung des Straßendiebs Fagin (Alec Guiness), der rein äußerlich antisemitischen Stereotypen nachempfunden war, genauer beleuchtet.

Vor allem unter diesem Gesichtspunkt handelt es sich um eine filmhistorisch ungemein wichtige Edition: In Deutschland wurden dem Film - nach regelrechten Straßenschlachten zwischen protestierenden Juden und den Ordnungskräften im britischen Sektor Berlins, wo die englische Originalfassung gezeigt wurde - seinerzeit über 20 Minuten und somit nahezu alle Auftritte von Guinness entfernt: Internationaler Schnittrekord. Erstmals liegt der Film nun in der eigentlich intendierten Schnittfassung vor, alle zuvor entfernten Sequenzen wurden dem Film wieder eingefügt. Und man hat Sorgfalt walten lassen: Die Szenen wurden nicht etwa nachsynchronisiert, sondern sind - gewissermaßen als Erinnerungsstücke an die vormalige Zensur - im Originalton belassen und deutsch untertitelt.

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Dies verleiht dieser Veröffentlichung durchaus der Charakter einer kritischen Ausgabe, die einerseits den Film in der historisch gültigen Version zeigt, andererseits aber auch seine Zensurgeschichte hierzulande auf den Filmmillimeter genau zusammenfasst. Es versteht sich von selbst, dass man natürlich auch über das Bonusmenu alle geschnittenen Sequenzen einzeln und direkt anwählen kann, um sich einen detaillierten Überblick von Intention und Stoßrichtung der damaligen Schnittmeister zu verschaffen.

Auch ansonsten ist die DVD gelungen: Leans schaurig schön gestalteter, an die Bildästhetik des filmischen Expressionismus der 20er Jahre erinnernder Film präsentiert sich in einer bislang ungekannten Bildqualität. Das Bild ist für einen Film dieses Alters außergewöhnlich scharf, praktisch rauschfrei und verschafft durch einen sorgfältig ausgepegelten Kontrast dem steten Spiel mit Licht und Schatten ordentlich Geltung. Auch der Ton lässt angesichts des Alters kaum Wünsche offen, lediglich die deutsche Tonspur wirkt im direkten Vergleich, vor allem was die musikalische Untermalung betrifft, etwas steril und dünn. Die Bonusecke unterstreicht den Archiv-Charakter dieser Veröffentlichung: Neben einer Fülle an ausgesuchtem Bildmaterial von vor und hinter den Kulissen gibt es dort noch ein kleines Feature mit Erinnerungen diverser Produktionsbeteiligter an die Dreharbeiten. Hier wird die Aufmerksamkeit des Filmfreunds mit einigen interessanten Anekdoten belohnt, so erfährt man etwa wie sich Alec Guinness, damals gerade mal 33 und vom Image her eher Typ Sunnyboy, um die Rolle des alten Fagin bemühte. Ansonsten findet sich noch übliches Beiwerk wie Trailer, Biografien und ähnliches: Auch hier wurde solide Arbeit geleistet.

Als besonderes Extra befindet sich auf der zweiten DVD (eigentlich nur eine CD-ROM) eine Vollversion von Reclams elektronische, Filmlexikon für den PC. Auf diesem digitalen Pendant zur bekannten Buchausgabe befinden sich Texte zu mehreren Hundert ausgewählten Filmen, die einen guten Überblick über die Filmgeschichte ermöglichen sollen, und biografische Vorstellungen einiger wichtiger internationaler Regisseure. Leider aber handelt es sich hierbei um eine etwas ältere und somit hier und da nicht immer aktuelle Version, die auch von den speziellen Möglichkeiten einer Multimedia-CD-ROM keinen Gebrauch macht: Wo man hinblickt Bleiwüste, nach kurzen Filmausschnitten oder Soundsamples sucht man vergebens, auch Hyperlinks innerhalb der Applikation oder spezielle Sortiermöglichkeiten gibt es keine. So bleibt das Lexikon lediglich gut gemeinte Dreingabe, die aber im direkten Vergleich etwa mit dem digitalen Lexikon des internationalen Films, das dem Medium wesentlich gerechter wird, kaum zu überzeugen weiß.

Im Großen und Ganzen ist der KochMedia mit diesem Set eine rundum zu begeistern wissende Edition geglückt, die auf weitere Glücksgriffe der Classic Movie Collection hoffen lässt. Vor allem filmhistorisch orientierte DVD-Freunde dürfen wohl schon mal Platz im Regal machen.

Technische Details

Bild: 4:3 Vollbild
Ton: Deutsch, Englisch (je Dolby Digital Mono 2.0)
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: 112 Minuten
Regionalcode 2

Zusatzmaterial

Begleitheft, Feature, geschnittene Szenen, Trailer, Biografien, Fotogalerien, Reclams elektronisches Filmlexikon (Vollversion)

(Thomas Groh)