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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Margarethe von Trotta: Rosenstraße (Deutschland 2003)

 

Anbieter: Eurovideo
VÖ: 25.03.2004 (Verleih), 02.06.2004 (Handel)

Regie: Margarethe von Trotta

Darsteller: Maria Schrader, Martin Feifel, Katja Riemann, Jürgen Vogel, Jutta Lampe, Doris Schade, u.a.

 

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DVD-Informationen
Margarethe von Trotta: Rosenstraße (Deutschland 2003)

In New York verbirgt sich die deutschstämmige Jüdin Ruth Weinstein nach dem Tod ihres Gatten hinter ihrer "neuentdeckten jewishness" und ordnet ihren (erwachsenen) Kindern gleiches an. Die bilingual aufgewachsene Tochter Hannah, eine Journalistin, ordnet sich dem indes nicht unter. Ein klärendes Gespräch - auch etwa über die Emigration der Mutter aus dem Dritten Reich - wird seitens der Mutter abgeblockt. Die Journalistin zieht es im folgenden nach Berlin, wo sie die adlige und greise Lena Fischer auftut, die sie mit der traumatisierten Biografie der Mutter in Verbindung bringen kann. Als deutschsprachige New Yorker Journalistin bittet sie die alte Dame um einige Interviews, verschweigt aber vorerst ihre eigentliche Identität. In mehreren Sitzungen entfalten sich vor Hannah die tragischen Umstände der jüngsten Lebensjahre ihrer Mutter: Zuzeiten des Dritten Reichs war Lena eine von vielen "Arierfrauen in Mischehe", deren jüdische Gatten während des 2. Weltkriegs zusammen mit anderen in einem Gebäude in der Rosenstraße provisorisch interniert wurden, um vermutlich in ein Konzentrationslager überführt zu werden. Auf der Straße davor sammelten sich die Ehefrauen zum mal schweigsamen, mal engagierten Protest. Reibereien mit den Ordnungskräften und Institutionen sind die Folge. Dort vor dem Gebäude macht Lena die Bekanntschaft mit der kleinen Ruth, deren Mutter sich ebenfalls in Gefangenschaft befindet. Nach einigem Hin und Her nimmt sie das Mädchen, Hannahs spätere Mutter, bei sich auf. Als Lenas Bruder dekoriert, aber versehrt von der Ostfront zurückkehrt und erschüttert von Konzentrationslagern und grausigen Massenerschießungen berichtet, verschärft sich der Protest der Frauen unter den Eindrücken des Luftkriegs zusehends ...

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Margarethe von Trottas offensichtliches Herzensprojekt war bei seiner Kinoauswertung von Kontroversen begleitet. Vor allem Wolfgang Benz, der Leiter des Berliner Instituts für Antisemitisforschung, warf dem Film in der Süddeutschen vor, "Geschichte auf den Kopf zu stellen und neue Mythen zu erfinden" (zit. nach angelaufen.de), was durch eine Authentifizierung der an sich fiktiven Spielhandlung vor historischer Kulisse mittels einer entsprechenden Notiz im Vorspann besonders ins Gewicht falle. In der Jungle World wiederum kritisierte man einige Aspekte der Produktion von hinter den Kulissen, wie das eher zweifelhafte Casting-Gebahren, und zweifelhafte Befindlichkeiten, die sich im Film, trotz seines engagierten Gestus, widerspiegeln. Die Kontroverse vor allem um Benz' Kritik zog weite Kreise: Eher weiche und unbeholfene Stellungnahmen der Regisseurin folgten im Fernsehen, im Feuilleton diskutierte man über mehrere Artikel hinweg das Spannungsverhältnis von historischer Faktizität und filmisch-fiktiver Aufarbeitung.

Nach der Sichtung auf DVD ist der Kritik am Film über weite Strecken zuzustimmen. Rosenstraße ist in Gestaltung und Tenor von einer Emphase gegenüber jener Episode des Nazi-Vernichtungsfeldzugs gezeichnet, die über bloße Entrüstung über die Internierung der Gatten und die Respektbekundung gegenüber den Ehefrauen in über zwei Stunden Spielzeit kaum hinauskommt. Das ist zwar ohne Zweifel gutgemeint, kann jedoch in einem filmischen Versuch allenfalls die Grundlage für weiteres stellen - ansonsten droht die Rührstückfalle. Eine intellektuelle Aufarbeitung des historischen Phänomens hat offensichtlich jedoch kaum stattgefunden. Die unter anderem auch deshalb vorgeschoben wirkende und dramaturgisch gesehen eher hinderliche Rahmenhandlung im Hier und Jetzt, die selbst mit ein paar Folklore-Projektionen und Kohärenzproblemen zu kämpfen hat, wirkt diesbezüglich wie eine fadenscheinige Entschuldigung. Wenn Benz dem Film vorwirft, lediglich eine "Klamotte" darzustellen, mag dies vielleicht krass formuliert sein, entbehrt aber nicht eines wahren Kerns: Rosenstraße wirkt mit seiner holzschnittartigen Erzählung und Figuren über weite Strecken wie die filmische Aufarbeitung eines knappen Bilderbuchs über das Dritte Reich - entsprechende Verkürzungen, Dämonisierungen und unpassende, spekulative Dramatisierungen inklusive. Das haben weder die Thematik der Shoah und deren Aspekte im Allgemeinen, noch die historischen Frauen aus der Rosenstraße im Besonderen verdient.

Zur Besprechung lag die Leihversion von Eurovideo vor. Diese kommt, wie im Verleihsegment meist üblich, recht "blank" daher. Angaben zu etwaigen Bonusmaterial der im Juni erhältlichen Verkaufsversion sind hier deshalb leider nicht möglich; Eurovideo hat für den Handel aber viele Extras auch über die obligatorischen Dreingaben hinaus angekündigt. Die Bildqualität der Veröffentlichung ist soweit passabel und annehmbar, allerdings fällt vor allem in dunklen oder von großen Farbflächen getragenen Szenen eine stete Blockbildung auf. Dadurch wirkt das Bild zuweilen etwas unruhig. Auch die Detailschärfe lässt ein wenig zu wünschen übrig, was vor allem der Linienführung einiger Szenen mit weitem Blickfeld undienlich ist. Der Ton hingegen ist glasklar und tadellos. Untertitel wurden leider keine beigegeben - Menschen mit beeinträchtigtem Gehör haben das Nachsehen. Insgesamt hätte man bestimmt noch mehr aus den technischen Gegebenheiten des Mediums und dem zugrunde liegenden Material holen können: Ein Release von eher durchschnittlicher Qualität also.

Technische Details

Bild: 2,35:1, 16:9 anamorph
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0)
Untertitel: keine
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 130 Min.

Zusatzmaterial

Verleihversion: keines

Verkaufsversion (angekündigt): Making Of, Interviews mit allen Hauptdarstellern, Interview mit Margarethe von Trotta, Audiokommentar von Margarethe von Trotta, "Behind-the-Scenes"-Sequenzen, Cast & Crew Infos, Produktionsnotizen, Kinotrailer

(Thomas Groh)