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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Rafael Romero Marchent: ... und Santana tötet sie Alle (Lo Irritarono E Sartana Fece Piazza Pulita, Italien 1970)

 

Anbieter: Koch Media
VÖ: 28.04.2004
Regie: Rafael Romero Marchent
Darsteller: Gianni Garko, William Bogart, Cristina Josani, Maria Silva, u.a.

 

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DVD-Informationen
Rafael Romero Marchent: ... und Santana tötet sie Alle (Lo Irritarono E Sartana Fece Piazza Pulita, Italien 1970)

Ganz grob könnte man im italienischen Westernfilm vielleicht drei Traditionslinien ausmachen: Die großen, epischen Erzählungen, für die der Name Leone synonym steht, die hard boiled stories, in denen mit Blick auf den Effekt knallige Geschichten mit harten Männern und heißen Eisen erzählt werden, und dann schließlich die eher burlesken Buddie-Movies, in denen sich Action mit Klamauk verbindet und die zumeist entsprechend süffisant synchronisiert sind. Mit ...und Santana tötet sie alle veröffentlicht Koch Media dieser Tage nun als dritten im Bunde ihrer ersten Westerntitel auch einen Vertreter dieser Gattung.

Die Story ist beinahe schon Nebensache und dient allenfalls als Perlenschnur, auf der Schießereien und Wortduelle aufgereiht werden: Die beiden Banditen Santana und Marcos werden von anderen Banditen um ihr "ehrlich verdientes Geld" - es geht um 100.000 Dollar - geprellt. Auf der Jagd nach der Kohle durch Prärie und Saloons gibt es Schießereien, Begegnungen mit schönen Frauen und viele flotte Sprüche.

Wer eine spannende Geschichte erwartet, sollte von dem Film die Finger lassen. Der episodisch angelegte Film ist deutlich als Produkt finanzieller Kalkulationen zu erkennen und funktioniert allein nach den Vorgaben eines der Zerstreuung dienenden Unterhaltungskinos ohne nennenswerten Anspruch. So stolpert er beinahe schon von einem Handlungszweig in den nächsten, ohne dass vorangegangene befriedigend abgeschlossen oder die folgenden zuvor nennenswert angelegt wären. Wie der Film in einer nicht näher eingebetteten Belagerungssituation beginnt, endet er auch eher diffus, zumindest aber kaum nachvollziehbar. Zuweilen mag das alles an Schelmenromane erinnern, die ihr Heil ebenso im Moment suchen, nicht aber im breit angelegten Spannungsbogen.

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Jedoch gilt es auch anzumerken, dass der Film das, was er sich zum Ziel setzt, mit Bravour erfüllt. Der Humor, der vor allem in der deutschen Synchro zum Tragen kommt (diese ist hier im übrigen ausnahmsweise mal Pflicht), mag nicht jedermanns Sache sein, er ist gewiss auch weit von politisch korrekten Gepflogenheiten angesiedelt, aber ein gewisses Amüsement über diesen lustvoll vorgetragenen Stuss lässt sich nicht verhehlen. Auch die Actionszenen sind solide und erfüllen ihren Zweck. In Verbindung mit den zahlreichen Ereignissen und Figuren, die die Erzählung nacheinander abreißt, ergibt sich dann, trotz aller Schwächen, dennoch ein schönes Stück nostalgischen Unterhaltungskinos, das Freunden solcher Filme abseits des Gewöhnlichen (nennen wir es mal unter Vorbehalt: Trash) eigentlich nur ans Herz gelegt werden kann. Und alle anderen wurden immerhin im Absatz zuvor gewarnt.

Auch diesen Film präsentiert Koch Media erstmals ungeschnitten. Die zahlreichen, zuvor entfallenen Szenen sind im Originalton belassen und einzeln untertitelt. Etwas bedauerlich ist es, dass sich die Untertitel nur auf eine schriftliche Wiedergabe der verfälschten deutschen Tonspur beschränken. Da diese den Figuren oft auch noch Sprüche in den Mund legt, wenn im Originalton schon nichts mehr gesagt wird, ist dies besonders verwirrend, da diese dennoch in den Untertiteln auftauchen. Ärgerlich wird diese Vorgehensweise in den zuvor entfallenen, zum Teil handlungstragenden Sequenzen: In einer wieder eingefügten Szene etwa besprechen Santana und Marcos ihr weiteres Vorgehen, die deutschen Untertitel übersetzen den italienischen Dialog wortgemäß. Die deutsche Synchro schaltet sich im Verlauf der Sequenz jedoch wieder ein und wiederholt den Inhalt des vorangegangenen Dialogs, während sinnigerweise im italienischen Original schon über anderes geredet wird: Egal, welche Tonspur man vorzieht, man bekommt die den Dialog gewissermaßen zweimal hintereinander serviert. Hier wäre eine dem italienischen Ton folgende Untertitelung eigentlich wünschenswert gewesen, schon alleine um als des Italienischen nicht Mächtiger feststellen zu können, ob der burleske Anstrich auch in der Originalversion so angelegt ist.

Doch soll dies nicht über die allgemeine Güte der Ausgabe hinweg täuschen. Zwar war das Material offenbar nicht mehr im allerbesten Zustand und ergibt so vor allem zu "Aktwechseln" einige Altersabnutzungen im Bild (die jedoch bei einem Film dieses Alters kaum ins Gewicht fallen). Doch ist der Transfer immerhin gut gelungen und überzeugt durch ein einigermaßen scharfes und farbgesättigtes Bild. Der Originalmonoton ist jeweils beibehalten worden und weiß unter diesen Vorgaben zu überzeugen. Schön immerhin, dass daran gedacht wurde, die Untertitel ins Bild zu positionieren: Besitzer von Widescreen-Fernsehgeräten können den Film so auch ohne weiteres unter vollen Nutzung der Bildhöhe und -breite sehen. Das Bonusmaterial entspricht dem gewohnten Standard: Aushangmaterial in der Bildgalerie, Trailer und natürlich wie immer Liner-Notes im Booklet. Eine solide Veröffentlichung, die dem Film - abgesehen von der zweifelhaften Untertitelung - ohne weiteres gerecht wird.

Technische Details

Bild: 2,35:1 16:9
Ton: Deutsch, Italenisch (je Mono 2.0)
Untertitel: deutsch
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 86 Min.

Zusatzmaterial:

Kinotrailer, Fotogalerie, Liner Notes

(Thomas Groh)