Steven Soderbergh: Voll Frontal (USA
2002) |
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OT: Full frontal
VÖ: 12.02.2004
Label: Buena
Vista
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Coleman Hough
Darsteller: David Duchovny, Nicky Katt, Catherine Keener, Julia Roberts,
David Hyde-Pierce, Blair Underwood |
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DVD-Informationen |
Voll Frontal
Irrenhaus Hollywood: Superstar Francesca spielt mit einem Jungstar
in ihrem neuen Film, in dem sich alles nur um Film dreht. Filmjournalist
Carl wird aus seinem Job gefeuert und muss die bittere Pille schlucken, dass
seine überkandidelte Frau, eine Hollywood-Managerin, sich von ihm trennen
will. Ihre Schwester, die Masseuse Linda, sucht derweil nach dem richtigen
Mann fürs Leben. Und schließlich ist da noch der Produzent Gus,
der eher auf ausgefallenen Sex steht. In einem regelrechten Fegefeuer der
Eitelkeiten treffen all diese Figuren bei einer Geburtstagsparty aufeinander.
Und dann geht's drunter und drüber... (Buena Vista)
"Voll frontal" bewegt sich auf mindestens drei ineinander verschachtelten
Ebenen die sich mitunter nur stilistisch voneinander trennen lassen. Besonders
augenfällig wird das in einer Szene vor einem Diner, in der ein Film
von David Fincher mit Brad Pitt gedreht wird, der Teil der Filmhandlung eines
klebrig-romantischen B-Movies ist, dessen Entstehungsprozess wiederum Teil
der Handlung von "Voll frontal" ist. Alles klar? Man hat das Gefühl,
dass sich Soderbergh seinem Sujet auf einer intuitiven Ebene nähert,
dass das filmische Experiment immer im Mittelpunkt steht. Die Verwandtschaft
zum dänischen Dogma-Manifest ergibt sich lediglich durch die
selbstauferlegten Beschränkungen, die für den Zuschauer nicht unbedingt
immer nachvollziehbar sein müssen. So bedient sich Soderbergh bei der
Montage einer Szene ausschließlich aus einem Take, verbietet den
Schauspielern den Rückzug in die normalerweise allgegenwärtigen
Trailer. Es gibt keine Maske, kein Kostüm, keinen Fahrer, keinen Personal
Asssistent. Wem die grimmige Ernsthaftigkeit hinter Dogma schon immer Suspekt
war, der ist bei Soderbergh genau richtig. Das Konzept wird zum Verkaufspitch,
und umgekehrt, die Stars mit (scheinbaren) Freiheiten zum Verzicht bewegt.
Die Form scheint wichtiger als der Inhalt und wenn sich die Handkamera in
der letzten Einstellung langsam nach hinten bewegt um den Blick aufs Set
freizugeben, ist das nur konsequent. Wenn alles Teil einer behaupteten
Realität ist, macht es dann wirklich Sinn zu unterscheiden? Während
der Film ohne Soundtrack auskommt dröhnt über dem coolen Abspann
ein geiler Rock´n Roll Song von "Guided by Voices". Der Titel: Do
something real. |
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Miramax hat 2 Millionen Dollar für "Voll frontal" locker
gemacht. Eine geradezu lächerliche Summe, wenn man das Staraufgebot
bedenkt. Ein Grund ist die Verwendung von Consumer Electronic. DV-Cam aus
dem Media Markt, Final Cut Pro als Schnittsystem, keine Drehgenehmigungen,
kleines Team. All das führt zu schnellstmöglicher Bewegung, gerade
mal 18 Drehtage hat man gebraucht. Der Bildqualität kommt deshalb nur
untergeordnete Bedeutung zu, was nicht heißen soll, dass der grainy
Look der verwaschenen DV-Bilder weniger ästhetisch wäre als
beispielsweise kontrastreiches 35mm Ausgangsmaterial. Es macht nur wenig
Sinn Rauschmuster oder fehlende Tiefenschärfe zu bemängeln, wo
das zum erklärten künstlerischen Konzept gehört. Also weiter
zum Ton. Soderbergh erklärt auf dem ausgezeichneten Kommentartrack
(gemeinsam mit Drehbuchautorin Coleman Hough), dass er dem Ton bezüglich
der Zumutbarkeit höheren Wert beimißt als dem Bild. Entsprechend
gut verständlich sind die meist geangelten O-Töne des englischen
Originals. Aufwendige Nachbearbeitung per Foley hat sich von selbst verboten
(siehe weiter oben). Man muss es eigentlich nicht weiter erwähnen, aber
natürlich fehlt der deutschen Synchronisation aus naheliegenden
Gründen die Lebendigkeit des Originals. Davon abgesehen wurde hier jedoch
gute Arbeit geleistet. Der Mix liegt in Dolby Digital 5.1 vor und musste
auf Effektebene wenig leisten. Neben dem bereits angesprochenen Audiokommentar
hält die DVD noch jede Menge interessantes Bonusmaterial bereit. So
äußern sich die Schauspieler und Söderbergh selbst zu den
Rules of the Game. Sage und schreibe 16 ausgemusterte Szenen hat man beigelegt,
dazu kommen In-Character Interviews der Darsteller, die bereits, wie alles
andere auch, Teil der Dreharbeiten waren. Ein paar Eindrücke von
denselbigen, mit der versteckten Kamera gedreht, runden die überaus
gelungene Veröffentlichung ab. |
Technische Daten:
Ton: 1. Dolby Digital 5.1 deutsch
2. Dolby Digital 5.1 englisch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Ländercode: RC 2
Untertitel: deutsch, englisch, englisch für
Hörgeschädigte
Spielfilmlänge: 97 Minuten
FSK:
Zusatzmaterial:
- Audio Kommentar von Regisseur Steven Söderbergh und Drehbuchautor
Coleman Hough
- Hinter den Kulissen mit versteckter Kamera
- Unübliche Regeln beim Filmdreh
- Interview mit Steven Soderbergh
- 16 zusätzliche Szenen
(Thomas Reuthebuch) |
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