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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Werner Herzog: Woyzeck  (D 1978)

 

Anbieter: Kinowelt Home Entertainment,
VÖ: 20.01.2004
Regie/Drehbuch: Werner Herzog
Darsteller: Klaus Kinski, Eva Mattes, Wolfgang Reichmann, Willy Semmelrogge, u.a.

 

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DVD-Informationen
Woyzeck (Deutschland 1978)

In seinem Film erzählt Werner Herzog mit dichter Nähe zur Vorlage, Georg Büchners Dramenfragment gleichen Namens, die Geschichte vom Infanteristen Franz Woyzeck (Klaus Kinski), der sich in einer kleinen Garnisonsstadt zu Zeiten des Biedermeiers für den Lebensunterhalt seiner kleinen, kirchlich nicht gesegneten Familie aufreibt. Da der Sold nicht reicht, stellt sich der von Vorgesetzten und Autoritätspersonen verhöhnte Soldat medizinischen Forschungsarbeiten zur Verfügung, die ihn gesundheitlich belasten. Als er ein Verhältnis seiner Geliebten mit einem Major aufdeckt, treibt ihn die Eifersucht schlussendlich in den Wahnsinn und zur Verzweiflungstat.

Herzogs oft als unfilmisch abgewiesene Adaption ist intensives Kino, das weniger durch seine Auflösung, als vielmehr aufgrund des ausdrucksstarken Spiel Klaus Kinskis fasziniert. Jede Körperregung, jedes Zucken im Gesicht, jede Nuance im Timbre der Stimme sitzt perfekt und lässt die inneren Zustände dieser tragischen Figur in jedem Detail mehr als nur erahnen. Der vielfach determinierte Woyzeck, von inneren wie äußeren Zwängen getrieben, war von Büchner als Figur seiner Zeit angelegt: Kinski trägt dem mit einer ungeheuren Präsenz, die die (im übrigen höchst effektive) Statik des Films schnell vergessen lässt, Rechnung.

Die qualitativ bislang sehr überzeugende Herzog/Kinski-Reihe wird auch mit dieser Veröffentlichung recht gelungen fortgesetzt. Auch für diesen Titel haben Herzogs damaliger Verleiher Laurens Straub und Herzog selbst einen Kommentar eingesprochen, der diesmal jedoch ausnahmsweise nur isoliert und nicht synchron zum Film verfolgt werden kann: Aufgrund der starken Dialoglastigkeit des Films hat man sich dazu entschlossen, den Kommentar als Gespräch zu konzipieren, das verschiedene Punkte und Vorgaben des Films aufgreift und vertieft und sich dadurch vom in diesem Falle als ungünstig wahrgenommenen Diktat des Films emanzipiert. Eine Vorgehensweise, die nicht ohne Reiz ist, in ihrer Umsetzung aber doch auch etwas unbefriedigend bleibt: Als bloße Tonspur verkommt das Gespräch schnell zum abstrakten Hörbuch.

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Eine eigentlich doch sehr naheliegende Illustration mit Stills aus dem Film, idealerweise noch aus jenen Sequenzen, die im Moment Gegenstand sind, wäre eine echte Bereicherung gewesen. Dessen ungeachtet wartet aber auch diese Auseinandersetzung, wie stets, mit vielen interessanten Details auf, auch wenn Herzog diesmal, was etwas unangenehm auffällt, eine Spur zu überzeugt vom eigenen Werk und dessen Glanz spricht. Außerdem liegen auf der DVD noch einige schöne und glücklicherweise bildschirmfüllende Fotos der Dreharbeiten wie auch ausführliche Filmo- und Biografien von Werner Herzog und Klaus Kinski vor. Als besonderes Schmankerl gibt es mit La Soufriere - Warten auf eine unausweichliche Katastrophe noch eine recht rare Dokumentation von Werner Herzog aus den 70er Jahren zu sehen: Kurz vor dem Ausbruch eines Vulkans dokumentiert Herzog, wie so oft unter Einsatz seines Lebens, die Ödnis einer kurz zuvor evakuierten Stadt. Warum diese Dokumentation nun ausgerechnet dem Woyzeck beiliegt und anderen DVDs der Reihe ähnlich selten zu sehende Beispiele aus dem dokumentarischen Schaffen Herzogs verwehrt blieben, ist eine Frage, auf die so recht zwar keine Antwort zu finden ist, doch soll das die Freude über diesen netten Bonus nicht schmälern.

Nicht immer ganz optimal ist leider die Bildqualität des Hauptfilms gelungen. Vor allem in Szenen mit großen Farbflächen (wie beispielsweise im Himmel der ersten Bilder, die den Ort der Handlung in der Totalen etablieren) macht sich doch ein auffälliges Rauschen bemerkbar, das den ansonsten so statischen Bildern ein wenig die Ruhe nimmt. Dieses tritt jedoch nur gelegentlich und in den zahlreichen Innenaufnahmen schließlich so gut wie gar nicht auf, so dass noch ohne weiteres von einem sehr guten Bild mit erfreulich hoher Detailschärfe, satten Farben und vor allem einem gelungenen Kontrast zu reden ist. Besonders erwähnenswert auch die, wie stets, hübsche Covergestaltung, die dem Film gut ansteht.

Die Reihe wird im März mit dem letzten noch ausstehenden Film, Cobra Verde, beschlossen, von dem wir ebenfalls berichten werden. Wer bislang noch nicht in die Reihe investiert hat, tut indes gut daran, sich auch weiterhin in Geduld zu üben: Bereits im April erscheint von Kinowelt abschließend eine Box mit allen DVDs der Reihe, die obendrein noch die sehenswerte Dokumentation "Mein liebster Feind" als Bonus enthalten wird. Die darin kompilierten DVDs entsprechen in Ausstattung und Qualität den bisherigen Veröffentlichungen, allerdings wird die Bonus-DVD des Fitzcarraldo-Sets mit der Dokumentation "Last der Träume" wohl nicht enthalten sein.

Technische Details:

Bildformat: 1,66:1
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 1.0)
Untertitel: -
Laufzeit: 77 Minuten
Regionalcode: 2

Zusatzmaterial:

Gespräch zwischen Laurens Straub und Werner Herzog ("Audiokommentar"), Trailer, Biografien, Fotos

(Thomas Groh)