Rezensionen: Frederik Pohl/Cyril B. Kornbluth: Eine Handvoll  Venus und ehrbare Kaufleute

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Autor

Frederik Pohl
(*1919)

Pohl ist einer der bekanntesten Autoren der amerikanischen Science Fiction. Zwar war er bereits in den dreißiger Jahren Mitglied der Futurians (eines losen Bundes von Science-Fiction
Autoren, darunter, Isaac Asimov, James Blish, Damon Knight, Donald Wollheim), schrieb aber, nach Arbeit in einer Werbeagentur, erst seit den 50er Jahren im größeren Umfang Science-Fiction-
Stories und Romane. In den 60ern war er Herausgeber der Magazine Galaxy und If und damit einer der einflussreichsten Männer der SF. In den siebzigern erst schrieb er seine Hauptwerke: Man plus und Gateway.

Cyril B. Kornbluth
(1923-1958)

Kornbluth veröffentlichte seine erste Kurzgeschichte mit 16 Jahren, hunderte, die in den Pulpmagazinen der Zeit erschienen, folgten (z.T. unter Pseudonym veröffentlicht). Er war ebenfalls Mitglied der Futurians. Er schrieb als alleiniger Autor drei - wenig bedeutende - Romane, mit Pohl veröffentlichte er zwei weitere, ein dritter (Wolfbane) wurde nach seinem frühen Tod von Pohl vollendet.

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REZENSION

Frederik Pohl/Cyril B. Kornbluth: Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute

(The Space Merchants, 1952)

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"Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute" ist auf seine heiter-satirische Weise nicht weniger düster in seiner Ansicht über die Zukunft (und eigentlich auch Gegenwart) der Menschheit als, sagen wir, die Dialektik der Aufklärung. Der Held, Mitch Courtenay, ist ein As im Schneidern von Verblendungszusammenhängen. Er arbeitet als Werbetexter für einen der beiden großen Konzerne auf diesem Gebiet. Im Gegensatz zum Konkurrenten Taunton, der es mit dem Holzhammer hält, agiert Courtenays Arbeitgeber, die Fowler Schocken AG, manipulativ und subliminal. Werbebotschaften werden unter der Bewusstseinsschwelle durchgeschmuggelt und kommen umso sicherer an.

Es gibt, wie es sich für Dystopien gehört, eine Gegenbewegung. Noch ist der Verblendungszusammenhang nicht total, die Dissidenten sind sogar erstaunlich gut organisiert. Verblüffend ist, dass es sich um militante Naturschützer handelt, die Natschus. Ihnen liegt das Wohl des Ganzen am Herzen, von Natur und Umwelt, ein bisschen marxistisch sind sie wohl auch. Der Roman geht da nicht ins Detail, hat vielmehr gut damit zu tun, die Handlung in großen Sprüngen voranzutreiben. Courtenay wird entführt, als Zwangsarbeiter in eine Kaffeeplantage verschleppt und lernt das Elend der Arbeiter (hier: Verbraucher) kennen. Er wird zum Natschu und macht auch dort Karriere als Werbetexter. Manipulation als Mittel zum guten Zweck? Oder gibt es einfach kein richtiges Leben im falschen?

Den Zusammenhang des Ganzen stellt ein riesiges Projekt der Venus-Kolonisation dar, das wiederum die Fowler Schocken AG an sich gerissen hat, die ohnehin viel mehr zu sein scheint als nur eine Werbefirma, eher ein Megakonzern globalen Ausmaßes. Auch die Natschus wollen auf die Venus, aber nur mit den besten Intentionen. Irgendwann wird einem dieser Verein genauso suspekt wie all die anderen, aber es ist nicht ganz klar, ob die Autoren das so pessimistisch meinen. Jedenfalls liest es sich gar nicht so düster, vieles ist von einer satirischen Leichtigkeit, die bisweilen wie Naivität anmutet. Großartig jedoch die Passagen mit Chicken Little, dem wuchernden Huhn, dem Grundnahrungsmittel der Verbraucher, das in einer riesigen Halle ständig gefüttert wird und (tagsüber) wächst, man schneidet das Fleisch aus dem lebendigen Leib, Chicken Little wächst weiter. Danach eilt der Roman wieder von einer Haupt- und Staatsaktion zur nächsten und legt ein so großes Tempo vor, dass man gar keine Lust zum Nachdenken entwickelt. Erstaunlich, dass Pessimismus so viel Spaß machen kann. Wie es übrigens ausgeht? Ja, schwer zu sagen, ob das nun ein gutes Ende ist, für die Menschheit.

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