Festival Filmfest Lünen 16. - 19.11. 2000 |
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Festival
Bericht vom Filmfest Lünen
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von Christoph EllesDas Schöne, das Hässliche und das Gemeine am Lünener Kino Lichtburg ist die Enge. Großzügig geschätzt verfügt der lange Gang, der in drei Geraden und zwei rechten Winkeln zu den beiden Kinosälen führt, über eine Breite von zwei Metern. Das an sich ist nicht schlimm, denn die Lichtburg ist ein kleines, aber feines Provinzkino, das sich nicht gerade über Massenandrang beklagen kann. Es sei denn, es ist mal wieder Filmfest. Am Wochenende erlebte Lünen zum 11. Mal diesen Ausnahmezustand. Eine hässlich gemeine Situation, weil jeder Gang zum Kinosaal eine kräftezehrende, schweißtreibende Drängel- und Schubs-Erfahrung darstellt. Aber auch ein schönes Erlebnis, weil die Enge das Festival irgendwie gemütlich macht, weil man auch nicht jeden Tag neben Frank Giering oder Til Schweiger für Bier und Popcorn ansteht. Irgendwie wirken die Stars ein wenig unsicher und verwirrt ob dieses Verlusts an Distanz. Nur der beinahe ironische rote Teppich im Foyer erinnert an die großen Momente des Sehens und Gesehenwerdens. Trotzdem scheint es, als kämen bekannte Darsteller und junge Regisseure gerne nach Lünen. Das Festival atmet Normalität, es ist ein tolles Forum für neue deutsche Filme und es vereint dank der großartigen Programmarbeit des Kölner Büros Schmitt + Teigler das Beste, was das Kino hierzulande zu bieten hat. Vor allem eröffnet es Künstlern aber eines, das sie sonst nicht selbstverständlich erfahren: den direkten, fast intimen Draht zu ihrem Publikum. Fachbesucher und normale Kinogänger senden gemeinsam deutlich spürbare Signale an die Macher - ganz explizit beim Small-Talk im Kinofoyer oder subtil durch die Stimmung während und nach einer Vorstellung. Wer als Filmschaffender mit wachen Augen und Ohren durch die Lichtburg spaziert, braucht im Grunde keine Rezensionen mehr zu lesen. Er weiß, wie sein Film wirkt oder nicht wirkt. Konsequenterweise bestimmt in Lünen allein das Publikum den Filmpreis. Auf Stimmkarten kann man nach jeder Vorstellung die Fläche Klasse, Ok oder Schlecht einreißen (bei letzterem eine ganz neue Bedeutung des Wortes Verriss), das prozentuale Verhältnis bestimmt den Sieger. In diesem Jahr stand Lars Büchels Komödie Jetzt oder nie - Zeit ist Geld ganz vorne. Die Entscheidung geht in Ordnung, auch wenn der von Til Schweiger produzierte Film sicherlich nicht der Beste im Wettbewerb war, sondern höchstens der, der das Publikum am wenigsten polarisiert hat.
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