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Magnolia

USA 1999
Regie: Paul Thomas Anderson. Mit Tom Cruise, Julianne Moore

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Paul Thomas Andersons Boogie Nights

(dt. 39.95, DVD: dt. 59.95, engl.  - Code 2 - 69.95)

Magnolia

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Das ganze Leben ist ein Quiz

"Magnolia" von P. T. Anderson ist ein rares Kino-Wunder

Toy Story 2

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....... Das ganze Leben ist ein Quiz, und wir sind nur die Kandidaten. Die Entscheidungen, die wir treffen, können richtig oder falsch sein, Sieg oder Niederlage, Erfolg oder Scheitern bestimmen. Mal gewinnen wir, mal verlieren wir. Und die nächste Frage kommt bestimmt. Paul Thomas Anderson wählt für seinen neuen Film "Magnolia" eine erfolgreiche Quizshow als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. So wie bei "What do kids know" zwei Generationen gegeneinander antreten, so hat auch das Leben einen Graben zwischen Eltern und Kindern gezogen, der kaum zu überwinden ist.

"Verlass mich nicht, du Arschloch", faucht Frank T. J. Mackey (Tom Cruise) seinem sterbenden Vater zu. Der Sohn, der mit seinem alten Herrn, dem reichen Fernsehmagnaten Earl Partridge (Jason Robards) gebrochen hat, als der die todkranke Mutter verließ, weint hemmungslos - seiner Liebe und seines Hasses wegen. Zwischen der kokainabhängigen Claudia (Melora Walters) und ihrem Vater, dem Quizshowmoderator Jimmy Gator (Philip Baker Hall), ist keine Versöhnung möglich. Gator steht am Ende ganz allein, krebskrank, von seiner Frau verlassen, vor den Scherben seines Lebens. "Man muss entscheiden, was man vergeben kann und was nicht", sagt der Polizist Jim Kurring (John C. Reilly), der gemeinsam mit Claudia einen anderen Weg für die Liebe suchen will. Keine Geheimnisse, keine Lügen. Nichts hoffen, was man nicht erwarten kann. Nichts zerstören, weil es keine falschen Hoffnungen gibt. Keine Angst mehr haben.
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Alles anders machen als Gator, der seine Frau betrogen hat, als Partridge, der seine Frau verlassen hat, als sie ihn am nötigsten brauchte. Auf dem Sterbebett ruft der Earl nach ihr und gesteht seinem Pfleger Phil (Philip Seymour Hoffman): "Nichts bereue ich mehr. Ich habe meine Liebe ziehen lassen. Ich habe meine Liebe ruiniert." Phil versucht den verlorenen Sohn zu finden, auf dass sich Earl Partridge mit ihm und seiner toten Frau versöhne. Earls zweite Frau Linda (Julianne Moore) zieht unterdessen ziellos durch die Nacht. Des Geldes wegen hatte sie Partridge geheiratet, ihn hintergangen und gedemütigt. Nun entdeckt sie ihre Liebe zu dem sterbenden alten Mann und weint um die vergeudeten Jahre. Bevor sie auch nur einen Pfennig des Vermögens erbt, will sie lieber fliehen - und sei es in den Tod.

An unerfüllter Liebe leidet auch Donnie Smith (William H. Macy), ehemaliger Star-Kandidat von Gators Quizshow. Das gefeierte Wunderkind verkauft heute Elektronik, doch hat seinen Weg in die Welt der Erwachsenen niemals gefunden. "Wir haben mit der Vergangenheit abgeschlossen, doch sie nicht mit uns." In seine Fußstapfen tritt der hochbegabte Teenager Stanley Spector (Jeremy Blackman), der wie einst Donnie für seinen ehrgeizigen Vater bei "What do kids know" Fernsehruhm und gutes Geld erlangen soll. "Du musst netter zu mir sein, Dad", bittet der Sohn. Doch Dad befiehlt seinem kleinen Versager, ins Bett zu gehen. Die Fortsetzung des alten Dramas ist vorgezeichnet.
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Eltern und ihre Kinder, Frauen und Männer. Die zwei großen Themen des Zwischenmenschlichen sind auch die großen Themen von "Magnolia". Unglaublich virtuos verbindet Drehbuchautor und Regisseur Anderson die Wege von neun Haupt- und zahlreichen Nebenfiguren an einem ereignisreichen Tag im kalifornischen San Fernando Valley. War "Boogie Nights" vor zwei Jahren ein eindrucksvoller Einblick in das Talent des erst 30-jährigen Regisseurs, so ist "Magnolia" sein ganz großer Wurf, ein filmisches Wunder, wie man es nur alle paar Jahre erleben darf. Seit Robert Altman uns 1993 in seinem Meisterwerk "Short Cuts" für drei Stunden am Leben von 22 verletzten Seelen in Los Angeles teilhaben ließ, hat es keinen so reichen Film mehr gegeben. Reich an Geschichten, an Momenten, an unvergesslichen Figuren, reich an Würde, Witz und Weisheit gleichermaßen.

Auch Anderson braucht über drei Stunden für "Magnolia", auch bei ihm ist keine Szene und keine Einstellung überflüssig. Dennoch ist seine Herangehensweise eine andere: optmistischer, stilistisch modernen und ein wenig versponnener. Schließlich lässt Anderson seinen Off-Erzähler gleich zu Anfang von wahren Wunderdingen berichten, von unglaublichen, ja unglaubwürdigen, schrecklichen Ereignisse der Geschichte. Ein Sporttaucher, der von einem Wasser tankenden Löschflugzeug aus dem See gefischt und im Brandgebiet abgeworfen wird. Ein Selbstmörder, der während des Falls vom Hochhausdach von einer Gewehrkugel getroffen und getötet wird. Zufälle, die keine sind. "Solche Dinge passieren andauernd", berichtet der Erzähler. Sie fallen nicht als groteske Skurrilitäten aus dem Rahmen des Lebens, sondern sind untrennbarer Bestandteil unseres Schicksals. Es sind die sprichwörtlichen Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich jeder rationalen Erklärung entziehen.
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Dieser witzige, befremdende Prolog von "Magnolia" erweist sich im Nachhinein als perfider Trick. Er dient nur zur Vorbereitung des waghalsigen Finales, das wohl eines der ungewöhnlichsten Ereignisse darstellt, die je auf Leinwand gebannt wurden. Teil des Tricks ist auch die leise Selbstironie, mit der Anderson den gebührenden Abstand vom großen Stoff, hält, damit sein Film nicht von der eigenen Inhaltsschwere und Bedeutung erdrückt wird. Als Pfleger Phil über eine obskure Sex-Bestellhotline nach Partridges verlorenem Sohn sucht, beschwört er mit dem Telefonisten auch den Zuschauer: "Ich weiß, das klingt verrückt. Ich weiß, das klingt wie die Szene im Film, wo der Typ versucht, den lange verloren geglaubten Sohn aufzustöbern. Aber das ist wirklich die Szene."

Diese Ironie hat nichts mit Arroganz gegenüber den Figuren zu tun. Dazu liebt Anderson sie zu sehr, mit all ihren Schwächen und Dummheiten. Allesamt tragen sie in sich ein tiefes Mitgefühl, eine große, menschliche Fähigkeit mitzuleiden und mitzukämpfen. "Ich habe viel Liebe zu geben", sagt das ehemalige Quiz-Kid Donnie Smith. "Ich weiß nur nicht, wohin damit." In der schönsten Szene des Films singen er und die anderen Hauptfiguren an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort - im Auto, beim Einbruch, auf dem Sterbebett - ein paar Zeilen eines Liedes mit. "Wise up", eine Ballade der amerikanischen Songwriterin Aimée Mann, verbindet in diesen Momenten alle Charaktere im Film, alle Zuschauer im Kino und letzlich alle Lebenden, Liebenden und Hoffenden dieser Welt. Wann zuletzt hat ein Film so etwas Großartiges geschafft?

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