Mak zieht in den Krieg, Nak, seine schwangere Frau bleibt zurück.
Auf jede genauere Situierung verzichtet der Film, zeitlich wie räumlich,
ersetzt sie durch das Archetypische der farbsatten Bilder aus dem von
Wasserkanälen durchzogenen Dschungel, durch die Leichen auf einem
Schlachtfeld. Parallel montiert werden die Todesnähe Maks, der eine
Kriegsverletzung beinahe nicht überlebt, und Naks, die bei der Geburt
ihres Kindes zu sterben droht. Dann kehrt Mak zurück, Nak empfängt
ihn, den Sohn im Arm, nur die erst leisen, dann massiver werdenden, der
Horror-Ikonografie entnommenen, Zeichen der Verunsicherung deuten auf die
Wahrheit, die der Kommentar eines Erzählers in den ersten Sätzen
des Films auch denen verraten hat, die nicht, wie jedes Kind in Thailand,
den zwanzig Mal bereits verfilmten Mythos von Nang Nak kennen.
In Wahrheit sind Nak und ihr Kind bei der Geburt gestorben, wer Mak,
den Krieger, empfängt, sind zwei Geister. Gegen die Einsicht in diese
Tatsache sträubt sich Mak solange es geht. Und zwar geht es auch um
seine Unfähigkeit zu trauern, also Abschied zu nehmen, der Geist aber
wird als manifest existenter vor- und dargestellt. Er tötet, er tritt
auf, wird zur Bedrohung, als man ihn bedroht. Zugleich bleibt Nak das Inbild
einer Liebe - und ihre Unfähigkeit zum Abschiednehmen reißt die
Grenze ein, die zwischen den Reichen der Toten und der Lebenden verlaufen
soll. Irdische Instanzen dieser Grenzbewahrung schreiten ein, ein etwas dubioser
Geisterjäger und zuletzt ein hochrangiger buddhistischer Mönch.
Die Unterhandlungen mit dem Geist haben, den krassen Horror-Bildern sei dank,
etwas sehr Materiales, der Exorzismus ist keine Sache bloßer
Worte.
Nonzee Nimibutr erzählt den Mythos in leuchtenden Bildern, deren
Schönheit aber zur Statik des Ganzen noch beiträgt.
Dazwischengeschossen werden, ohne dass der Ton je wirklich umschlägt,
Bilder von verwesten Leichen und Ratten und klaffenden Wunden. Das ergibt,
auf der Oberfläche, Kontrastwirkungen - die darunter aber keinen Halt
in einer geschlossenen Interpretation der Geschichte finden. Die Schönheit
bleibt so leer, die Liebe angesichts der musikalisch untermalten Genremalerei
bloße Behauptung. Der Respekt vor dem Mythos lässt die Bilder
erstarren, die nichts tun als Liebe und Tod in erhabener Schlichtheit zu
buchstabieren.
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