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Filmbuch: Jane Hamsher: Killer Instinct |
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REZENSIONJane Hamsher: Killer Instinct ________________________________________________________________
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Dies ist eine wahre Geschichte, erzählt als kunstfertig
aufgebauter Roman. Es ist die Geschichte der jungen Hollywood-Produzentin
Jane Hamsher (und ihres Partners Don Murphy), die das fast nichts als Ärger
hervorrufende Glück haben, an das faszinierende Skript eines jungen
und unbekannten Autors zu geraten. Glück wie Ärger haben viel damit
zu tun, daß der Name dieses Autors Quentin Tarantino ist, der, sobald
er jenen Erfolg zu haben beginnt, der ihn bald zum berühmtesten
Hollywood-Regisseur seiner Zeit machen wird, nichts Eiligeres und Dringenderes
zu tun hat als dieses Skript - nämlich zu Natural Born Killers - wieder
an sich zu bringen.
Hamsher und Murphy aber kämpfen den Kampf ihres Lebens um das Drehbuch, unter anderem gegen den unfähigen, und seiner Unfähigkeit wegen von Tarantino vorgeschlagenen, vorgesehenen ersten Regisseur, der, nachdem er auf durchaus sanfte Art rausgeflogen ist, vor Gericht zieht. Es läßt sich, ganz nebenbei, viel über bloß strategisches Verhalten im amerikanischen Rechtssystem lernen, das darin besteht, über Bande zu spielen, die mit recht/unrecht nicht das mindeste zu tun haben. Zunächst können die beiden ihr Glück dann nicht fassen, als Oliver Stone sich ernsthaft für das Drehbuch zu interessieren beginnt - und damit plötzlich Produktionsgelder von 40 Millionen Dollar zur Verfügung stehen. Große Teile des Buches beschreiben nun das Leben in jenem verschworenen Haufen, der die Oliver-Stone-Familie ist. Und dieses Leben ist hart - wenigstens für eine Frau, schon gar eine wie Jane Hamsher, die, glaubt man ihrer Selbstdarstellung, unerschrocken und unerbittlich ihren Kopf durchzusetzen gewillt ist. Rund ums egomane Familienoberhaupt sind fast ausschließlich so unreife wie mimosenhaft sensible Männer versammelt, die die meiste Zeit nichts besseres zu tun haben als, testosterongesteuert, völlig kontraproduktives Revierverteidigungsverhalten an den Tag zu legen. Einer von ihnen, der offziell unter Drehbuchkoautor geführt wird, hat gar den ehrenvollen Job, den Männern zuverlässig willige Frauen zuzuführen. Das Buch ist vieles auf einmal: die klassische amerikanische Geschichte vom amerikanischen Traum vom rasanten Aufstieg und Erfolg. Die Geschichte eines recht einsamen und zuletzt doch erfolgreichen Kampfes der mutigen Frau gegen arrogante Revierlöwen. Ein Buddy-Movie, nämlich in der sehr liebevoll geschilderten Beziehung Hamshers zu ihrem Produzentenpartner Don Murphy. Ein Lehrbuch: How to Have Success in Hollywood. Und nicht zuletzt ein Quentin-Tarantino-Haßbuch - ein schöner Höhepunkt ist der Abdruck eines in seiner Unverschämtheit kaum faßbaren Anmach-Briefes, den Hamsher in Venedig zugesteckt bekommt. Der Erzählton ist hemdsärmelig, aber im großen und ganzen ist der Humor erträglich und beschränkt sich nicht darauf, die geschilderten Figuren lächerlich zu machen. Mit den nötigen (wenn auch recht koketten) Dosen Selbstironie bringt einen Hamsher schnell auf ihre Seite und es erscheint ganz glaubhaft, daß diese Leute gar nicht lächerlich gemacht werden müssen. Sie sind es einfach.
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