Der furiose Auftakt zu Robert Altmans Comeback-Film
The Player war eine beinahe endlose Kamerafahrt über den Parkplatz
eines Filmstudios, die die Protagonisten des Films in einer komplexen
Bewegungsregie vorstellte, in einem Reigen den einen durch den anderen in
der Kamerabewegung ablöste, die etwas leichtes und tänzerisches
hatte. In Cookies Fortune tritt an die Stelle der Kamera (und ihrer
scheinbar mühelosen Leichtigkeit) die Schlüsselfigur des Films,
Willis, mit schwerem schlingerndem Schritt, auf dem Weg nach Hause, den die
weiteren Figuren des Films kreuzen. Dieser behäbige Schritt bleibt,
auch als immer wieder unterlegtes Blues-Gitarren-Motiv, der Generalbass von
Cookies Fortune.
Robert Altmans Vorliebe für Ensemble-Stücke ließ sich immer schon als Flucht vor der genaueren Beschäftigung mit Einzelfiguren deuten. Die Skizze, die Karikatur hat ihm meist genügt. Entwicklungen, Brüche, Eigenlogik und Dynamik der Charaktere bleiben der Komplexität der Erzählstruktur und dem Tempogefühl des Schnitts und vor allem des Zusammenschnitts der Stränge untergeordnet. Atemlosigkeit ist daher das, was von MASH über Nashville bis zu Tanner und Pret-a-porter den Altmanschen Filmen am besten bekommt. Und Atemlosigkeit ist so ziemlich das genaue Gegenteil der Erzählweise von Cookies Fortune. Und der schwere Bärentritt, der statt dessen von der ersten bis zur letzten Sekunde durchgehalten wird, bekommt dem Film nicht gut. Der Film muss sich so auf seine Geschichte und seine Figuren verlassen. Beide tragen nicht weit. Der Plot wird vom Film selbst nicht sehr ernst genommen und ist mehr der Verbindung der Figuren halber vorhanden. Die Auflösung mit der Aufdeckung ungeahnter Verwandtschaftsverhältnisse erinnert eher an die ex-Machina-Mechanik der Beendigung von Barockromanen als dass sie überrascht oder einleuchtet und die Dinge in einem anderen Licht präsentierte. Auch das aber wäre nicht fatal, wären die Figuren überzeugend geraten. Gerade sie aber sind die größte Schwäche des Films. Außer der sich wie den anderen undurchsichtigen, von Julianne Moore ins Ambivalente geretteten Cora belässt es Cookies Fortune bei statischen Karikaturen. Glenn Close als unerträglich bigotte Schreckschraube, Ned Beatty als Gemütschmensch von Sheriff, Chris O'Donnel als Tölpel vom Dienst, Liv Tyler als von Lyle Lovett angschmachtete vom Schicksal (aber nicht zu heftig) gezeichnete Göre, all das ist eindimensional, blosses Repertoire, der Langeweile nur hin und wieder durch Anflüge absurden Humors entrissen. Robert Altman hat für die Verfilmung eines schwachen Drehbuchs mit der kompletten Drosselung des Erzähltempos genau die falsche Entscheidung getroffen und seinen Film so unrettbar in ein Dilemma manövriert. Cookies Fortune ist im Ernst nicht von Interesse und im Unernst bei weitem nicht unterhaltsam genug. |
(seit dem 6.10.99)