Die Bewunderung für den Mut, im Herzen Hollywoods
einen Kriegsfilm zu machen, der den Krieg nicht zum
Anlaß für Action und Schauwerte nimmt, sondern zur Diskussion
spiritueller, ja metaphysischer Fragen, hält
eine ganze Weile an, nicht aber für die ganzen 170 Minuten, die der
Film dauert. Irgendwann drängen sich
dann doch die unangenehmen Fragen auf, die unter dem Wohlwollen für
dieses Wagnis, noch dazu eines
sagenumwobenen Regie-Mavericks, der seit zwanzig Jahren keinen Film mehr
gemacht hat, lauern.. |
Die Probleme sind nur aus Hollywood-Perspektive
erzähltechnischer Art. Die Regeln der Akteinteilung und
Charakterentwicklung mögen über den Haufen geworfen sein, die Folge
ist aber kein Durcheinander, son-
dern ein eher kontemplatives Ineinander von beeindruckenden Landschaftsaufnahmen,
Kriegsszenen (es
gibt dabei durchaus drastische Bilder) und inneren Monologen. Der Stil ist
literarisch, wäre genauer so etwa
auf der Höhe der frühen Moderne zu verorten (Faulkner, Dos Passos,
diese Ecke) und wäre, denkt man sich,
durchaus geeignet, langsam (Bedeutungs)Schicht um Schicht aufeinanderzulegen
zu dem poetischen Meister-
werk, das der Film gerne wäre. |
Ein paar Fehler, die einen an 'Saving Private Ryan'
verärgern, oder wenigstens ermüden, macht er dabei nicht.
An keiner Stelle wird er zu dem Buddy Movie, in dem sich in der Extremsituation
die Männer näherkommen,
Geheimnisse anvertrauen und runde, hübsch abgepackte Hollywood-Charaktere
werden. Psychologisierungen
sind weitgehend vermieden, freilich um den Preis einer allgemeinen
Flächigkeit der Einzelfiguren, die, gemeinsam
mit den manchmal symbolisch werdenden Bildern auf einer abstrakten
Reflexionsebene aufgetragen werden.
Diese Ebene ist die eigentliche bedeutungstragende Schicht des auf den ersten
Blick ganz realistischen Films.
Stabilisiert wird diese Ebene durch zwei Mittel: Das eine ist die Musik,
die ruhig, kontemplativ, leicht bedroh-
lich über, nein in diesem Falle wirklich: unter den Bildern liegt und
einen leisen Riß zwischen diese und das
mimetisch dargestellte Geschehen fügt; das andere sind die inneren Monologe,
voice overs im Flüsterton, in
denen die großen Fragen des Lebens gestellt werden. Und hier, genau
an dieser Stelle, in diesen Monologen
hört sich dann irgendwann alles auf. Von ihnen her geht die gewollte
Poesie, geht der gewünschte Eindruck,
den die Bilder machen sollen, zuschanden. Ohne Ironie und ohne weiter
Denkanstrengung soll das philosophisch
sein und ist es nicht. Irgendwann ist es nur noch der sündteure Ausflug
der Philosophieklasse der örtlichen
Volkshochschule auf die wunderschöne Insel im Pazifik, inklusive
existentialistischer Kriegseinlagen. Es ist,
mit einem Wort, Kunscht - und zwar von der Sorte, bei der man sich fragt,
ob sie wirklich viel besser ist
als jene Form wenigstens ehrlicher kommerzieller Konvention hollywoodscher
Üblichkeiten. |